Vaunet: UKW-Radio weiterentwickeln statt abschalten
Der Fachbereichsvorstand Radio des Privatfunkverbands Vaunet hat acht Prioritäten für die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und einen Neustart im dualen Mediensystem vorgelegt. Mit ihnen soll das Gleichgewicht beider Säulen im Hörfunkbereich, insbesondere mit Blick auf die weitreichenden Auswirkungen beitragsfinanzierter öffentlich-rechtlicher Angebote auf die private Radio- und Audioanbieterlandschaft, aus ihrer Sicht wieder ausbalanciert werden.
"Existenzielle Bedeutung" von UKW
Geht es nach dem Vaunet, sollen alte UKW-Radios noch jahrelang weiterspielen
Foto: Fuyin
In der terrestrischen Verbreitung des Radios ist der Verband weiter in der Vergangenheit stehengeblieben. Anders als beispielsweise die Schweizer Kollegen fordern die privaten Sender im Vaunet anstatt Abschaltdebatten eine Anerkennung der existenziellen Bedeutung des analogen Verbreitungswegs UKW für die Privatradios und eine gemeinsame Weiterentwicklung der beiden Wege UKW und DAB+ zusammen mit den Öffentlich-Rechtlichen.
Diese Position stößt in der Radiolandschaft sowohl auf Zustimmung als auch Kritik. Setzen die Privatradios auch in den kommenden 10 oder gar 20 Jahren vorrangig auf UKW als Verbreitungsweg, können Millionen Deutsche ihre Radiogeräte behalten, sie werden nicht zu Elektroschrott. Das ist sicherlich nachhaltig, ein Austausch geschieht dann nur, falls das Gerät den Geist aufgibt. Bei einer Lebensdauer von oft über 40 Jahren kann das sehr lange dauern. UKW ist immer noch mit großem Abstand der meistgenutzte Verbreitungsweg für Radio in Deutschland. Lediglich in Bayern könnte in zwei bis drei Jahren die Nutzung digitaler Verbreitungswege UKW übertrumpfen. Zudem steht weiter Spektrum für den Rundfunk zur Verfügung, das ansonsten ungenutzt wäre.
Doppelte Kosten, schlechte Chancen zur Refinanzierung
Die Anbieter mit den besten Frequenzen brauchen zudem auch weiter keine Konkurrenz fürchten, da die Anreize für den Hörer zum Umstieg weit geringer sind als bei einem Ende der analogen Übertragung. Allerdings verzeichnen schon jetzt Radioprogramme, die immer noch nicht parallel auf DAB+ senden, Hörerverluste. So hat der Mantelanbieter für Privatradios in Nordrhein-Westfalen, radio NRW, laut aktueller Media Analyse mehr als 10 Prozent seiner Hörer verloren, wenn auch weiter auf sehr hohem Niveau (es ging von 1,438 auf 1,281 Millionen Hörer herunter). Grund könnten die neuen, landesweit über DAB+ verbreiteten privaten Konkurrenten sein.
Ein Festhalten an UKW bedeutet für die Veranstalter aber auch weiter doppelte Verbreitungs-Kosten für zwei terrestrische Netze. Vor allem rein private DAB+-Bouquets können aus Kostengründen nicht in der Fläche ausgebaut werden, es bleiben - wohl auf Jahre - weiße Flecken in der Versorgung vor allem in Flusstälern oder generell in ländlichen Regionen. Außerdem fehlt das Geld für die Entwicklung neuer, digitaler Formate wie Podcasts oder personalisiertes Streaming. Lediglich die Großen in der Branche können sich das in großem Umfang leisten.
Besonders unter der Situation leiden private Veranstalter ohne UKW-Frequenzen. Da sie keine maximale, potenzielle Reichweite haben, fällt es ihnen äußerst schwer ihre Investitionen zu refinanzieren und in die schwarzen Zahlen zu kommen. Es gibt vor allem regionale Veranstalter, die daher sehr laut über ein Ende nachdenken, falls es nicht klare Signale aus der Politik zu einer Transformation von UKW hin zu DAB+ und IP gibt.
Nach Veröffentlichung der Media Analyse stellt sich jedoch auch die Frage, ob zu viele Radioprogramme den Gesamtmarkt gefährden.