Neue Funktion

Test: Mit der FRITZ!Box über das Mobilfunknetz telefonieren

Dank eines Updates erlauben FRITZ!Box 6850 5G und 6850 LTE erst­mals das Tele­fonieren über Mobil­funk-Netze. Wir beschreiben den Einrich­tungs­vor­gang, testen die Tele­fonie und geben Tipps zur Tarif-Wahl.
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Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Statio­näre FRITZ!Box-Router von AVM für die Mobil­funk­netze gibt es schon seit einigen Jahren. Die Geräte hatten bis jetzt aber alle ein Manko: Das Tele­fonieren über das Mobil­funk­netz war damit nicht möglich. Die LTE- und 5G-FRITZ!Boxen konnten bisher nur fürs mobile Internet genutzt werden - sozu­sagen als Fest­netz-Ersatz.

Das hat sich nun geän­dert: Vor einigen Tagen hat AVM den FRITZ!Box-Modellen 6850 5G und 6850 LTE das Betriebs­system-Update auf FRITZ!OS 7.56 spen­diert. Damit wird erst­mals in Mobil­funk-FRITZ!Boxen die Tele­fonie über das Mobil­funk­netz möglich.

Wir haben Einrich­tung und Nutzung auf einer von AVM für den Test zur Verfü­gung gestellten FRITZ!Box 6850 LTE getestet und geben in unserem Test­bericht Tipps zur Konfi­gura­tion sowie zur rich­tigen Tarif­wahl. Unsere Ausrüstung für den Telefonie-Test Unsere Ausrüstung für den Telefonie-Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Der bishe­rige Umweg für Tele­fonie

Tele­fonieren war bislang über Mobil­funk-FRITZ!Boxen auch schon möglich - aller­dings nicht über das Mobil­funk­netz. Als Umweg musste der Kunde sich zunächst bei einem VoIP-Provider (mögli­cher­weise gefunden über den VoIP-Tarif­ver­gleich von teltarif.de) anmelden und die Tele­fonie-Zugangs­daten in der FRITZ!Box eintragen. Die Tele­fonie hat dann also (mögli­cher­weise teures) mobiles Daten­volumen verbraucht.

Auch wer statt über einen VoIP-/SIP-Provider über einen Smart­phone-Messenger tele­fonierte, hat hierfür mobiles Daten­volumen geop­fert, insbe­son­dere dann, wenn es sich um ein Video­tele­fonat handelte. Diese Umwege sind jetzt nicht mehr erfor­der­lich. Zuerst müssen die beiden Antennen angeschlossen werden Zuerst müssen die beiden Antennen angeschlossen werden
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Für wen ist Mobil-Tele­fonie per FRITZ!Box sinn­voll?

Schon des Öfteren erreichten teltarif.de Leser­anfragen, warum AVM es bisher nicht geschafft habe, Mobil­tele­fonie in den Mobil­funk-FRITZ!Boxen zu ermög­lichen. Insbe­son­dere Nutzer mit einer Allnet-Flat, die über keinen Fest­netz­anschluss verfügen, haben sich die Funk­tion gewünscht. Das ist beispiels­weise in Feri­enhäu­sern, auf Camping­plätzen oder in Klein­gar­ten­sied­lungen der Fall.

Und immer wieder berichten teltarif.de-Leser, dass für sie selbst oder Verwandte der Umzug in ein Senioren- oder Pfle­geheim ansteht und dass dort kein Tele­fon­anschluss auf dem Zimmer sei, dafür aber ein guter Mobil­funk­emp­fang herr­sche. Und manche Senioren können mit Touch­screen-Smart­phones (und selbst Tasten-Handys) nur einge­schränkt umgehen, sondern benö­tigen ein klas­sisches Fest­netz­telefon.

Und genau das ist seit dem Firm­ware-Update mit den FRITZ!Box-Modellen 6850 5G und 6850 LTE möglich, da diese Router-Modelle sowohl über eine TAE-Buchse als auch über eine DECT-Basis­sta­tion verfügen. Die Koppe­lung mit einem herkömm­lichen Groß­tasten-Telefon ist also ganz einfach. Der Steckplatz für die Mini-SIM Der Steckplatz für die Mini-SIM
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Vorsicht: Wahl eines geeig­neten Tarifs wichtig

Wer jetzt denkt, er könnte einfach eine güns­tige Allnet-Flat ohne mobiles Daten­volumen buchen und die SIM in den Slot der FRITZ!Box 6850 stecken, den müssen wir leider enttäu­schen. Beson­ders günstig wäre das rein theo­retisch zum Beispiel mit Deutsch­lands güns­tigster Allnet-Flat für vier Euro je vier Wochen von Kauf­land mobil und Norma Connect im Telekom-Netz möglich gewesen.

