Radio-App

Test: Receiver Radio verwandelt iPhone in Weltempfänger

Receiver Radio ist eine der spannendsten Webradio-App für Smartphones. Dabei wurde für iOS nun eine spannende neue Funktion eingeführt. Im Test zeigten sich aber auch noch Defizite.
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Radio-Apps für Smartphones gibt es fast wie Sand am Meer. Viele Programmveranstalter bieten eigene Programme für Android und iOS an. Dazu kommen die Anwendungen, die gleich eine Vielzahl von Hörfunkstationen bündeln. TuneIn Radio war lange Zeit die Referenz auf diesem Gebiet. Hier ist die weltweit wohl größte Anzahl an Hörfunkprogrammen zu finden. Im Frühjahr hat das hinter der App stehende Unternehmen allerdings entschieden, keine neuen Programme mehr aufzunehmen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Radio.de ist eine denkbare Alternative. Hier fehlt aber die Möglichkeit, eigene Streams für die Aufnahme in die Datenbank vorzuschlagen, geschweige denn zu installieren. MyTuner Radio bietet dieses Feature, ist aber von der Menüführung her eher "gewöhnungsbedürftig". Eine weitere Alternative zu TuneIn Radio kommt von der Appsolute GmbH, einem deutschen Unternehmen. Receiver Radio im Test Receiver Radio im Test
Foto/Logo: radioapp.de, Montage: teltarif.de

App für iOS, Android und Apple CarPlay

Die Anwendung nennt sich Receiver Radio und ist für Android und iOS gleichermaßen verfügbar, wobei die iOS-Version besser als die Android-Version gepflegt wird. Ab sofort kann man Receiver Radio auch mit Apple CarPlay nutzen. Das heißt, die Anwendung lässt sich in einem kompatiblen Auto oder in Verbindung mit einem geeigneten Autoradio auch direkt über das Car-HiFi-System steuern.

Mit Android Auto ist Receiver Radio hingegen bislang nicht kompatibel. Hier bleibt demnach nur die klassische Verbindung per Audiokabel oder Bluetooth, um die Webradios über das Autoradio zu hören. Am Android-Smartphone kann die Anwendung dagegen genauso wie am iPhone genutzt werden. Dabei lassen sich als Favoriten eingerichtete Radiostationen und Podcasts auch plattformübergreifend synchronisieren, wenn dafür die Dropbox anstelle von Google Drive oder iCloud als Speicherplatz verwendet wird.

Einfache und intuitiv bedienbare Menüführung

Übersichtliche Menüstruktur Übersichtliche Menüstruktur
Foto: teltarif.de
Receiver Radio weiß vor allem durch ein einfaches, schlichtes und im Vergleich zu anderen Webradio-Apps nicht überfrachtetes Design zu gefallen. Das Programm beschränkt sich auf das Wesentliche, ohne auf wichtige Funktionen zu verzichten. Radioprogramme lassen sich nach Genre und Ort oder nach der Sendesprache durchsuchen. Dazu gibt es eigene Rubriken für beliebte Sender und Programme aus der Region, in der sich der Hörer gerade aufhält.

In separaten Menüs sind Radiostationen zu finden, die mit vergleichsweise hoher Bitrate senden und demnach eine gute Übertragungsqualität bieten. Neue in die Datenbank aufgenommene Sender sind ebenfalls in einem eigenen Menü zu finden. Dazu gibt es Rubriken für die eigenen Favoriten und die zuletzt gehörten Programme. Ähnlich sind auch Podcasts sortiert.

So bekommt man neue Programme in die Receiver-Datenbank

Radiostationen, die sich noch nicht in der Datenbank befinden, können unter iOS zur Aufnahme vorgeschlagen werden. Unter Android ist dieser Menüpunkt derzeit noch nicht zu finden. Bei Vorschlägen, die wir eingereicht haben, hat die Aufnahme innerhalb weniger Tage geklappt. Dabei erhielten wir per E-Mail eine entsprechende Bestätigung. Android-Nutzer können neue Programme webbasiert vorschlagen, bis der Menüpunkt in der App nachgepflegt wird.

Webradio-Wiedergabe bei Receiver Radio Webradio-Wiedergabe bei Receiver Radio
Foto: teltarif.de
Möchte man als Hörer einen neuen Stream sofort zur Verfügung haben, so kann dieser im Menü "eigene Streams" hinzugefügt werden. Die hier eingepflegten Programme werden auf Wunsch auf alle iOS-Geräte synchronisiert, die der Anwender in Gebrauch hat. Die eigenen Streams stehen allerdings mit Apple CarPlay und unter Android nicht zur Verfügung.

Zusatzfunktionen in den Einstellungen

In den Einstellungen kann die App als Wecker oder Sleep-Timer eingerichtet werden. Dazu können die Anwender entscheiden, ob sie Favoriten synchronisieren möchten und wenn ja, über welchen Cloud-Speicher. Als weitere Möglichkeit kann die Funktion "Auto-Bitrate" ein- oder ausgeschaltet werden. Ist das Feature aktiv, so wird bei mobilen Datenverbindungen nach Möglichkeit ein Stream mit kleinerer Datenrate verwendet, um einen stabileren Empfang zu gewährleisten und das Inklusivvolumen des Tarifs zu sparen.

