Netflix: Kein Sparkurs bei Inhalten
Netflix will auch in Zukunft viel Geld für hochwertige Eigenproduktionen in die Hand nehmen, wie CEO Reed Hastings erst kürzlich in einem Interview auf dem DealBook Summit der New York Times verriet. Damit geht der Streaming-Riese einen anderen Weg als Mitbewerber Warner Bros. Discovery, welcher in den vergangenen Monaten einen strikten Sparkurs eingeschlagen und zahlreiche Serien abgesetzt hat.
Großer Erfolg für "Wednesday"
Netflix will weiterhin mit Eigenproduktionen wie "Wednesday" punkten
Foto: Netflix
Bestätigt sieht sich Hastings vor allem durch den aktuellen Kassenschlager "Wednesday". Die Serie von Starregisseur Tim Burton ist ein Spin-off der Addams Family und führt aktuell die globalen Streaming-Charts an. Mit an Bord sind auch weitere Hollywoodstars wie Catherine Zeta-Jones und Christina Ricci. Allerdings werden voraussichtlich nicht alle Netflix-Abonnenten auf entsprechende Originals zugreifen können, da diese nicht im werbefinanzierten Basisabo inklusive sind.
Hastings machte gleichermaßen deutlich, dass man ein werbefinanziertes Abo als Ergänzung für Abonnenten mit kleinerem Geldbeutel sieht, um jedem Zuschauer das individuell passende Netflix-Erlebnis zu bieten. Werbefreie Abos bleiben auch in Zukunft ein wichtiges Standbein für den Streaming-Dienst. Generell zeigte sich in jüngster Zeit bei allen SVoD-Diensten ein Trend zu Preissteigerungen, bei Netflix fielen diese insgesamt hoch aus.
Keine Lizenzen an Wettbewerber
Ein wichtiges Thema des Interviews war zudem die Frage, ob Netflix in Zukunft sogar selbst als Lizenzgeber auftreten will, um eigenproduzierte Serien und Filme an Mitbewerber zu vermarkten. Von dieser zusätzlichen Einnahmequelle hält CEO Hastings allerdings denkbar wenig, so produziere man prinzipiell für die eigene Plattform. Ein langfristiger Einstieg in das Lizenzgeschäft erscheint somit eher unwahrscheinlich.
Auch das Thema Live-Sport steht zumindest kurz- bis mittelfristig für Netflix nicht auf der Agenda. Hier sehen derzeit vor allem Mitbewerber wie Amazon oder Comcast (Peacock) deutliche Wachstumsoptionen. Amazon-Chef Andy Jassy zog kürzlich sogar den Start einer Streaming-App für Livesport in Betracht. Bei Netflix hat man hingegen eher das Thema Gaming als mögliches Wachstumsfeld ausgemacht.
Weitere Konsolidierung möglich
Angerissen wurde außerdem das Thema Konsolidierung der Streaming-Branche, hier hat sich viel getan. So schlossen sich Viacom und CBS zu Paramount zusammen, ebenso bilden WarnerMedia und Discovery mittlerweile ein Bündnis. Dass die Fusionswelle in der Streaming-Branche weiter an Fahrt aufnimmt, gilt als nahezu sicher, so befindet sich auch Medienriese Comcast auf Brautschau.
Demnach stellt sich die Frage, ob Netflix selbst Teil einer nächsten Konsolidierungsrunde wird. Zu diesem Thema hielt sich Hastings im Interview bedeckt, wobei es in der Vergangenheit bereits Avancen unter anderem von Apple gab. In jüngster Zeit musste der Netflix-Börsenkurs einige Federn lassen, womit der Einstiegszeitpunkt für potenzielle Investoren sicherlich nicht ungünstig wäre. Dem Hardwarehersteller aus Cupertino wird jedoch auch Interesse an Disney nachgesagt.