Schweiz: UKW-Abschaltung bis spätestens Januar 2023
Die Schweiz will UKW abschalten
Quelle: YouTube, Screenshot: Michael Fuhr
Die Schweiz steigt als erstes Land weltweit komplett aus dem analogen UKW-Hörfunk aus. Die schweizerische Radiobranche hat sich darauf geeinigt, den Wechsel von UKW auf die digitale Verbreitung via DAB+ bereits in den Jahren 2022 und 2023 umzusetzen. Die Mitglieder der Radioverbände und der SRG haben dem Vorgehen zugestimmt. Demnach wird die SRG ihre UKW-Sender im August 2022 abschalten, die Privatradios spätestens im Januar 2023. Zuvor hatte Norwegen bereits alle überregionalen Senderketten abgeschaltet, die lokalen Programme senden aber noch im analogen UKW-Band.
Breite Zustimmung
Die Schweiz will UKW abschalten
Quelle: YouTube, Screenshot: Michael Fuhr
Die Entscheidung in der Schweiz ist in allen Landesteilen mit großer Mehrheit zustande gekommen. Dies teilten der Verband Schweizer Privatradios (VSP), die Union Romande des Radios Régionales (RRR), die Union nicht-gewinnorientierter Lokalradios (Unikom) und die SRG am 21. Dezember mit. Der Ausstieg erfolge aufgrund der positiven Signale aus dem Markt und der Entwicklung der Nutzungszahlen. Der Abschaltplan sieht vor, dass die SRG ihre UKW-Sender im August 2022 außer Betrieb nimmt, um den kommerziellen Veranstaltern den Umstieg zu erleichtern. Im Januar 2023 werden dann die privaten Radiostationen ihre UKW-Sender vom Netz nehmen. Die Medienbehörde BAKOM wird den UKW-Abschaltplan der Radiobranche umsetzen.
Der Bundesrat hat in den letzten Jahren die rechtlichen Grundlagen für den Umstieg von der analogen UKW-Technologie zu DAB+ geschaffen. Außerdem gewährt er den Radioveranstaltern während der Übergangsphase bis zur UKW-Abschaltung eine substanzielle finanzielle Unterstützung für die DAB+-Verbreitung. Innerhalb eines mehrjährigen Zeitfensters hat es der Bundesrat der Radiobranche überlassen, den Umstieg von UKW zu DAB+ selbständig zu organisieren. Das BAKOM hat sich bereit erklärt, den von der Branche beschlossenen Abschaltplan als verbindliche Verpflichtung entgegennehmen und die UKW-Funkkonzessionen auf die vereinbarten Daten hin aufheben.
DAB+ schon jetzt beliebtester Verbreitungsweg
Seit Herbst 2015 ermittelt GfK Switzerland im Auftrag der AG DigiMig halbjährlich den Stand der Radionutzung in der Schweiz: Die elfte Erhebung vom Frühling 2020 hat ergeben, dass die digitale Radionutzung seit Herbst 2015 um 22 Prozentpunkte gestiegen ist. Radiohörer empfangen somit täglich 71 von 100 Radiominuten auf digitalem Weg (DAB+: 39 Prozent, Internet und Kabel 32 Prozent). Gleichzeitig ist die UKW-Nutzung um 22 Prozentpunkte auf 29 Prozent gesunken. Und nur noch 13 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben im Juni 2020 ausschließlich analoges UKW-Radio gehört.
Nicht nur zu Hause und bei der Arbeit ist DAB+ der beliebteste Empfangsweg für Radioprogramme. Auch im Auto, der letzten UKW-Bastion, hat DAB+ an Bedeutung gewonnen und UKW als wichtigsten Radio-Empfangsweg abgelöst. Die Radionutzung über DAB+ und Internetradio machen im Auto zusammen inzwischen 55 Prozent der Gesamtnutzung aus.
Nachbarländer: Run auf Schweizer UKW-Frequenzen?
Offen ist noch, was mit den frei werdenden UKW-Frequenzen passiert. Möglicherweise werden sie künftig von den Nachbarn in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien genutzt. In der Bodenseeregion beispielsweise haben fast alle deutschen Programme noch mit Empfangsproblemen auf UKW zu kämpfen, prinzipiell böte sich sogar der weitreichende Schweizer Sendestandort auf dem Säntis für eine Versorgung der Region an. In keinem Nachbarland ist aktuell ein Zeitpunkt für eine UKW-Abschaltung vorgesehen. Es ist aber auch denkbar, dass die Schweiz einige UKW-Frequenzen für eine Notfallversorgung selbst behalten will.
In einem Podcast haben wir uns allgemein mit der Zukunft von UKW beschäftigt.