Denn AVM gibt für die Nutzung der Tele­fonie-Funk­tion vor, dass der Tarif zwin­gend Tele­fonie und VoLTE unter­stützen muss, die Tele­fonie über das GSM-Netz wird nicht unter­stützt. Auch über reine mobile Daten­tarife kann nicht tele­foniert werden. Im Tarif­ver­gleich von teltarif.de finden Sie die güns­tigsten Allnet-Flats mit VoLTE. Die Dril­lisch-Marken bieten beispiels­weise immer wieder Allnet-Flats für um die 5 Euro monat­lich mit Daten­volumen an. In Frage kommen auch Prepaid-Mehr­monats­pakete mit Allnet-Flat, bei denen das Daten­volumen flexibel verteilbar ist.

Auch während unseres Tests ist uns bewusst geworden: Ohne das (mobile) Internet geht in der FRITZ!Box 6850 wenig: Man kann nicht einmal das erfor­der­liche Update auf FRITZ!OS 7.56 herun­ter­laden, das auf unserer origi­nal­ver­packten FRITZ!Box noch fehlte. Auch spätere Updates wären ohne mobile Daten­ver­bin­dung unmög­lich.

Außerdem geht FRITZ!OS 7.56 wohl wie selbst­ver­ständ­lich davon aus, dass das mobile Internet ständig verfügbar ist. Einen Button zur manu­ellen Internet-Tren­nung haben wir nicht gefunden, und darum wäre die Nutzung eines reinen Tele­fonie-Tarifs mögli­cher­weise eine veri­table Kosten­falle: Entweder würde das Internet in älteren Tarifen dann noch pro MB abge­rechnet oder jeden Tag auto­matisch eine Tages­flat gebucht werden.

Wer also wirk­lich nur eine mobile Allnet-Flat ohne Internet benö­tigt, sollte hierfür lieber ein Mobil­funk-Tisch­telefon mit SIM-Karten­slot anschaffen. Anschluss eines analogen Telefons an der TAE-Buchse Anschluss eines analogen Telefons an der TAE-Buchse
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Die Einrich­tung der FRITZ!Box 6850 LTE

Wer die FRITZ!Box 6850 5G oder 6850 LTE neu erwirbt, um diese fürs Tele­fonieren zu benutzen, muss sie nach dem Anschrauben der beiden Antennen erstmal einrichten - auch hierfür ist selbst­ver­ständ­lich ein Laptop, PC oder Smart­phone erfor­der­lich. Nach dem Anschließen der FRITZ!Box an die Steck­dose dauert es etwa zwei Minuten, bis man sich über LAN oder WLAN mit ihr verbinden und die FRITZ!OS-Ober­fläche aufrufen kann. Zunächst fragt die Box nach Sprache und Land.

Etwas nervend ist, dass die FRITZ!Boxen gerne immer auto­mati­siert Diagnose- und Wartungs­berichte an AVM senden und dafür eine Einwil­ligung möchten, wir haben das Häkchen nicht gesetzt. Dann muss - wie bereits erwähnt - die mobile Inter­net­ver­bin­dung konfi­guriert werden, ansonsten kann der Assis­tent nicht abge­schlossen werden. Darüber muss dann das Firm­ware-Update auf FRITZ!OS 7.56 durch­geführt werden, damit über­haupt eine Mobil­funk-Rufnummer konfi­guriert werden kann.

Vorsicht Falle: Hier können nur VoIP-Anbieter angelegt werden Vorsicht Falle: Hier können nur VoIP-Anbieter angelegt werden
Bild: AVM, Screenshot: teltarif.de
An dieser Stelle sollte man also bewusst die Einrich­tung einer Rufnummer über­springen (weil nur VoIP möglich) und dies erst nach der Instal­lation des Firm­ware-Updates nach­holen. Wenn es keinen Grund gibt, die WLAN-Einstel­lungen der Box zu verän­dern, kann man diese einfach so über­nehmen. Für Mobilfunk-Telefonie muss zunächst das Update installiert werden Für Mobilfunk-Telefonie muss zunächst das Update installiert werden
Bild: AVM, Screenshot: teltarif.de

Einrich­tung und nach­träg­liche Ände­rung der Tele­fon­nummer

Gene­rell empfiehlt AVM, eine Mini-SIM-Karte in die FRITZ!Box 6850 einzu­ste­cken, aus der noch nie eine Micro- oder Nano-SIM heraus­gebro­chen worden war. Das dürfte ziem­lich praxis­fremd sein, denn wenn die SIM-Karte zuvor in einem neueren Smart­phone genutzt worden ist, hat der Nutzer das sicher­lich schon gemacht. Wir haben im Test unsere Nano-SIM-Karten jeweils in den origi­nalen Mini-SIM-Träger geklemmt, in die FRITZ!Box 6850 gesteckt und damit keinerlei Probleme gehabt. Man sollte aber wirk­lich darauf achten, dass die SIM fest im Träger sitzt.

