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Forderung: "Eingefrorene" UKW-Frequenzen freigeben

In mehreren Bundes­län­dern werden frei gewor­dene UKW-Frequenzen nicht mehr neu vergeben. Damit wollte man das Digi­tal­radio DAB+ stärken. Letzt­end­lich schadet diese Politik aber Anbie­tern ohne UKW-Frequenzen und sollte daher rück­gängig gemacht werden.
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Radio Rhein FM ist ein neues, junges Lokal­radio, das für den Rheingau und Rhein­hessen, also das Gebiet zwischen Bingen und Mainz sowie zwischen Rüdes­heim und Wies­baden sendet. Bisher strahlt der Veran­stalter sein Programm auf DAB+ und im Internet aus. Um das neue Privat­pro­gramm finan­ziell besser aufzu­stellen, würde Rhein FM aber auch gerne auf UKW senden. Dadurch könnte man die Reich­weite erheb­lich erhöhen, denn die meisten hören Radio immer noch klas­sisch über den analogen Weg.

Freie Frequenzen, die blockiert werden

Radio Rhein FM kann nicht auf UKW senden Radio Rhein FM kann nicht auf UKW senden
Foto: Radio Rhein FM
Noch vor kurzem wäre dies nicht möglich gewesen, da das UKW-Band ausge­reizt war, neue Frequenzen nicht mehr koor­dinierbar. Auch für Rhein FM wurde bisher kein freier Kanal für einen Dauer­betrieb gefunden. Ledig­lich für kurze Events wie "Rhein in Flammen" konnte das neue Lokal­radio bisher auf UKW senden, einen Dauer­betrieb auf der Frequenz 97,3 MHz lehnt der Hessi­sche Rund­funk jedoch ab, wegen Inter­ferenzen mit der Frequenz 97,2 MHz (hr-info) in Wies­baden.

Der Witz hierbei: Es gäbe freie Frequenzen, diese waren im Sende­gebiet auch schon im Einsatz. Mit den UKW-Kanälen 98,0 MHz in Bingen, die zuvor vom Deutsch­land­funk genutzt wurde, und der 90,3 MHz in Eltville, eine ehema­lige Frequenz von HitRadio FFH, hätte Rhein FM sein Sende­gebiet komplett abge­deckt. Doch die Frequenzen wurden vom Land Hessen einge­froren, da zurück­gege­bene Kanäle nur noch bestehenden Anbie­tern zur Schlie­ßung von Versor­gungs­lücken, nicht aber mehr neuen Veran­stal­tern zuge­teilt werden können.

Mit diesem Schritt wollte Hessen das Ziel einer schnel­leren Markt­durch­drin­gung mit dem Digi­tal­radio DAB+ errei­chen. Auch andere Bundes­länder wie Bayern oder Sachsen gehen ähnlich vor.

Für Programme ohne UKW-Frequenz erweist sich diese Politik aber als kontra­pro­duktiv: Sie haben gegen­über Veran­stal­tern, die auch auf UKW senden, einen klaren Wett­bewerbs­nach­teil. Da ihnen Reich­weite fehlt, fehlen Werbe­ein­nahmen zur Refi­nan­zie­rung. Ohne diese droht mittel­fristig die Insol­venz. Einige Veran­stalter mussten bereits ihren Sende­betrieb einstellen. Letzt­lich ist diese Politik somit eher ein Bären­dienst für den Digi­tal­funk DAB+.

Keine UKW-Neuli­zenzen in Bayern und Sachsen

Da es aktuell keinerlei Signale aus der Politik gibt, UKW abzu­schalten, fordern nun auch Digi­tal­radio-Veran­stalter aus Bayern die Bereit­stel­lung von UKW-Stütz­fre­quenzen. Ohne diese Perspek­tive drohe den Sendern das Aus.

Auch im Frei­staat gäbe es freie Frequenzen, auch hier hat Deutsch­land­radio zahl­reiche Kanäle abge­schaltet und auch der private Anbieter Radio Galaxy hat sich von einer Frequenz getrennt. Doch auch diese Frequenzen werden nicht mehr neu vergeben.

Absurd ist auch die Geschichte des Programms 99drei Radio Mitt­weida in Sachsen. Die zuvor Lizenz-inha­bende AMAK AG (Akademie für multi­mediale Ausbil­dung und Kommu­nika­tion an der Hoch­schule Mitt­weida) wurde zum Ende des vergan­genen Jahres abge­wickelt und eine neue Gesell­schaft über­nahm den Sender. Laut Medi­enge­setz war die UKW-Lizenz des Radios aller­dings nicht über­tragbar, seither ist der Sender nicht mehr terres­trisch zu hören, sondern nur noch im Internet.

Da es aktuell keinerlei Bestre­bungen gibt, UKW in Deutsch­land auslaufen zu lassen, ist auch die Politik der einge­fro­renen UKW-Frequenzen nicht mehr hinnehmbar. Viel­mehr schadet sie neuen Veran­stal­tern ohne UKW-Frequenz, die gegen­über ihren Mitbe­wer­bern einen klaren Wett­bewerbs­nach­teil haben. Die Medi­enpo­litik sollte also das "Einfrieren" von UKW-Frequenzen rück­gängig machen und inter­essierten Veran­stal­tern den fairen Zugang zu beiden Wellen­bän­dern ermög­lichen - DAB+ und UKW.

Der Privat­radio­ver­band Vaunet fordert eine lange Bestands­garantie für UKW

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