Schweiz: Swisscom setzt auf eSIM für Kaffeemaschinen
IoT steht für das Internet der Dinge. Sensoren oder Tracker enthalten oft eine tauschbare oder fest integrierte SIM-Karte, die sich im nächsterreichbaren Netz vor Ort einbucht, um mitzuteilen, wie es dem Sensor oder dem mit ihm verbunden Gerät geht. Wie kalt oder warm ist es? Wie sind Luftfeuchtigkeit oder Druck und vor allen Dingen: wo genau befindet sich das Gerät?
Bei multinationalen IoT-Anwendungen liegt die Schwierigkeit kaum in der Lösungsentwicklung, sondern in der praktischen Umsetzung: Gibt es lokale Netzabdeckung vor Ort und ein passendes Roaming-Abkommen? Wie sind die Roamingkosten bei hohen Datenvolumen oder tauchen bei längerem Gebrauch auf einmal regulatorische Fragen auf? Bestimmte Länder mögen es beispielsweise nicht, wenn "ausländische" Dauerroamer im Land aktiv sind.
Der Schweizer Netzbetreiber Swisscom bietet nun für ihre Schweizer Kunden mit multinationalen IoT-Anwendungen eine komfortable Lösung auf Basis der eSIM (Fachbegriff eUICC, was für electronic Universal Integrated Circuit Card auf gut deutsch elektronische SIM-Karte steht) an, um solche Anwendungen einfach zu realisieren.
Für die professionellen Kaffeemaschinen der Schweizer Firma Schaerer aus Zuchwil im Kanton Solothurn - seit 2006 eine 100 prozentige Tochter der deutschen WMF, (Württembergische Metallwarenfabrik), die wiederum der SEB-Gruppe gehört, wird die Lösung der Swisscom bereits für das weltweite Geschäft eingesetzt.
Möglichst wenig Aufwand vor Ort
Wenn Sie auf eine moderne Kaffeemaschine in der Gastronomie treffen, könnte eine SIM-Karte von Swisscom enthalten sein
Foto: Swisscom / Schaerer.com / WMF.com
Globale IoT-Anwendungen scheitern oft an der Herausforderung, Maschinen, Geräte und Sensoren in unterschiedlichsten Weltregionen zuverlässig – ohne Eingriff vor Ort – zu vernetzen und sie einheitlich zu managen.
Julian Dömer, Head of IoT bei Swisscom, erklärt, worauf es ankommt: "Globales IoT muss einfacher werden, deshalb haben wir einen weiteren Baustein für Business IoT entwickelt. Ein Schweizer Maschinenhersteller baut unsere eSIM ein. Im Bestimmungsland ist die Maschine vor Ort über den lokalen Mobilfunkanbieter vernetzt und eingebunden in alle weiteren Schweizer IoT-Services von Swisscom."
Man nehme Codesharing
Die Lösung funktioniert wie das Codesharing in der Luftfahrt: Eine vernetzte Maschine bucht sich im Bestimmungsland mit einem lokalen SIM-Profil bei einem ausgewählten lokalen Provider ins Netz ein. In der Schweiz ist sie parallel als Swisscom SIM sichtbar, aber im Bestimmungsland hat sie eine lokale Identität, sprich örtliche "Rufnummer". Dadurch funktionieren die globalen IoT-Anwendungen eines Schweizer Unternehmens einheitlich über die Connectivity Management Plattform von Swisscom und der Anbieter vor Ort "erkennt" diese SIM-Karte als wäre es seine eigene wäre.
Für diese Lösung arbeitet Swisscom mit lokalen Netzpartnern in verschiedenen Ländern zusammen. Dank des eingesetzten Codesharing-Prinzips ist auch das internationale Auslandsroaming kein Hindernis mehr für hohe Datenvolumen, weil es dafür spezielle Tarifabkommen mit den lokalen Partnern gibt.
Schwerpunkt auf Kaffee
Der Gastwirt kann über sein Smartphone genau sehen, wie es seiner Kaffeemaschine geht, welche Sorten gerne getrunken werden oder ob noch genügend Kaffeebohnen oder Milch vorrätig sind
Foto: Swisscom / Schaerer.com / WMF.com
Die Kaffeemaschinen von Schaerer und WMF setzen bereits den neuen Service ein. Jochen Bauer, bei der WMF Group für digitale Lösungen zuständig, berichtet, dass sein Unternehmen seit Jahren die Gastronomie-Kaffeemaschinen vernetzt, um die Geräte durch Betriebs- und Nutzungsdaten zu verbessern. "Unser Ziel ist es, die besten Kaffeemaschinen und Gesamtlösungen für das Kaffeegeschäft unserer Kunden zu entwickeln. Dabei möchten wir uns nicht um lokale Funkversorgungsprobleme oder gar regulative Fragen kümmern müssen."
Permanentes Roaming kann verboten sein
Die große Herausforderung für Schaerer und WMF war jeweils die Vernetzung vor Ort. Roaming war bereits bisher möglich, in bestimmten Ländern wie zum Beispiel Brasilien oder China ist permanentes Roaming jedoch auf Grund lokaler gesetzlicher Vorschriften nicht möglich. Bauer schätzt die neue Lösung: "Mit Business IoT von Swisscom ist das alles gelöst: Vernetzung vor Ort und alle regulatorischen Fragen. Eine Kaffeemaschine wird beispielsweise in China, oder in den USA oder in Brasilien eingeschaltet und meldet sich dann bei uns in Zuchwil (Schweiz) oder Geislingen (Deutschland) als online an – womit wir deren Daten dann verwenden können."
So sehen die Kaffeemaschinenhersteller, welche Sorten die Kunden besonders gerne trinken, ob und wann Wasser, Milch oder Kaffeebohnen ausgegangen sind oder ob die Maschine defekt ist oder demnächst eine Wartung brauchen könnte.
Was ist eine eSIM?
Die Swisscom-Lösung basiert auf einer eSIM (eUICC). Im Gegensatz zur konventionellen SIM-Karte aus Plastik kann die eSIM als Softwarelösung mit dem SIM-Profil des jeweiligen lokalen Providers aktiviert werden – ohne Eingriff vor Ort. Das gesamte Management des Geräts erfolgt einheitlich über das Connectivity Management System von Swisscom. Das verbindet die Vorteile eines lokalen Netz-Providers im Bestimmungsland mit denen eines etablierten Schweizer IoT-Dienstleisters.
Swisscom: Eines der ältesten GSM-Mobilfunkanbieter weltweit
Das Unternehmen Swisscom verfügt also wohl ältester GSM-Mobilfunkanbieter der Welt (seit 1991 on air) über langjährige weltweite Kontakte und wurde gerne als "Queen of Roaming" bezeichnet. Wenn irgendwo auf der Welt ein neues Netz gestartet wurde, gehört die Swisscom zu den ersten Anbietern mit passendem Roaming-Abkommen.
Ähnliche IoT-Produkte bieten beispielsweise Netzbetreiber in Deutschland (Telekom, Vodafone etc.) an.