Mit der "automatischen Wiedergabe" wird nach dem Neustart der App der zuletzt gehörte Stream fortgesetzt, wenn Receiver Radio erneut geöffnet wird. Nicht zuletzt kann die Webradio-Nutzung auf einen WLAN-basierten Internet-Zugang begrenzt werden. Auch das Farbschema lässt sich anpassen.

Receiver Radio in der Praxis

Blick ins Menü für Administratives Blick ins Menü für Administratives
Foto: teltarif.de
Receiver Radio selbst ist bereits seit vielen Jahren auf dem Markt. Die App überzeugt durch eine sehr große Sendervielfalt mit Programmen aus aller Welt. Wie aktuell die Datenbank ist, zeigt sich anhand des erst Anfang November gestarteten Lokalsenders Radio Lübeck oder im Fall von Radio 90vier, einem niedersächsischen Lokalradio, das sich noch im Testbetrieb befindet. Beide Neuzugänge sind bei Receiver Radio bereits gelistet, beim Mitbewerber TuneIn Radio hingegen aufgrund des Aufnahmestopps für neue Programme nicht.

Auch hinsichtlich der Verfügbarkeit von Radiostationen, die schon lange senden, deren Stream aber nicht mehr zuverlässig funktioniert, macht Receiver Radio einen guten Eindruck. So sind die schon seit vielen Monaten kaum noch aktiven Streams der öffentlich-rechtlichen südwestafrikanisch-namibischen Rundfunkanstalt NBC nicht mehr gelistet. Der deutschsprachige Privatsender Hitradio Namibia, dessen Stream zuverlässig funktioniert, ist hingegen bei Receiver Radio vertreten.

AirPlay ja - GoogleCast nein

Während TuneIn Radio und Radio.de neben AirPlay auch den GoogleCast-Standard beherrschen, um die Radiostreams vom Smartphone auf WLAN-Lautsprecher oder HiFi-Anlagen zu bringen, gibt es bei Receiver Radio derzeit nur die AirPlay-Unterstützung. Diese bringt das iOS-Betriebssystem nativ mit sich, es befindet sich aber auch innerhalb des Players der Receiver-App ein entsprechender Menüpunkt.

Startmenü bei Apple CarPlay Startmenü bei Apple CarPlay
Foto: teltarif.de
Eine zusätzliche Unterstützung von GoogleCast wäre dennoch wünschenswert, zumal es beispielsweise mit der Android-App von Receiver Radio derzeit überhaupt keine Möglichkeit gibt, die Streams auf größere Lautsprecher zu bringen. Einzig die klassische Verbindung per Audiokabel oder Bluetooth ist möglich.

Mobiler Betrieb klappt nicht immer reibungslos

Während Receiver Radio über WLAN sehr zuverlässig funktioniert, weist die mobile Nutzung über LTE und UMTS Defizite auf, die mit den gleichen Endgeräten an den gleichen Orten mit TuneIn Radio nicht vorkommen. So reißt die Stream-Wiedergabe während einer Autofahrt ab, wenn TuneIn Radio den gleichen Stream aussetzerfrei abspielt. Zudem wird die Wiedergabe zum Teil nicht automatisch fortgesetzt, sodass der Nutzer manuell aktiv werden muss.

Hintergrund ist die derzeit fehlende Möglichkeit, den Stream vor der Wiedergabe zwischenzupuffern. Klickt man das gewünschte Programm an, so startet dieses sofort, unverzüglich. Bei TuneIn Radio kann eine Verzögerung eingestellt werden, wodurch der Stream stabiler ist. Für die iOS-Version von Receiver Radio befindet sich eine vergleichbare Funktion bereits im Beta-Test.

Receiver Radio ist das bessere TuneIn Radio

Stream-Wiedergabe im Auto Stream-Wiedergabe im Auto
Foto: teltarif.de
Galt TuneIn Radio lange Zeit als Referenz unter den internationalen Webradio-Apps für Smartphones und Tablets. Diese App schafft sich auf Dauer aber selbst ab, wenn sie dabei bleibt, keine neuen Radioprogramme mehr aufzunehmen. Dazu wurden die Menüs im Laufe der Jahre immer mehr überfrachtet. Receiver Radio hält seine Datenbank aktuell, bietet ein übersichtliches Menü und ist - wie die Konkurrenz-Programme - für iOS und Android gleichermaßen verfügbar.

Die Unterstützung für Apple CarPlay sorgt nun dafür, dass die Anwendung auch im Auto "legal" genutzt werden kann. Zur Bedienung muss man nicht mehr zum Smartphone greifen. Stattdessen stellt man den gewünschten Sender oder Podcast direkt über das Entertainment-System des Autos ein - ähnlich wie der Empfang direkt über das im Fahrzeug integrierte Autoradio. Die iOS-Version kostet einmalig 4,49 Euro, im Google Play Store ist das Programm für 1,99 Euro zu bekommen. Nicht zuletzt ist das Webradio-Programm zum Preis von jeweils 99 Cent für Apple TV und Amazon Fire TV verfügbar.

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