Ex-Marktführer

Telekom: Mit aggressiver Strategie wieder Mobilfunk-Marktführer?

René Obermann mit aktueller Performance nicht zufrieden
Von dpa / dapd / Hans-Georg Kluge

Die Chefetage der Telekom kann mit den Zahlen nicht zufrieden sein. Mit aggressiver Marktstrategie will die Telekom wieder Mobilfunk-Marktführer werden. Die Chefetage der Telekom kann mit den Zahlen nicht zufrieden sein. Mit aggressiver Marktstrategie will die Telekom wieder Mobilfunk-Marktführer werden.
Bild: teltarif.de
Der Telekom-Branche fehlen Fantasie und starke Wachstumsfelder. Das gilt auch für die Deutsche Telekom. Die Aktie kommt nicht in Schwung. Billigheimer und Kabelnetzbetreiber machen dem Riesen zu schaffen. Der Konzern setzt auf Netzausbau und das mobile Internet.

Es muss schon frustrierend sein für Telekom-Chef René Obermann: Da hatte er vor einem guten Jahr endlich mit AT&T einen dicken Fisch an der Angel, sprich einen Käufer für das schwächelnde US-Geschäft, und dann macht ihm die Wettbewerbsbehörde den schönen Deal kaputt.

Sorgen gibt es auch an anderer Stelle: die europäische Schuldenkrise belastet die Telekom-Geschäfte vor allem in Süd- und Osteuropa zunehmend. Auch wenn die Geschäft auf den Heimatmärkten ordentlich laufen, ist der Konzern durch die Kabelnetzbetreiber erheblich unter Druck geraten. Und beim Mobilfunk haben sich die Bonner die Marktführerschaft in Deutschland von Vodafone entreißen lassen.

René Obermann trotz allem gut gelaunt

Die Chefetage der Telekom kann mit den Zahlen nicht zufrieden sein. Mit aggressiver Marktstrategie will die Telekom wieder Mobilfunk-Marktführer werden. Die Chefetage der Telekom kann mit den Zahlen nicht zufrieden sein. Mit aggressiver Marktstrategie will die Telekom wieder Mobilfunk-Marktführer werden.
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Bei allen Nöten zeigte sich Obermann bei der Vorlage der Quartalszahlen heute gut gelaunt. "Im Vergleich mit unseren Wettbewerbern schlagen wir uns sehr ordentlich", sagte er. Tatsächlich backt der Konzernchef inzwischen kleinere Brötchen. Man ist bescheiden geworden in einer Branche, die alles unternimmt, um nicht zu stark zu schrumpfen und Ertragsniveaus zu halten. Dabei steht die Telekom im Vergleich zu großen Wettbewerbern wie Telefónica oder France Télécom nicht einmal so schlecht da.

Ein Blick auf die Kursentwicklung seit einem Jahr verrät: Unter die Räder gekommen sind eher andere. Während die Aktienkurse der Branchenriesen Telefónica und France Télécom seit einem Jahr nach unten zogen, stagniert die T-Aktie, abgesehen von kleineren Ausschlägen nach beiden Seiten. Nur der Mobilfunkriese Vodafone ist mit steigenden Kursen unterwegs - aber der ist auch kein früherer Staatsmonopolist.

Telekom will wieder Mobilfunk-Marktführer werden

Dass die Telekom seit Jahren auf der Stelle tritt, nicht nur beim Aktienkurs, kann Obermann bei aller Bescheidenheit kaum zufriedenstellen. "Ich bin mit dem Marktanteil nicht zufrieden. Wir wollen mehr und werden aggressiv im Markt auftreten", stellt er fest.

Ziel: Die Telekom will Vodafone den Titel des Branchenprimus im deutschen Mobilfunk wieder abjagen. Doch das wird nicht einfach sein. In dem Bereich tummeln sich viele Discounter, und Wachstum ist praktisch nur möglich durch Verdrängung.

Netzausbau beschleunigen dank besserer Regulierung

Aber auch auf anderem Feld will die Telekom gut da stehen, dem Netzausbau. Die Bedingungen dazu haben sich verbessert. So sieht Obermann bei der Regulierung endlich Licht am Ende des Tunnels: "Das sind Schritte in die richtige Richtung", unterstreicht er. Vor wenigen Wochen hatte die EU-Kommission ankündigt, für die marktbeherrschenden Unternehmen die Regulierung zu lockern. Und Obermann fühlt sich verstanden.

Stabile Rahmenbedingungen bis mindestens 2020 seien eine Grundvoraussetzung für langfristige Investitionen in schnelle Netze. Über viele Jahre habe die Regulierungspolitik nur niedrige Preise im Blick gehabt, kritisiert der Telekom-Chef. Das war zwar gut für die Verbraucher, aber schlecht für die Anbieter, denen klare Rahmenbedingungen und die Mittel für den Ausbau von hochmodernen Netzen fehlten.

Milliarden-Investitionen in Infrastruktur

Ob LTE, VDSL oder Glasfaser - die Telekom muss Milliardensummen für die supermoderne Infrastruktur investieren. Allein in Deutschland hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr 3,7 Milliarden Euro in Netze investiert. Es geht um den Aufbau eines Transportnetzes, das den schier unbegrenzten Hunger der Verbraucher nach Daten langfristig bewältigen kann.

Hierzu gehört vor allem ein Wachstumsfeld, von dem sich die ganze Branche in den kommenden Jahre lukrative Erträge erhofft: Das mobile Internet. Bis 2015 will die Telekom hier eine Summe von 10 Milliarden Euro erlösen, heute sind es Obermann zufolge rund 6 Milliarden. Darüber hinaus versprechen sich die Bonner von den Bereichen Onlinedienst, T-Systems, vernetztes Zuhause und intelligente Netze neue Erlösquellen. Alles zusammen soll sich bis 2015 schon auf 29 Milliarden Euro summieren. Und das wäre dann bereits die Hälfte des gesamten Telekom-Jahresumsatzes von heute.

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