Happy Birthday: Die SIM-Karte wird 30 Jahre
In diesen Tagen feiert die SIM-Karte ihren 30. Geburtstag. Darauf hat die Deutsche Telekom in einem Twitter-Posting hingewiesen. Strenggenommen ist die SIM-Karte noch etwas älter.
SIM-Karte mit Magnetstreifen
Schon mit Start des analogen Autotelefon-Netzes "C-Netz" (später "C-Tel") im Jahre 1985 gab es eine "Berechtigungskarte" im ISO-Scheckkartenformat mit Magnetstreifen. Der Nutzer musste diese Karte in ein passendes Telefon einschieben und konnte dann über seine auf der Karte hinterlegte Rufnummer (0161-...) mobil erreicht werden oder selbst telefonieren, sofern ein Netz empfangbar war. Das C-Netz hatte schon damals eine große Flächendeckung, aber nur in Deutschland. Roaming war geplant, wurde aber nie realisiert.
Original D1-Telekarte (links) und 3-in-1-SIM (rechts), die 18 Tonnen pro Jahr Plastikmüll spart.
Foto: Deutsche Telekom
Weil Magnetstreifen empfindlich gegen Magnetismus waren (so konnte versehentlich eine Magnetspur gelöscht oder beschädigt werden) und weil Kopien dieser Karten "relativ einfach" herzustellen waren, wechselte die Telekom zum Chip-Verfahren. Anfangs konnte die aktuellen Geräte beides (Chip oder Magnetstreifen), später blieb die Chip-Karte übrig.
GSM startete ab 1991
Mit dem Start des GSM-Standards (provisorisch im Sommer 1991, mit ersten Kunden dann 1992) blieb nur noch die Chipkarte übrig, die nun als SIM (= Subscriber Identify Module) bezeichnet wurde. Erste Geräte verlangten das "große" ISO-Scheckkartenformat, schnell setzte sich die "Mini-SIM" (Technik-Kürzel 1FF = 1. Form-Faktor) durch, die heute das größte noch lieferbare Format darstellt.
Erste SIM-Karten wollten eine Betriebsspannung von 5 Volt, dieser Wert ist längst auf ca. 2 Volt abgesenkt worden. Das bedeutet, dass neuere SIM-Karten in älteren Geräten möglicherweise nicht mehr funktionieren.
SIM-Karte mit Rufnummernspeicher
Auf der SIM-Karte ist ein Speicherplatz für Rufnummern, meist 100-250 Stück, dort kann aber nur Name und Nummer eingetragen werden. Manche Geräte konnten später mehrere Speicherplätze auch unter einem angezeigten Namen verknüpfen, etwa für Privat, Mobil, Arbeit. Ideen, eine SIM-Karte mit 1000 Speicherplätzen anzubieten, gab es, aber längst waren die Gerätespeicher der Handys so groß geworden, dass alles im Handy und später parallel auch im Netz ("Cloud") gespeichert wurde.
Die Karte und die geheimen Zahlen
Anfangs wurden SIM-Karten im ISO-Format mit einer Mini-Karte zum Herausbrechen angeboten. Auf dem Kartenrahmen war de Kartennummer und später auch die PIN und PUK abgedruckt. Die PIN hat ab Werk meist 4 Stellen, sie kann auch vom Anbieter "ausgeschaltet" geliefert werden, d.h. die Karte ist sofort nutzbar, ohne eine PIN einzugeben. Der Nutzer kann die PIN einschalten und dafür eine Länge von 4-6 Stellen vergeben.
Die meisten Karten haben eine PIN1 und eine PIN2 (bzw. PUK1 und PUK2). Die zweite Geheimzahl wird eigentlich nur selten benötigt. Man kann darüber auf der SIM-Karte eine Liste von "erlaubten" Rufnummer einrichten und dann freigeben, etwa für Telefone, die Kinder und Jugendliche nutzen sollen. In der Praxis wird das aber höchst selten genutzt.
Hat man ein PIN dreimal hintereinander falsch eingegeben, fordert die Karte die PUK (Personal Unblocking Key) an. Diese PUK ist 8-stellig und erlaubt maximal 10 Versuche, danach wird die Karte intern elektrisch zerstört und ist künftig unbrauchbar.
Der PUK steht auf dem Rahmen der gelieferten Karte oder ist auf einem beiliegenden Sicherheitspapier hinter einem Schutz aufgedruckt. Viele Anbieter erlauben auch, teils gegen einmalige Kosten, die fehlende PUK über die Hotline oder das Online-Kundenverwaltungstool abzufragen.
Die SIM-Karte hat eine weltweit einmalige interne Nummer (IMSI = International Mobile Subscriber Identity), womit sich der Kunde beim Netz anmeldet. Die eigene Rufnummer ist zwar unter Umständen auch auf der Karte gespeichert, kann aber im Netz geändert werden, beispielsweise wenn der Kunde eine neue Nummer haben möchte, weil er belästigt wird oder eine besser merkbare Nummer haben möchte.
