Hybrid-Router im Test: Der Speedport Pro der Telekom
Der Speedport Pro ist der neue Flaggschiff-Router der Telekom, und das ist hier wörtlich zu nehmen.
Dem zeitgeistigen Trend folgend wird dieser Router hochkant auf den Tisch gestellt, im Gegensatz zu den sonst üblichen, quer auf dem Tisch "liegenden" Geräten. Die Gehäusefarbe ist in mattem elegantem Schwarz gehalten, die Leuchtdioden im Grundzustand dezent grün.
Unter dem Turmdeckel findet man ein Heftchen mit Gerätekennwort, WLAN-SSID und WLAN-Passwort, der QR-Code ist zum Laden der Konfiguration-App gedacht.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wie eine Flasche guter Whisky
Beim ersten Auspacken des Kartons wird man an eine gute Flasche Whisky erinnert: Der Karton wird nach Lösen der seitlichen Kleber (links und rechts unten) sanft und ruhig nach oben weggezogen.
Gewicht: 1,7 kg
1,7 kg wiegt das Gerät und ist mit 137 x 137 x 242 mm (Breite mal Tiefe mal Höhe) eine auffällige Erscheinung, welche durch die schwarze Farbe gemildert wird, je nachdem in welcher Wohnungseinrichtung man das Gerät aufstellt.
So steht also ein Router-Turm auf dem Schreibtisch. Im Turmdeckel ist eine Klappe, aus der eine magentafarbene Lasche hervorlugt, die zum "hier öffnen" einlädt. Darunter ein Heftchen mit den Zugangsdaten zur Routerkonfiguration.
Erst mal richtig anschließen
Buchsen auf der Unterseite. Von links: Strom, Bridge/LAN1 (blau), LAN2-4 (gelb) DSL (grau). Slot für Micro-SIM/Hybrid (roter Pfeil) SD-Speicher (max. 2 TB, blauer Pfeil)
Foto: Henning Gajek
Bevor wir konfigurieren können, müssen wir den Router erst einmal richtig anschließen. Ein langes fast flaches Kabel zur klassischen Telefon-Dose mit TAE-Stecker am einen und Western-Stecker an der andern Seite, was auf der Unterseite des Router-Turms eingesteckt wird. Je ein gelbes und ein blaues Flachbandkabel zur "Brigde" oder zum PC. Ein schwarzes Kabel mit einer würfelförmigen TAE-Doppelbuchse für zwei klassische TAE-Stecker-Telefone.
Auf der Rückseite gibt es eine Klappe zum Anschluss analoger oder ISDN-Telefone, ferner USB-Buchsen für Speicher und eine SFP-Buchse für künftige Netzwerk-Erweiterungen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Da im Router auch eine DECT-Basis-Station für schnurlose Telefone eingebaut ist, kann auf die klassischen (analogen) Telefone mit Schnur bei Bedarf verzichtet werden. Einfach DECT-GAP-fähige Telefone andocken, beispielsweise die aus der Speedphone-Serie der Telekom. Nimmt man schnurlose Telefone anderer Hersteller, die sich mit dem Speedport vertragen, dient deren Basisstation noch als Ladestation, sofern man keine separate Schale dafür hat.
Ein runder Stromversorgungsstecker an der Unterseite des Routers führt zu einem separaten quadratisch flachen 230-Volt-Netzteil, das irgendwo unter dem Tisch landet und in einem zweipoligen 230-Volt-Stecker endet.
Erstes Einschalten
Elegante Erscheinung: Der Speedport Pro in der Vorderansicht.
Foto: Deutsche Telekom
Nach dem ersten Einschalten blinken die LEDs grün und bilden eine durchlaufende Linie. Derweilen versucht sich der Router, mit dem Netz zu verbinden. Das ging beim ersten Mal bei unserem Test schief, aber im zweiten Durchgang klappte es dann. Nur noch eine einzige grüne LED zeigt an, das alles "ok" sei.