Eingabe der SIM-PIN im Router Eingabe der SIM-PIN im Router
Bild: AVM, Screenshot: teltarif.de
Nach dem Einschalten der FRITZ!Box 6850 dauerte es rund zwei Minuten, bis die Box das Mobil­funk­netz gefunden hatte. In unserem Fall verband sie sich aber nicht direkt mit dem Netz, weil wir bei allen Karten die PIN-Abfrage akti­viert hatten. Nun ist es zwin­gend erfor­der­lich, ein Smart­phone, einen Laptop oder einen PC zur Hand zu haben, mit dem man sich auf der Admi­nis­tra­tions­ober­fläche der FRITZ!Box 6850 einloggt, um dort die PIN-Eingabe vornehmen zu können.

Die Tele­fonie-Einrich­tung erfolgt im Menü unter Tele­fonie - eigene Rufnum­mern - neue Rufnummer. Mit FRITZ!OS 7.56 fragt die Box nun, ob man eine IP-basierte Fest­netz­nummer, eine VoIP-Nummer oder eine Mobil­funk-Rufnummer anlegen will. Nach der Auswahl der dritten Option gibt man die Nummer ein, und auf diesem Bild­schirm schreibt AVM noch­mals ganz klar, dass der Tarif zwin­gend VoLTE unter­stützen muss. Hat die Einrich­tung geklappt, leuchtet anschlie­ßend in der Rufnum­mern­über­sicht ein grüner Button neben der Rufnummer. Im letzten Schritt muss dann die Rufnummer einem ange­schlos­senen Telefon zuge­wiesen werden. Guter Service: AVM hat eine Option vorak­tiviert, mit der die Anzahl der ausge­henden Anrufe ins Ausland begrenzt wird, falls die Zahl derar­tiger Anrufe unty­pisch hoch sein sollte (Rufsperre als Schutz vor Hackern).

Schutz vor ungewollten Auslandstelefonaten voreingestellt Schutz vor ungewollten Auslandstelefonaten voreingestellt
Bild: AVM, Screenshot: teltarif.de
Bei der nach­träg­lichen Ände­rung der Tele­fon­nummer ist uns übri­gens ein Fehler in der AVM-Firm­ware aufge­fallen: Möchte man eine neue Nummer hinzu­fügen, erscheint manchmal nicht der erfor­der­liche Auswahl­bild­schirm, bei dem man zwischen VoIP- und Mobil­funk­nummer auswählen kann, sondern direkt der Bild­schirm fürs Anlegen einer VoIP-Nummer. Im Test mussten wir mehr­fach zurück­kli­cken und erneut den Assis­tenten aufrufen, erst nach mehreren Versu­chen kam dann der Auswahl-Bild­schirm.

Test mit SIM von Voda­fone CallYa

Unsere Voda­fone-CallYa-SIM mit gebuchter Tari­fop­tion CallYa Smart­phone S inklu­sive Allnet- und SMS-Flat sowie 4 GB Daten­volumen bewegte sich in der FRITZ!Box 6850 ebenso wie in einem Smart­phone wie ein Fisch im Wasser: Es gab keine Stockungen oder Aussetzer.

Ein erster Test­anruf verlief aber negativ: Die Mail­box­abfrage im Voda­fone-Netz über die Kurz­wahl-Nummer 5500 war nicht möglich. Erfah­rene Voda­fone-Nutzer wissen, dass es noch einen weiteren Weg für die Mail­box­abfrage gibt. Hierzu muss [Vorwahl]-55-[Rufnummer] gewählt werden. Und damit klappte es im Test problemlos. Bei eintref­fenden Tele­fonaten klin­gelte das ange­schlos­sene Tisch­telefon brav, und auch abge­hend konnten wir problemlos tele­fonieren. Neuer wichtiger Auswahl-Bildschirm für Telefonie-Einrichtung Neuer wichtiger Auswahl-Bildschirm für Telefonie-Einrichtung
Bild: AVM, Screenshot: teltarif.de

Test mit SIM von ja!mobil im Telekom-Netz

Nach der Voda­fone-SIM wollten wir die Tele­fonie mit einer SIM-Karte im LTE-Netz der Telekom testen und wählten hierzu eine Prepaid­karte von ja!mobil mit akti­vierter Daten-Option. Hierzu mussten wir nach dem Wechsel der SIM zunächst die neue Nummer in der FRITZ!Box einrichten.

