Heimnetzwerk

Lieferengpässe: Hohe Nachfrage nach WLAN-Routern

Die Nach­frage nach elek­tro­nischen Bauteilen und Mikro­chips ist durch den Digi­tali­sie­rungs­schub der Corona-Pandemie merk­lich gestiegen. Nun spitzt sich die Lage zu: Internet-Provider decken sich mit WLAN-Router ein, denn die Geräte sind knapp.
Von Marc Hankmann

WLAN-Router neben Tastatur und PC-Bildschirm Laut Vodafone war die Nachfrage nach der FRITZ!Box 7590 punktuell größer als die Verfügbarkeit
Vodafone
Bereits im vergan­genen Jahr mussten Internet-Provider länger auf die benö­tigten Liefe­rungen warten. Die Liefer­zeiten dauerten um bis zu 50 Prozent länger, wie ein Kabel­netz­betreiber auf Anfrage von teltarif.de mitteilt. Das hat verschie­dene Ursa­chen, ange­fangen bei Corona-Maßnahmen, die den Abbau von Rohstoffen sowie die Produk­tion in Fernost und den Fracht­luft­ver­kehr hemmten über geopo­liti­sche Span­nungen, insbe­son­dere zwischen den USA und China, bis hin zu einer stei­genden Nach­frage, etwa in der Auto­mobil­indus­trie oder durch Trends wie das Internet of Things (IoT).

Beson­dere Vorkomm­nisse wie die Havarie der Ever Given im Suez­kanal tun ihr Übriges dazu. Ohnehin ist der Seeweg über­lastet. Es mangelt an Contai­nern. Die Abnehmer müssen mit langem Vorlauf bei ihren Liefe­ranten buchen. Was bislang auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa rund sechs Wochen dauerte, braucht jetzt bis zu zehn Wochen, sagt ein Bran­chen­insider. WLAN-Router neben Tastatur und PC-Bildschirm Laut Vodafone war die Nachfrage nach der FRITZ!Box 7590 punktuell größer als die Verfügbarkeit
Vodafone

Router-Knapp­heit betrifft auch FRITZ!Boxen

Auch wenn auf Anfrage von teltarif.de einige Internet-Provider von vollen Lagern und lang­fris­tigen Verträgen mit Liefe­ranten spre­chen, werden aufgrund der anhal­tend hohen Nach­frage nach Bauteilen und Mikro­chips WLAN-Router knapp. „Wie alle anderen Markt­teil­nehmer spüren auch wir seit geraumer Zeit die Auswir­kungen der Verknap­pung von Elek­tronik­bau­teilen am Welt­markt deut­lich“, sagt eine Spre­cherin von 1&1. NetCologne bestä­tigt auf Anfrage Liefer­eng­pässe.

Die Kölner nutzen ebenso wie Voda­fone die FRITZ!Boxen des Herstel­lers AVM. „Bei einzelnen Router-Modellen ist die Nach­frage der Verbrau­cher in Deutsch­land punk­tuell größer als die Verfüg­bar­keit“, erklärt Voda­fone-Konzern­spre­cher Volker Peten­dorf. „Konkret sehen wir eine solche Situa­tion der Router-Knapp­heit aktuell bei einzelnen Modellen von AVM (7590 und 6591).“ Nicht jeder Kunde könne sofort sein Wunsch­modell bekommen. „Er muss unter Umständen auf andere Modelle/Hersteller auswei­chen, wenn er sofort einen neuen Router für höhere Geschwin­dig­keiten (also ein Band­breiten-Upgrade) haben möchte“, so Peten­dorf.

Hersteller und Internet-Provider beru­higen

Gunther Thiel von D-Link D-Link-Mananger Gunther Thiel rechnet Mitte des Jahres mit einer Entspannung bei der Lieferung von Bauteilen und Mikrochips. Andere geben indes keine Prognose ab.
D-Link
Auch bei der Deut­schen Telekom kam es aufgrund pande­mie­bedingt fehlender Bauteile vorüber­gehend zu einem Engpass beim Router Speed­port Pro+. Die Bonner haben bereits im Sommer 2020 mit Liefe­ranten über die heikle Situa­tion gespro­chen. „Damit konnten Produk­tions­kapa­zitäten bei den kriti­schen System­lie­feranten reser­viert und eine Verfüg­bar­keit der Grund­ver­sor­gung an Anschluss­pro­dukten sicher­gestellt werden“, erklärt ein Unter­neh­mens­spre­cher gegen­über teltarif.de. Die Provider beru­higen: Es stünden ausrei­chend Router zur Verfü­gung.

Bran­chen­insider sehen das indes anders. Gegen­über teltarif.de erklären einige, dass sie derzeit über Maßnahmen nach­denken, wie der Router-Knapp­heit entge­gen­gewirkt werden kann. Die betrifft vor allem DSL-Router. „Falls das gewünschte Modell gerade nicht verfügbar sein sollte, sehen wir, dass gerne auch auf hoch­wer­tigere Modelle mit neuester Tech­nologie wie Wifi 6 zurück­gegriffen wird“, sagt Gunter Thiel, Country Manager DACH & Benelux bei D-Link.

Refur­bis­hing rückt in den Fokus

Die ange­spannte Liefer­situa­tion führt dazu, dass sich die Provider vermehrt dem Refur­bis­hing widmen. „Wir stellen seit einiger Zeit bei uns ein noch­mals stark gestie­genes Inter­esse an der Wieder­auf­berei­tung von Routern seitens vieler unserer Netz­partner fest“, sagt Michael Künsken, Geschäfts­führer der SELOCA GmbH, die sich auf die Wieder­auf­berei­tung von Routern, Kabel­modems, Set-Top-Boxen usw. spezia­lisiert hat. Künsken kann sich nicht über Anfragen poten­zieller Neukunden beklagen. SELOCA hat bislang rund eine halbe Million elek­tro­nischer Endge­räte wieder aufbe­reitet. Auch die Telekom bringt Altge­räte wieder in Umlauf. Nach eigener Aussage liegt bei den Bonnern die Nach­hal­tig­keits­quote bei bis zu 80 Prozent.

Mitarbeiter mit Endgeräten am PC Kabel Refurbishing, die Wiederaufbereitung von Altgeräten, wie hier bei SELOCA, rückt in Zeiten von Lieferengpässen in den Fokus der ISP
SELOCA/Frank Motter
Eine mittel- oder lang­fris­tige Prognose über die Entwick­lung der Liefer­situa­tion wagt kaum jemand, zu dyna­misch ist derzeit der Markt. Bislang konnten die Internet-Provider Auswir­kungen bei der Auslie­ferung an ihre Kunden vermeiden. „Aller­dings ist auch für uns absehbar, dass diese Situa­tion - sofern sie weiterhin andauert und die Liefe­rung nicht wieder hoch­gefahren wird - dazu führt, dass es bei der Auslie­ferung an Kunden zu Verzö­gerungen kommen wird“, sagt die NetCologne-Spre­cherin. Einzig D-Link-Manager Thiel erwartet eine Entspan­nung im Markt für die Mitte des Jahres.

Router gibt es für zahl­reiche Anschluss-Tech­niken und auch für jeden Geld­beutel. Doch für mehr Funk­tionen muss der Inter­essent auch etwas tiefer in die Tasche greifen. Wir zeigen, worauf man beim Router-Kauf achten muss.

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