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Knowroaming: Aufklebe-SIM soll Kosten senken

Soll in mehr Ländern funktionieren als die UNO kennt
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Wenn man sich aber die etwas versteckten Preise im Tarifrechner auf der Homepage anschaut, wird man schnell feststellen, dass die aufgerufenen Preise nicht immer die günstigsten sind und beispielsweise in Europa sogar über den regulären EU-Roaming-Tarifen liegen können. Zu beachten ist ferner, dass die Preise auf der Homepage in US-Dollar angegeben sind, wir haben sie der besseren Vergleichbarkeit in Euro umgerechnet (1 US-Dollar = 0,74 Euro) Alle Verbindungen werden im Minutentakt (60/60) berechnet.

Einige Beispiele:

Von Afghanistan nach Deutschland sollen es per Callback 75 Cent pro Minute oder 90 Cent per Callthrough sein, hier gibt es günstigere Anbieter wie etwa Piranha mobile. Das MB Daten wird mit 65 Cent/MB berechnet. Ankommende Gespräche sind mit 16 Cent pro Minute, gemessen am dahinter liegenden Aufwand, wirklich gut.

Im "teuersten Mobilfunkland der Welt", der Insel Kuba, würde ein Anruf zu den Lieben daheim in Deutschland "nur" 2,32 Euro/Minute kosten, wobei nur per Callback gewählt werden kann. Für 1 MB Daten wären knapp 18 Euro zu veranschlagen, für eine SMS unglaubliche 1,81 EUR und ankommende Gespräche stünden mit 2,04 Euro/Minute auf der Uhr.

Von den USA nach Deutschland nennt die Preisliste 50 Cent pro Minute (nur im CallThrough-Verfahren) und 16 Cent/SMS, das MB Daten gibts für vernünftige 9 Cent und ein ankommendes Gespräch kostet 22 Cent die Minute, ist also teurer als in Afghanistan, warum auch immer.

Bleiben wir in Europa: Die Relation Schweiz - Deutschland würde 41 Cent (Callback) oder 60 Cent (Callthrough) kosten, eine SMS für 15 Cent und 12 Cent pro ankommende Minute wären gegenüber den sonst üblichen Tarif-Zone-1 oder -2-Tarifen eine Wohltat.

Für Frankreich - Deutschland würden 34 bis 39 Cent/Minute abgehend berechnet, eine SMS könnte man für 14 Cent verschicken und ankommend würden 4 Cent pro Minute fällig, das liegt nur teilweise unter den von der EU regulierten Preisen, die abgehend 28,59 Cent und ankommend 8,33 Cent pro Minute vorschreiben, die SMS kostet dort regulierte 9,5 Cent.

Polen ist ebenfalls EU-Mitglied, jedoch nicht für knowroaming.com. Von Polen nach Deutschland werden je nach Wahlverfahren 36 bis 58 Cent veranschlagt, 16 Cent pro SMS, 11 Cent pro MB und knapp 8 Cent für ankommende Verbindungen, also auch teurer als von der EU gefordert.

Unklar ist, ob zu diesen Preisen noch eine Mehrwertsteuer gerechnet werden muss und welche Steuer (kanadische, europäische, andere?) hier zum Ansatz gebracht werden muss. Dadurch können die Preise nur ungünstiger werden.

Erstes Fazit:

Die Idee einer aufklebbaren SIM-Karte klingt auf den ersten Blick originell, wird aber schnell zum "Handycap", wenn ein Anwender öfters seine SIM-Karten im Handy wechselt. Lässt sich der Kleber rückstands- und zerstörungsfrei von der Haupt-SIM-Karte entfernen? Kann er danach erneut auf eine andere SIM-Karte geklebt werden? Passt der Sticker wirklich problemlos in jedes Handy, wo schon normale SIM-Karten nur mit chirurgischem Besteck eingelegt oder entnommen werden können? Gerade der Smartphone-Hersteller Apple würde im Ernstfall jede Garantie verweigern, wenn keine originale SIM-Karte ins Gerät "verbaut" wird. Kann die geklebte Karte auch in "einfachen" Telefonen genutzt werden? Wie stabil ist die Erreichbarkeit der Karte und unter welcher (exotischen?) Rufnummer wird das sein?

Mit 220 Ländern zu werben, dürfte den Träumen der Marketingabteilung bei knowroaming entsprungen sein, ein Aspekt, der den kritischen Anwender hellhörig werden lässt, besonders, wenn sich das Unternehmen "wir kennen uns mit Roaming aus" (knowroaming) auf die Fahnen schreibt.

Eine Frage können wir vielleicht schon jetzt (spekulativ) beantworten: Virtuelle Mobilfunkrufnummern sind in Deutschland nach dem spektakulären Ende von vistream nur noch mit langen Vorlaufzeiten und nach intensiven Verhandlungen mit den etablierten Netzbetreibern zu bekommen, die an "virtueller Konkurrenz" kaum interessiert sein dürften. Anbieter wie Sipgate, Lycamobile oder truphone dürften auch wenig Interesse haben, einen Teil ihrer Nummern an unbekannte neue Anbieter "unterzuvermieten". Der damit mögliche Ärger wäre die möglichen Einnahmen kaum wert.

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