Die Karte schrumpft
Seit ihrem Start 1991 ist die SIM-Karte in 30 Jahren immer weiter geschrumpft. Da bei den SIM-Karten viel ungenutzter Kunststoff übrig bleibt und SIM-Karten im Handy viel Bauplatz brauchen, wurde u.a. auf Initiative von Apple die Mini SIM (1FF) zur Micro SIM (2FF) verkleinert und in einem weiteren Anlauf entstand heute die übliche Nano SIM (3FF). Die eigentliche Chip-Kontaktfläche ist dabei gleich geblieben. Seit etwa 2018 werden die meisten SIM-Karten nur noch in einer um etwa 50 Prozent verkleinerter SIM-Halterung ausgeliefert. Damit spart beispielsweise die Deutsche Telekom alleine 18 Tonnen Plastikmüll pro Jahr, bei Vodafone und Telefónica (o2) dürften die Werte in etwa ähnlich sein.
SIM-Karte passt nicht?
Eine 3-in-1-SIM im Mini- Micro und Nano-Format, noch im großen ISO-Rahmen
Foto: teltarif.de
Wer noch eine Mini-SIM hat, die sich nicht im 3-in-1-Format ausbrechen lässt, könnte mit einem Schneidewerkzeug (im Internet oder im Fachhandel erhältlich) die Karte zurechtschneiden. Das kann aber durchaus zu einem Total-Ausfall der Karte führen, wenn die internen Verbindungen von der Kontaktfläche zu Chip abreißen oder wenn der Schnitt ungenau ausgeführt wird und die Kontakte nicht mehr im Kartenschacht passen. Hersteller wie z.B. Apple verweigern die Gerätegarantie, wenn eine selbst beschnittene SIM-Karte eingelegt wird. Also besser tauschen.
Ohne Plastik: Die eSIM
Längst gibt es eine Konkurrenz zur Plastik-SIM-Karte, nämlich die eSIM (elektronische SIM), die als eine Art Software in ein fest im Telefon verbautes eSIM-Modul heruntergeladen wird. Noch lange nicht alle Handys unterstützen die eSIM. Die spart Plastik und erlaubt es (theoretisch) dem Nutzer schnell und unkompliziert den Karten-Anbieter oder Tarif zu wechseln.
Wer ein Smartphone verwendet, das in einem genormten Ökosystem arbeitet (z.B. Google Android, Apple iOS) kann beim Gerätewechsel sogar seine eSIM recht problemlos vom "alten" zum "neuen" Gerät mitnehmen, einfach übers Netz des gewählten Anbieters. Ein Beispiel sind die iPhone-Telefone von Apple, die das beispielsweise im Netz der Telekom schon anbieten, andere Netzbetreiber sind ebenfalls bald dabei oder schon startklar. In der Übergangszeit zur eSIM gibt es aber noch Anbieter und Hersteller, die den Wechsel bewusst oder unbewusst kompliziert gestalten, weil die Abläufe noch nicht passen oder "Angst" vor neuer Konkurrenz besteht.
Wie alt wird die SIM-Karte?
Eine SIM-Karte kann im Idealfall 20 bis 30 Jahre halten, kann aber auch kurzfristig und dann genau im falschen Moment ausfallen. Kundenorientierte Netzbetreiber und Service-Provider bieten in diesem Fall einen SIM-Kartentausch kostenlos an, denn sie möchten ja, dass der Kunde weiter telefoniert und surft und nicht kündigt oder keine Zusatzeinnahmen mehr generiert.
Kartentausch kann Geld kosten
Bei Discountern und Prepaid-Angeboten kann ein Kartentausch auch einmalig 10 bis 15 Euro kosten. Manchmal hilft ein Anruf bei der Hotline, die einen gewissen Kulanz-Spielraum besitzt und einen kostenlosen Tausch erlaubt. Alternativ kann eine Portierung der Rufnummer zu einem anderen Anbieter erwogen werden, solange nicht eine SMS-Nachricht mit einem Code auf der alten Nummer empfangen werden muss, was mit defekter Karte natürlich nicht möglich ist.
Kartendaten notieren!
Wenn Sie eine neue SIM-Karte bekommen, notieren Sie sich als erstes an einer sicheren Stelle die SIM-Kartennummer (beginnt in Deutschland oft mit 8949), ferner die originale PIN1 (oder die selbstgewählte PIN1), PIN2 und PUK1 und PUK2, ferner die aktuelle Rufnummer, das Kundenkennwort und die Rufnummer oder Web-Adresse der Kundenhotline. Wenn möglich, hinterlegen Sie noch eine zweite Handynummer, deren SIM im Ernstfall dann hoffentlich noch funktioniert.
Wer ein günstiges Gerät mit eSIM sucht, sollte sich das iPhone SE (2020) anschauen, das es derzeit günstiger bei Saturn gibt.