Inter­essant zu beob­achten war, dass sich die ja!mobil-SIM in der FRITZ!Box sicht­lich unwohler gefühlt hat als die Voda­fone-SIM: Alle Konfi­gura­tions-Vorgänge dauerten deut­lich länger, für jeden neuen Schritt musste die Box die Verbin­dung trennen und wieder aufbauen. Als APN wählten wir den Telekom-APN aus dem Drop­down-Menü des Routers.

Nachdem die Einrich­tung abge­schlossen war, konnten wir aber auch damit problemlos abge­hend und ankom­mend tele­fonieren.

Test mit netz­club-SIM im Telefónica-Netz

Zum Schluss unseres Tests legten wir eine netz­club-SIM im Telefónica-Netz in die 6850 LTE. Hier wählten wir als Anbieter (APN) o2 bzw. Telefónica aus, und damit verband sich die Box schnell mit dem Netz.

Auch die Tele­fonie-Einrich­tung ging deut­lich flüs­siger vonstatten als mit der ja!mobil-SIM, und so konnten wir nach wenigen Minuten störungs­frei tele­fonieren. Wichtiger Hinweis: Tarif muss VoLTE können Wichtiger Hinweis: Tarif muss VoLTE können
Bild: AVM, Screenshot: teltarif.de

Ein Wort zur Sprach­qua­lität

Wir haben bewusst den Test mit einem ca. 20 Jahre alten Telekom-Tisch­telefon T-Concept PA710 durch­geführt, das über keinerlei moderne Tech­niken zur Verbes­serung der Sprach­qua­lität verfügt, und dieses an die TAE-Buchse ange­schlossen. Auf der Rück­seite der Box gibt es auch noch eine Anschluss­mög­lich­keit über eine RJ-11-Buchse. AVM schreibt in der Anlei­tung zur FRITZ!Box 6850 LTE klipp und klar, dass im Betrieb nur eine der Fon-Buchsen belegt sein darf, die andere Fon-Buchse muss frei bleiben.

Im Test klangen alle von uns geführten Tele­fonate über die TAE-Buchse mit dem alten Tisch-Telefon wie Handy-Tele­fonate in den 1990er-Jahren, der Dyna­mik­umfang war also deut­lich geringer, und es gab das übliche Rauschen bzw. leichte Surren der Netze zu hören. Die Verständ­lich­keit war aber trotzdem jeder­zeit gut, Aussetzer oder Stockungen haben wir nur selten erlebt.

Eine deut­lich bessere Sprach­qua­lität hat man natür­lich, wenn man kein Telefon an eine Fon-Buchse anschließt, sondern statt­dessen ein DECT-Telefon mit der Basis­sta­tion koppelt. Insbe­son­dere bei der Verwen­dung eines AVM-FRITZ!Fons sollten alle HD-Tele­fonie­tech­niken zur Verbes­serung der Sprach­qua­lität dann nahtlos zur Verfü­gung stehen.

Fazit und Tipps

Mit dem Update auf FRITZ!OS 7.56 erfüllt AVM Nutzer der FRITZ!Box 6850 5G und 6850 LTE einen teils lange gehegten Wunsch: Endlich ist Tele­fonieren mit FRITZ!Boxen auch über Mobil­funk­netze möglich. Etwas Sach­ver­stand muss der Nutzer aller­dings bereits bei der Auswahl des Tarifs mitbringen und einen Tarif mit VoLTE wählen. Solange es die GSM-Netze noch gibt, sollte AVM aller­dings darüber nach­denken, die Tele­fonie hier­über noch nach­zurüsten.

Außer einem kleinen Bug beim Assis­tenten zur Einrich­tung der Tele­fonie sind uns in der Firm­ware keine Fehler aufge­fallen, FRITZ!OS 7.56 zeichnet sich ansonsten durch eine wirk­lich einfache Bedie­nung und intui­tive Benut­zung aus. Auch bei der Qualität der Mobil­funk-Tele­fonie über die FRITZ!Box gab es in unserem Test nichts auszu­setzen.

FRITZ!OS 7.56 ist jetzt auch für erste Kabel-Router mit Voda­fone-Firm­ware verfügbar. Ein FRITZ!Box-Modell befindet sich noch im Labor.

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