Zwei Tasten sind vorne sichtbar: Die Wellenlinie für WLAN und darunter eine Plus-Taste zum Anmelden von schnurlosen DECT-Telefonen oder zum Umschalten in den LTE-Feldstärkemodus. Wird "+" länger gedrückt, leuchtet sie in Blau. Mehrere LEDs geben obendrüber Auskunft über den LTE-Empfangspegel, der nicht unbedingt mit der erzielbaren Downloadgeschwindigkeit korrespondieren muss. 2 LED sind ok, 3 oder 4 schon ideal. Auf der Rückseite gibt es einen Reboot-Taster, der den Router einfach frisch startet, ohne die Einstellungen zu verlieren. Ein versteckter Resetknopf auf der Unterseite ist nur mit einem spitzen Stift zu erreichen und versetzt den Router in den originalen Werkszustand, dann sind alle Einstellungen fort, etwa wenn der Router zurück- oder an andere Nutzer weitergegeben soll.
Erste Konfiguration
Um den Router zu konfigurieren, stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Die moderne: Man scannt mit seinem Handy den QR-Code auf dem eingangs erwähnten Heftchen in der Router-Oberseite, lädt sich so die Telekom DSL-Hilfe App (für Android oder iOS) und gelangt dann relativ einfach in den Router, denn der Router unterstützt die Konfiguration per NFC (sofern das eigene Handy das kann). Mit einem iPhone 8 (NFC fähig) war die Konfiguration somit ungewohnt schnell möglich. Hätte das Handy kein NFC, ginge es über WLAN.
Die klassische Alternative: Verbinde den PC über ein Kabel und starte einen Browser.
https://speedport.ip
Unter https://speeedport.ip oder 192.168.2.1 wird die Konfigurationsseite des Routers erreicht.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
In den Browser http://192.168.2.1 eintippen und ... Fehlanzeige. Das Rätsels Lösung: Auf der Unterseite gibt es die LAN-Buchsen "1"..."4" wobei die Buchse "LAN1" blau gehalten und zusätzlich mit "Link" beschriftet ist. Den PC an Buchse "1" anzuschließen, war keine gute Idee. Um LAN 1 als LAN-Buchse nutzen zu können, muss das erst im Router konfiguriert werden, ab Werk ist die Buchse noch auf "Link" programmiert. Dort käme das Signal von einem Glasfaser-Modem her, sofern man schon einen FTTH-Glasfaseranschluss besitzen sollte, was bei unserem Testanschluss leider nicht der Fall ist.
Der Zugang über die DSL-Hilfe App funktionierte und dank BNG-Anschluss wurden die notwendigen Zugangsdaten automatisch erkannt, andernfalls müsste man sie manuell im Router eintragen.
Den PC also an Buchse "LAN 2" gesteckt und schon meldete sich der Router. Es empfiehlt sich nach einem Router-Austausch auch den PC frisch zu starten, sonst sucht er noch verzweifelt nach dem vorherigen Router.
Speedport Pro für MagentaZuhause Hybrid
Der Speedport Pro unterstützt das proprietäre Hybrid-DSL-Protokoll der Telekom. In Regionen, wo sich ein VDSL-Ausbau noch nicht lohnt oder wo die private Konkurrenz sich die Hoheit über den Nahbereich gesichert hat, bietet die Telekom ausgewählten Kunden DSL-Hybrid an. Dabei werden das DSL-Signal aus dem alten Telefon-Kupferkabel mit einem LTE-Mobilfunksignal gebündelt ("gebondet"). Dazu braucht man eine spezielle SIM-Karte, die man nach erfolgreicher Anmeldung des DSL-Hybrid-Anschlusses zugeschickt bekommt. Eine "normale" Telekom-Mobilfunk-SIM-Karte funktioniert hier übrigens nicht. Die Hybrid-DSL-SIM-Karte wird auf der Unterseite in den Router gesteckt, ab Werk ist die Karten-PIN ausgeschaltet.
Nicht jeder Kunde kann Hybrid-DSL bekommen. Die Telekom achtet schon darauf, dass die Anzahl der geschalteten Anschlüsse nicht die komplette Mobilfunkzelle "überlastet". Wird also Hybrid-DSL angeboten und sind keine anderen Alternativen (anderer Anbieter über Festnetz (Kupfer oder Glasfaser) oder Mobilfunk) verfügbar, sollte man schnell aktiv werden.
Testanschluss mit Hybrid-DSL
Am Testanschluss der Redaktion ist DSL-Hybrid geschaltet, bisher war dort der Speedport-Hybrid (von Huawei) im Einsatz. Dabei konnte es immer wieder mal passieren, dass der über LAN-Kabel angeschlossene MagentaTV-Receiver neu gestartet werden musste, weil er sich "verschluckt" hatte. Dies ist bei dem Speedport Pro bislang erst einmal aufgetreten, kurz vor dem aktuellen Software-Update, das gerade bundesweit ausgerollt wurde.
