Wechsel

Telekom Aufsichtsrat: Frank Appel löst Ulrich Lehner ab

14 Jahre hatte Prof. Ulrich Lehner den Aufsichtsrat der Deut­schen Telekom geleitet. Sein Nach­folger wird Frank Appel, bis 2023 noch CEO der Deut­schen Post.
Aus Bonn berichtet

Bei einer Aktio­närs­ver­samm­lung hat jeder Aktionär oder sein Vertreter das Recht, Fragen an den Vorstand zu stellen. Die konnten teil­weise recht detail­liert sein und auch "komi­sche Elemente" blieben nicht aus. Die Fragen reichten vom verun­glückten Börsen­gang im Juni 2000, über Südafrika, Russ­land bis hin zur Zukunft von in die Jahre gekom­menen Kupfer­kabeln, die in einem spezi­ellen Fall für einen acht­wöchigen Ausfall eines Anschlusses führten.

Aufgrund zahl­rei­cher detail­lierter Fragen der Aktio­näre an den Vorstand, die von Tim Höttges und Finanz­chef Chris­tian Illek detail­liert und mit Zuar­beit aus dem "Back­office" beant­wortet wurden, fand die Abstim­mung zu verschie­denen Anträgen erst nach 18 Uhr statt.

Ende einer Ära

Aufmerksam, korrekt und humorvoll: Der scheidende Aufsichtsratschef Prof. Ulrich Lehner. Aufmerksam, korrekt und humorvoll: Der scheidende Aufsichtsratschef Prof. Ulrich Lehner.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zum letzten Mal hatte Professor Ulrich Lehner (76) als Aufsichts­rats­vor­sit­zender am 7. April eine Haupt­ver­samm­lung der Deut­schen Telekom souverän und mit Charme geleitet. Der studierte Diplom Wirt­schafts-Inge­nieur und promo­vierte Wirt­schafts­wis­sen­schaftler Lehner war von 2000 bis 2008 Vorsit­zender der Henkel KGaA (Wasch­mittel, Haus­halts-Chemie etc.) gewesen und stand seit 2008 an der Spitze des Telekom-Gremiums. Er scheidet nun aus Alters­gründen aus.

352 Sitzungen - nie gefehlt

In 14 Jahren leitete Lehner alle 352 Sitzungen des Aufsichts­rates (d.h. er fehlte kein einziges Mal). Während seiner Amts­zeit klet­terte der Akti­enkurs der Telekom von 9,93 auf 17,50 Euro und der Börsen­wert erhöhte sich um 15 Milli­arden Euro. In seiner Amts­zeit wurden 41 Milli­arden Euro an Divi­denden an die Aktio­näre ausge­schüttet, wusste Telekom-Chef Höttges in einer kleinen Laudatio zu berichten. Lehner habe ihn „über­redet“, für fünf Jahre weiter­zuma­chen. Höttges lobte Lehner als "kriti­schen Kontrol­leur und wasch­echten Wirt­schafts­prüfer". Lehner liebt Musik, sie ist sein Hobby, er bekam zum Abschied einen Magenta-T-Würfel mit dem Gong zur Haupt­ver­samm­lung geschenkt.

Diskus­sion um Nach­folger

Um seinen Nach­folger Frank Appel entspann sich eine inten­sive Diskus­sion. Frank Appel ist derzeit noch Vorstands­vor­sit­zender der Deut­schen Post und wird diesen Posten erst 2023 komplett aufgeben. Damit bestünde die Gefahr, so die deut­lich formu­lierte Kritik, dass er für beide Posi­tionen nicht genü­gend Zeit zur Verfü­gung habe. Die Kritiker spra­chen von "Over­boar­ding" und mangel­hafter "Corpo­rate Gover­nance".

Der "Neue"

Nordisch by Nature: Der Noch Post-Chef Dr. Frank Appel Nordisch by Nature: Der Noch Post-Chef Dr. Frank Appel
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Frank Appel, 60 Jahre, stammt aus Hamburg und ist studierter Chemiker und promo­vierter Neuro­bio­loge. Später arbei­tete er bei der Unter­neh­mens­bera­tung McKinsey und ist seit 14 Jahren Vorstands­vor­sit­zender der Deut­schen Post. Dort ist er persön­lich für die Digi­tali­sie­rung des Unter­neh­mens zuständig, worauf er großen Wert legt.

Appel kündigte an, einen Teil seiner Funk­tionen im Post­vor­stand schon ab dem 1. Juli 2022 voll­ständig abzu­geben. Dadurch gewänne er einen Tag pro Woche Zeit. Mit Doppel­belas­tungen kennt sich Appel aus. Als junger Vorstands­vor­sit­zender war er parallel drei Jahre lang Aufsichts­rats­chef der Post­bank gewesen, damals geriet im Zuge der Finanz­krise die Lehman Bank in Schief­lage. Für Appel ist es "eine Ehre, Herrn Lehner zu folgen".

84 Prozent Zustim­mung

Staffelübergabe im Aufsichtsrat: Prof. Ulrich Lehner (links) und Dr. Frank Appel (rechts) Staffelübergabe im Aufsichtsrat: Prof. Ulrich Lehner (links) und Dr. Frank Appel (rechts)
Foto: Deutsche Telekom
Obwohl zahl­reiche Aktio­närs­ver­treter klar zum Ausdruck gebracht hatten, dass sie mit dieser Doppel­belas­tung nicht einver­standen seien, stimmte die Mehr­heit (etwa 84 Prozent) der stimm­berech­tigten Aktien am Abend für Appel.

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