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Netflix: Kein Sparkurs bei Inhalten

Netflix-Chef Reed Hastings hat sich in einem ausführ­lichen Inter­view zu weiteren Strea­ming-Plänen seines Unter­neh­mens geäu­ßert. Dabei machte er deut­lich, dass ein Spar­kurs bei Inhalten keine nach­hal­tige Option sei.
Von Björn König

Netflix will auch in Zukunft viel Geld für hoch­wer­tige Eigen­pro­duk­tionen in die Hand nehmen, wie CEO Reed Hastings erst kürz­lich in einem Inter­view auf dem DealBook Summit der New York Times verriet. Damit geht der Strea­ming-Riese einen anderen Weg als Mitbe­werber Warner Bros. Disco­very, welcher in den vergan­genen Monaten einen strikten Spar­kurs einge­schlagen und zahl­reiche Serien abge­setzt hat.

Großer Erfolg für "Wednesday"

Foto: Netflix Netflix will weiterhin mit Eigenproduktionen wie "Wednesday" punkten
Foto: Netflix
Bestä­tigt sieht sich Hastings vor allem durch den aktu­ellen Kassen­schlager "Wednesday". Die Serie von Star­regis­seur Tim Burton ist ein Spin-off der Addams Family und führt aktuell die globalen Strea­ming-Charts an. Mit an Bord sind auch weitere Holly­wood­stars wie Cathe­rine Zeta-Jones und Chris­tina Ricci. Aller­dings werden voraus­sicht­lich nicht alle Netflix-Abon­nenten auf entspre­chende Origi­nals zugreifen können, da diese nicht im werbe­finan­zierten Basisabo inklu­sive sind.

Hastings machte glei­cher­maßen deut­lich, dass man ein werbe­finan­ziertes Abo als Ergän­zung für Abon­nenten mit klei­nerem Geld­beutel sieht, um jedem Zuschauer das indi­viduell passende Netflix-Erlebnis zu bieten. Werbe­freie Abos bleiben auch in Zukunft ein wich­tiges Stand­bein für den Strea­ming-Dienst. Gene­rell zeigte sich in jüngster Zeit bei allen SVoD-Diensten ein Trend zu Preis­stei­gerungen, bei Netflix fielen diese insge­samt hoch aus.

Keine Lizenzen an Wett­bewerber

Ein wich­tiges Thema des Inter­views war zudem die Frage, ob Netflix in Zukunft sogar selbst als Lizenz­geber auftreten will, um eigen­pro­duzierte Serien und Filme an Mitbe­werber zu vermarkten. Von dieser zusätz­lichen Einnah­mequelle hält CEO Hastings aller­dings denkbar wenig, so produ­ziere man prin­zipiell für die eigene Platt­form. Ein lang­fris­tiger Einstieg in das Lizenz­geschäft erscheint somit eher unwahr­schein­lich.

Auch das Thema Live-Sport steht zumin­dest kurz- bis mittel­fristig für Netflix nicht auf der Agenda. Hier sehen derzeit vor allem Mitbe­werber wie Amazon oder Comcast (Peacock) deut­liche Wachs­tums­optionen. Amazon-Chef Andy Jassy zog kürz­lich sogar den Start einer Strea­ming-App für Live­sport in Betracht. Bei Netflix hat man hingegen eher das Thema Gaming als mögli­ches Wachs­tums­feld ausge­macht.

Weitere Konso­lidie­rung möglich

Ange­rissen wurde außerdem das Thema Konso­lidie­rung der Strea­ming-Branche, hier hat sich viel getan. So schlossen sich Viacom und CBS zu Para­mount zusammen, ebenso bilden WarnerMedia und Disco­very mitt­ler­weile ein Bündnis. Dass die Fusi­ons­welle in der Strea­ming-Branche weiter an Fahrt aufnimmt, gilt als nahezu sicher, so befindet sich auch Medi­enriese Comcast auf Braut­schau.

Demnach stellt sich die Frage, ob Netflix selbst Teil einer nächsten Konso­lidie­rungs­runde wird. Zu diesem Thema hielt sich Hastings im Inter­view bedeckt, wobei es in der Vergan­gen­heit bereits Avancen unter anderem von Apple gab. In jüngster Zeit musste der Netflix-Börsen­kurs einige Federn lassen, womit der Einstiegs­zeit­punkt für poten­zielle Inves­toren sicher­lich nicht ungünstig wäre. Dem Hard­ware­her­steller aus Cuper­tino wird jedoch auch Inter­esse an Disney nach­gesagt.

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