Der Festnetz-Teil des Hybrid-Anschlusses ist ein "normaler" DSL-16000-Anschluss. Mit Hybrid sollen bei unserem Anschluss im Tarif Magenta Zuhause Hybrid M "bis zu 50 MBit/s" möglich sein.
Hybrid-DSL: 50 MBit/s sind möglich
Je nach Tageszeit können am Hybrid DSL-Anschluss die offiziellen 50 MBit/s leicht überschritten werden. Zur Hauptsendezeit (Magenta TV) können es auch unter 10 MBit/s sein.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Diese Geschwindigkeiten sind tatsächlich möglich, an einem späten Nachmittag (16.43 Uhr) waren es 52 MBit/s im Downstream möglich (gemessen mit speedtest.net). Die Seite www.breitbandmessung.de der Bundesnetzagentur zeigte wenig später 48,14 MBit/s (down) und 6,68 MBit/s (up) bei 24 ms Ping an.
Es gab aber auch Abende, wo schlaffe 8 MBit/s auf dem PC ankamen, während über MagentaTV am gleichen Anschluss das aktuelle Fernsehprogramm lief.
Noch mehr Konfiguration
Wie schon erwähnt: Unter https://speedport.ip oder https://192.168.2.1 kann die Konfigurationsseite des Routers erreicht werden. Ist ein Antivirus-Programm installiert, kann es Fehlermeldungen oder Warnhinweise geben, weil die Antivirensoftware das Zertifikat des Routers möglicherweise (noch) nicht kennt.
Im Router wurden die Einstellungsmöglichkeiten erweitert, gegenüber den bisherigen Speedport-Modellen aber auch bereinigt und damit verbessert.
So gab es bisher eine weithin unbekannte Einstellung für "sicherere Mail-Server". Dazu war eine "Whitelist" von "seriösen" E-Mail-Providern enthalten. Wenn man über einen anderen ungewöhnlichen SMTP-Server (z.B. aus der Firma) seine Mails verschicken wollte, musste man diesen Server erst in der Liste auf dem Router eintragen, sonst blieben diese Mails mit wilden Fehlermeldungen hängen.
Drei Sicherheitsstufen
Der Speedport Pro bietet ein umfangreiches Konfigurationsmenü.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Beim Speedport Pro gibt es diese Liste nicht mehr. Die "Sicherheit" kann unter Einstellungen / Schutzfunktionen in drei Stufen eingestellt werden. Stufe "Aus" wird nicht empfohlen. Ab Werk steht die Anzeige auf "Stufe 1".
In der Stufe 1 wird es durch einen täglichen Wechsel der IPv6-Adresse z.B. Betreibern von Webseiten erschwert, die Aktivitäten des Anwenders im Internet zu protokollieren.
Diese Funktion wechselt alle 24 Stunden einen Teil der IPv6-Adresse, ohne die Internetverbindung zu unterbrechen. Die Telekom weist dabei ein IPv6-Präfix zu, aus dem 256 unterschiedliche Netz-Präfixe gebildet werden können. Diese Funktion wählt zufällig ein Netz-Präfix für die Bildung der IPv6-Adresse aus.
In Stufe 2 wird durch einen regelmäßigen Wechsel der IPv4- und der IPv6-Adressen Betreibern von Webseiten noch mehr erschwert, die Aktivitäten des Anwenders im Internet zu protokollieren. Diese Funktion trennt zu diesem Zweck alle vier Tage (zwischen 2:00 und 5:00 Uhr nachts) die Internetverbindung für wenige Sekunden. Laufende Internetaktivitäten, auch IP-basierte Telefonie, werden dabei unterbrochen. Danach werden dem Anschluss eine völlig neue IPv4-Adresse und ein völlig neues IPv6-Präfix zugewiesen.
Sicherheitsempfindliche Nutzer können die Internetverbindung auch jederzeit selbst trennen und wiederherstellen. Damit diese Schutzfunktionen wirken, müssen in den Geräten, mit denen im Internet gesurft werden soll, die Optionen „Privacy Extensions“ oder „Temporäre IP-Adresse beziehen“ aktiviert sein. Dies ist in der Regel der Fall.
Wenn es zu Störungen bei der Nutzung von Internet, Telefonie oder MagentaTV (früher Entertain) kommen sollte, kann der "Datenschutz" testweise auch komplett ausgeschaltet werden.
