Radio in der Schweiz

Verlängerung: UKW läuft in der Schweiz weiter

Nach zähem Ringen werden die UKW-Funk­kon­zes­sionen in der Schweiz verlän­gert - angeb­lich ein letztes Mal bis 2026. Man muss kein Prophet sein, ob voraus­zusagen, dass die Diskus­sionen um das analoge Aus auch damit nicht beendet sind.
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Die Gegner einer UKW-Abschal­tung in der Schweiz können aufatmen: Radio­pro­gramme können bei den Eidge­nossen noch bis Ende 2026 über das alte, analoge Radio verbreitet werden. Der Schweizer Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 25. Oktober 2023 beschlossen, die 2024 auslau­fenden UKW-Funk­kon­zes­sionen um zwei Jahre zu verlän­gern - angeb­lich zum letzten Mal. Damit erhalte die Radio­branche die gewünschte Flexi­bilität, um den Migra­tions­pro­zess vom analogen zum digi­talen Radio erfolg­reich abzu­schließen, hieß es.

Wett­bewerbs­nach­teil für Radios in der West­schweiz

Vom Säntis in der Nordschweiz werden weiter UKW-Programme gesendet Vom Säntis in der Nordschweiz werden weiter UKW-Programme gesendet
Quelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
Gegen die UKW-Abschal­tung waren vor allem Radio­ver­anstalter in der West­schweiz. Während sie 2024 ihre analoge Verbrei­tung hätten einstellen müssen, wären Konkur­renten, die von Frank­reich aus und mit fran­zösi­scher Lizenz Fenster für die Schweiz ausstrahlen, weiter via UKW auf Sendung geblieben. Damit hätten die Schweizer Veran­stalter vor allem in der Genfer-See-Region einen Wett­bewerbs­nach­teil gehabt.

In der Deutsch-Schweiz wehrte sich Radio­pio­nier Roger Scha­winski mit seinem Radio 1 gegen das UKW-Aus. Er sieht darin keine Notwen­dig­keit, zumal das UKW-Band nicht neu genutzt werden soll.

Es gab aber auch Gegen­stimmen: Vor allem der Verband unab­hän­giger, klei­nerer Lokal­radios (UNIKOM) wehrte sich gegen die Konzes­sions­ver­län­gerung: Solange UKW in Betrieb ist, gehe die klas­sische Radio­wer­bung in der Schweiz trotz Digi­tali­sie­rung immer noch ganz über­wie­gend an UKW-Radio­ver­anstalter und kaum an Digi­tal­radio-Veran­stalter, so der Verband. Reine DAB+-Sender würden so in die Insol­venz getrieben.

Radio­ver­anstalter können früher von der UKW-Antenne gehen

Mit einer Anpas­sung der Verord­nung über die Nutzung des Funk­fre­quenz­spek­trums (VNF) ermög­licht der Bundesrat, dass die bestehenden UKW-Funk­kon­zes­sionen über ihr bishe­riges Ablauf­datum hinaus bis Ende 2026 gültig bleiben. Die Radio­ver­anstalter können die analoge Radio­ver­brei­tung auch früher einstellen; bereits seit 2020 besteht keine Verpflich­tung mehr, die Programme via UKW zu verbreiten. Ursprüng­lich beab­sich­tigte die Radio­branche, UKW bis spätes­tens Ende 2024 abzu­schalten. Diese letzt­malige Verlän­gerung gibt ihr die Möglich­keit, mit indi­vidu­ellen Lösungen den Migra­tions­pro­zess von UKW zu Digi­tal­radio spätes­tens Ende 2026 erfolg­reich abzu­schließen.

Digital-Umstieg auf Kurs

Die Radio­nut­zung findet in der Schweiz bereits heute über­wie­gend digital (DAB+ und Internet) statt. Im Früh­jahr 2023 betrug der Anteil der digi­talen Radio­nut­zung 81 Prozent; die UKW-Nutzung hat sich auf 19 Prozent redu­ziert. Zu Hause und bei der Arbeit erfolgt mehr als 80 Prozent der Nutzung über digi­tale Kanäle, im Auto beträgt der Anteil zwei Drittel. Nur noch 8 Prozent des Publi­kums hört Radio ausschließ­lich Radio über UKW. Auch die EU-Rege­lung zum DAB+-Stan­dard bei Neuwagen trägt dazu bei, dass die digi­tale Radio­nut­zung in den nächsten Jahren weiter zunehmen werde.

Dennoch braucht man kein Prophet sein, dass die Diskus­sion um eine UKW-Abschal­tung auch bis 2026 nicht beendet sein wird. Die Gegner der Abschal­tung werden weiter trom­meln. Ob sie es erneut schaffen, die Politik zu über­zeugen und es dann 2026 eine erneute "letzt­malige" Verlän­gerung der UKW-Konzes­sionen gibt?

Auch in Bayern wird aktuell um das UKW-Aus gerungen.

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