Digital Radio

Digitales mobiles Satellitenradio will europäischen Markt erobern

Mit SBN steht weiterer Veranstalter vor dem Start
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Sirius-XM-Empfänger Sirius-XM-Empfänger
Bild: Sirius XM
In den USA und Kanada ist mobiles Satellitenradio eine Erfolgsstory und inzwischen der zweitwichtigste Verbreitungsweg für Hörfunki­programme nach UKW. In zahlreichen in Nordamerika verkauften Fahrzeugen befindet sich ein Empfänger für die auf der Sirius-XM-Plattform ausgestrahlten Hörfunkprogramme. Im Vergleich zum stationären Satellitenradio (DVB-S), für dessen Empfang größere Satellitenantennen mit einem Durchmesser von mindestens 45 Zentimetern und ein digitaler Satellitenreceiver erforderlich sind, reicht beim mobilen Satellitenradio ein kleines Gerät mit eingebauter Antenne aus, der Empfang ist ähnlich wie das GPS-Signal auch in geschlossenen Räumen möglich. Auch über Handys oder Autoradios ist es hörbar.

Kanadische Holding wagt Sprung nach Europa

Sirius-XM-Empfänger Sirius-XM-Empfänger
Bild: Sirius XM
Jetzt soll es mobiles Satellitenradio auch in Europa geben, und gleich drei Anbieter wollen auf den Markt vorpreschen. Nachdem EUR Radio von Solaris Mobile in den Testbetrieb gegangen ist, steht jetzt mit SBN ein weiterer Veranstalter von digitalem mobilem Satellitenradio für Europa in den Startlöchern. In einer ersten Phase beabsichtigt SBN, die Ausstrahlung des Satellitenradios für Italien und angrenzende Gebiete zu starten. Die erwarteten finanziellen Mittel sollten ausreichen, um den Start der terrestrisch ausgestrahlten Radioprogramme im Jahr 2012 zu gewährleisten, teilt der Veranstalter mit. Hinter dem Projekt steht die kanadische Holding Underseas Research & Recovery Ltd [Link entfernt] . Das Unternehmen will sechs Satelliten starten lassen, die in einem niedrigen Orbit fliegen, um so Europa und angrenzende Gebiete mit einem Sendesignal in der gewünschten hohen Qualität zu versorgen. Bis 2014 sollen potenziell 700 Millionen Menschen erreicht werden.

Viele Sprachen und exzellente UKW-Versorgung sprechen gegen Erfolg in Europa

Was verlockend klingt, erweist sich jedoch bei näherer Betrachtung als problematisch: Denn es ist fraglich, ob sich der Erfolg von Sirius-XM in Europa wiederholen kann. In den USA konnte sich mobiles Satellitenradio durchsetzen, weil in ländlichen Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte oft terrestrisch kein UKW-, sondern lediglich Mittelwellenempfang möglich ist. Vor allem bei langen Überland-Fahrten auf den Highways konnten PWK- oder Fernfahrer mit dem mobilen Satellitenradio erstmals Radiosender in guter Qualität genießen. Außerdem gibt es, im Vergleich zu Europa, in Nordamerika keine Streuverluste durch zahlreiche unterschiedliche Sprachen - überall wird Englisch gesprochen. Und: Die UKW-Abdeckung in Europa ist überall tadellos und wird in Zukunft in vielen Ländern auch noch durch das digitale DAB+ ergänzt.

Als potenzielle Zielgruppe bleiben also vorrangig Menschen, die sich lange im europäischen Ausland aufhalten. Auch Touristen oder Vielfahrer (etwa Trucker), die oft außerhalb Deutschlands unterwegs sind, könnten so mit mobilen Endgeräten Informationen per Radio aus der Heimat via Satellit empfangen. Außerdem könnte der Deutsche auf diesem Weg im Ausland Radio oder TV an mobilen Geräten wie Smartphones nutzen, ohne dabei in Kostenfallen aufgrund hoher Roaming-Gebühren zu fallen - freilich nur, falls es Hersteller von Mobiltelefonen gibt, welche die Technik in ihre Geräte einbauen. Mobiles Satellitenradio ist klassisches Broadcasting, für das keine Internetverbindung nötig ist.

Drei Anbieter buhlen um Kunden

Kontraproduktiv ist jedoch, dass nun gleich drei unterschiedliche, proprietäre Systeme um den neuen Markt buhlen. Neben SBN, über dessen Technik bisher wenig bekannt ist, will EUR Radio, das Satellitenradio von Solaris Mobile, einem Tochterunternehmen der Satellitenbetreiber Astra und Eutelsat, im Modus DVB-SH starten. Hier sind die Planungen bereits weit vorangeschritten: Erste Sender - auch aus Deutschland - senden bereits über die Plattform, bis Frühjahr soll es ein Angebot von rund 30 Hörfunkprogrammen aus unterschiedlichen Ländern geben. Auch Mobil-TV und Datendienste sollen mittels der Technik übertragen werden. Für EUR Radio gibt es bisher nur Prototypen zum Empfang, bei SBN ist die Entwicklung noch nicht so weit. Daher ist bisher auch noch nichts über Geschäftsmodelle bekannt, etwa ob die Hörfunksender kostenlos ausgestrahlt werden. Ruhig geworden ist es dagegen um das Projekt Ondas Media [Link entfernt] , das ursprünglich sein mobiles Satellitenradio in 2012 starten wollte.

In Europa gescheitert ist bereits das Satellitenradio WorldSpace, das zuvor seit Jahren vor sich hin dümpelte. Ob EUR Radio und SBN nun mehr Erfolg haben werden als WorldSpace bleibt abzuwarten. Experten sind in jedem Fall skeptisch.

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