Bis zu drei WLAN-Netze in einem Gerät
Der Speedport Pro bietet WLAN auf 2,4 und 5 GHz. Der Administrator kann diesen WLAN-Frequenzen unterschiedliche SSID-Namen geben. Sind die Namen gleich, dann schalten die Endgeräte vom Nutzer weitgehend unbemerkt zwischen beiden Frequenzbereichen um. Telekom-Kunden können außerdem mit ihrem Router einen WLAN-ToGo-FON-Hotspot einrichten, den andere Telekom-Kunden, die sich auch für WLAN ToGo angemeldet haben, kostenlos nutzen dürfen. Dieser FON-Hotspot ist gegenüber dem Telekom-Kunden "abgekapselt". Falls also jemand darüber "Unsinn" anrichten sollte, trifft den Router-Inhaber keine Schuld, er bekommt davon auch gar nichts mit.
Auf Wunsch kann ein Gäste-WLAN aktiviert werden, für 30 Minuten bis 48 Stunden, nach der eingestellten Zeit schaltet sich dieses Gäste-WLAN selbsttätig wieder aus. Möglich ist, die integrierte Zeitschaltuhr auf "Immer" zu belassen. Diese Funktion könnte für Familien mit "internetsüchtigen Kindern", aber auch für Ferien-Gäste im vermieteten Besucherzimmer interessant sein.
Kleine Telefonanlage
Je nach Geschmack des Anwenders gibt es auch einfache Menüansichten.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Die Telefonie richtet sich bei einem BNG-Anschluss fast von selbst ein. Was man noch zuordnen muss oder kann (je nach Geschmack), wo die jeweiligen Rufnummern klingeln und mit welchen Nummern raustelefoniert werden soll. Will man eine weitere Sprachmailbox etwa für den Untermieter oder Sohn/Tochter mit eigenem Telefonleben haben, muss ein "Unterkonto" beantragt und eingerichtet werden, das nach Freischaltung über eine dazugehörende E-Mail-Adresse @t-online.de noch im Router eingerichtet werden kann. Es ist übrigens kostenfrei; sollte dazu eine weitere MSN-Rufnummer benötigt werden (drei sind im IP-Anschluss enthalten), wird ein einmaliger Betrag von 10 Euro berechnet.
Der Speedport-Pro-Router unterstützt auch SIP-Konten anderer Anbieter. Rufnummer, Benutzername, Passwort, Registrar, Proxy oder Port-Nummer erfährt man beim jeweiligen SIP-Anbieter.
Kaufen oder mieten?
Der Speedport Pro kann zu einem bestehenden Telekom-Anschlussvertrag zum Preis von 9,95 Euro im Monat dazu gemietet werden, alternativ wäre ein Kauf für 399,95 Euro möglich. Sprich nach 40 Monaten (3 1/3 Jahre) wäre der Kauf günstiger. Bis dahin dürfte es aber längst ein Nachfolgemodell geben. Von daher würden wir die Miete empfehlen.
Ein Fazit:
Wer den allerneuesten Router der Telekom einmal ausprobieren will, sollte sich den Speedport Pro anschauen. Ob ein Speedport oder die populäre Fritz!Box "besser" sind, hängt oft von örtlichen Gegebenheiten des Netzes ab.
Wer am Hybrid-DSL-Anschluss der Telekom hängt, hat derzeit nur die Wahl zwischen zwei Routern der Telekom. Subjektiv bringt der Speedport Pro (von Sagemcom) gegenüber dem Speedport Hybrid (von Huawei) wohl einen Vorteil, der in der Praxis von den individuellen Gegebenheiten (Qualität des DSL-Signals über die Kupferleitung, LTE-Versorgung vor Ort und Belegung der WLAN-Frequenzen) abhängt. Beim Speedport Hybrid (von Huawei) können technische versierte Nutzer zwei externe Antennen anschließen, beim "Pro" geht das leider nicht. Da man beide Router mieten kann, könnte man den neuen Router "auf Verdacht" buchen, muss aber eine Mindestlaufzeit von einem Jahr unterschreiben. Eine vorzeitige Rückgabe ist möglich, wenn ein "Schadensersatz" von 6 Monatsmieten geleistet wird (das wären knapp 60 Euro) Den Kauf eines solchen Gerätes halten wir aufgrund des hohen Preises nicht für sinnvoll.