Lob & Kritik

Telefonleitung wird teurer: Reaktionen aus der Branche

Wettbewerber kritisieren Pläne der BNetzA zur letzten Meile
Von Thorsten Neuhetzki

Die Leitung der Telekom zum Kunden soll für Wettbewerber teurer werden. Reaktionen aus der Branche. Die Leitung der Telekom zum Kunden soll für Wettbewerber teurer werden. Reaktionen aus der Branche.
Foto: dpa
Die Bundes­netzagentur hat die Branche heute mit einer Entscheidung zur Teil­nehmer­anschluss­leitung über­rascht. Während viele Markt­teilnehmer mit einer Absenkung der Kosten für die sogenannte TAL rechneten, schlug die Bunde­snetzagen­tur vor, die monat­lichen Kosten zu erhöhen. Für etwa 10 Millionen gemietete Kupfer­leitungen bekommt die Telekom ab Juli 11 Cent (netto) mehr - in der Summe pro Jahr also 13,2 Millionen Euro (netto) Mehr­einnahmen für die Telekom. Wir haben uns in der Branche umgehört, die die Entscheidung des Regulierers aufgenommen wurde.

Telekom mit Vorschlag zufrieden

Die Leitung der Telekom zum Kunden soll für Wettbewerber teurer werden. Reaktionen aus der Branche. Die Leitung der Telekom zum Kunden soll für Wettbewerber teurer werden. Reaktionen aus der Branche.
Foto: dpa
Die Deutsche Telekom bezeichnete die TAL-Entscheidung als "ein gutes und wichtiges Signal für weitere Breitbandinvestitionen". "Wir begrüßen, dass die Behörde die steigenden Kosten für die Infrastruktur berücksichtigt. Fraglich ist aber, ob die Absenkung des Entgeltes für die kürzere Leitung ab dem Kabelverzweiger die richtigen Investitionsanreize setzt. Es muss sich nun zeigen, ob die Wettbewerber ihre Ankündigung umsetzen und in die Erschließung der ländlichen Räume investieren." Damit geht die Telekom auf eine weitere Entscheidung des Regulierers ein, die Kosten für die Kvz-TAL zu senken. Hier müssen die Wettbewerber 38 Cent (netto) weniger zahlen.

Breko: Kvz-TAL steht und fällt mit Vectoring-Entscheidung

Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion jedoch skeptisch und unzufrieden mit der Entscheidung. "Das Signal, im Infrastrukturwettbewerb den TAL-Preis zu erhöhen, ist falsch." Er bezeichnete die monatlichen Kosten als ohnehin zu hoch. Der Breko habe sich für eine Absenkung eingesetzt; die Kosten zu erhöhen, schaffe keine Investitionsanreize. Mit Blick auf die Senkung der Kosten für die kürzere Kvz-TAL sagte er, dass diese mit einer falschen Entscheidung in Bezug auf VDSL Vectoring wertlos werden könne. Für April wird hier mit einer Entscheidung über den Regulierungsantrag der Telekom gerechnet. Unterm Strich bezeichnete er die Entscheidung als keine gute Nachricht für Bürgerinnen und Bürger. "Insbesondere, weil die für den Ausbau erforderlichen Mittel nicht in größerem Maße bei den Unternehmen bleiben, die wirklich investieren, sondern beim Ankündigungsweltmeister Deutsche Telekom", so Albers.

Auch EWE Tel zeigte sich gegenüber unserer Redaktion wenig begeistert von der Entscheidung. Andreas Hühn aus dem Bereich Recht und Regulierung bei EWE TEL sagte: "Der jetzt gestiegene Preis für die Hvt-TAL bindet Mittel, die besser in den Breitbandausbau fließen könnten". Die moderate Absenkung der Kvz-TAL gehe zwar in die richtige Richtung, "ist aber bei weitem nicht ausreichend". Weiter heißt es von ihm, dass die TAL-Preise "insgesamt zu hoch angesetzt sind für Kabel, die in der Regel seit Jahren oder Jahrzehnten im Boden liegen und sich schon zu Monopolzeiten amortisiert haben." Hier sei eine realistische Preisermittlung notwendig, die sich an den tatsächlichen Kosten und "nicht an hypothetischen Aufwänden für eine Wiederbeschaffung orientiert".

Thomas Ellerbeck, Geschäftsführer bei Vodafone Deutschland, kritisiert die Entscheidung der Aufsichtsbehörde. "Die Bundesnetzagentur zementiert das Telekom Monopol im Festnetzbereich statt es mutig und im Sinne der Verbraucher abzubauen. Sie bremst damit Investitionen und Wettbewerb im deutschen Festnetzmarkt weiter aus." Dabei müssten die Wettbewerber in Deutschland schon heute teilweise viel höhere Entgelte zahlen, als die Anbieter in anderen EU-Ländern.

Der Buglas will sich aktuell mit einer Stellungnahme zurückhalten. "Der Buglas wird den heute veröffentlichten Vorschlag der Bundesnetzagentur für die neuen TAL-Entgelte sorgfältig prüfen und erst dann bewerten", teilte uns der Glasfaserverband auf Anfrage mit. "Dabei sind die nun vorgeschlagenen neuen Entgelte insbesondere auch im Zusammenhang mit der in wenigen Tagen erwarteten Entscheidung des Regulierers zum Vectoring-Antrag der Telekom zu sehen und zu gewichten", so Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Buglas gegenüber teltarif.de

VATM: Schwarzer Tag für Breitband-Ziele

Die Preisentwicklung der TAL Die Preisentwicklung der TAL
Quelle: Buglas
VATM-Präsident Peer Knauer bezeichnete den heutigen Gründonnerstag in einer Pressemitteilung als einen "ganz schwarzen Tag für ambitionierten Breitband-Ziele der Bundesregierung". Der Preiserhöhung für die Millionen angemieteter TAL-Anschlüsse am Hauptverteiler stehe eine marginale Senkung für nur rund 140 000 gemieteter TALs am Kvz gegenüber. "Das bedeutet eine drastische Belastung des Wettbewerbs und der Infrastrukturinvestoren in Höhe von rund 37 Millionen Euro im Genehmigungszeitraum und eine Entwertung der Investitionen der Unternehmen, die Glasfaser bis zum Hauptverteiler gebaut haben." Bei einem erforderlichen Investitionsvolumen im zweistelligen Milliardenbereich in den weiteren Breitbandausbau werde eine Senkung um 38 Cent pro Teilnehmeranschlussleitung keinerlei neue Impulse auslösen und es sei eine Riesenchance vertan worden, kritisiert Knauer.

Mehr zum Thema TAL