Digitalisierung

"Starke TV-Marken werden auch non-linear überleben"

Content ist King und Medienunternehmen müssen künftig ihre Inhalte auf allen Plattformen zugänglich machen und dabei die richtige Geschichte erzählen. Das ist das Fazit des ersten Change Media Tastings in Stuttgart.
Vom Change Media Tasting in Stuttgart berichtet

Discovery: Olympische Spiele im geplanten Umfang linear nicht mehr abdeckbar

Chancen und Herausforderungen für den Medienwandel zeigte Susanne Aigner-Drews, Geschäftsführerin von Discovery Communications Deutschland auf. Als Inhaber bedeutender Sportrechte wie etwa den Olympischen Spielen, die in ihrem geplanten Umfang "linear gar nicht mehr abdeckbar" seien, und der Fußball-Bundesliga stehe Discovery vor der Aufgabe diese gezielt zu nutzen, um die Events über unterschiedlichste Plattformen möglichst optimal direkt allen Altersgruppen zugänglich zu machen. Laut Aigner-Drews würden sich starke lineare TV-Marken auch in der non-linearen Welt durchsetzen. Wichtig sei, dass der Kunde wisse, welcher Inhalt drinsteckt. Sie nannte als Beispiel Eurosport oder den Männersender DMAX. Insgesamt gebe es zwar eine Änderung des Konsumverhaltens hin zu mehr nicht-linearen Inhalten, aber die Couch Potatoes seien "noch nicht totzukriegen". Vor allem jüngere Zielgruppen würden jedoch feste Programmschemata nicht mehr akzeptieren. Sie nannte ein Beispiel ihrer siebenjährigen Tochter, die auf die Antwort es komme aktuell nichts im Fernsehen mit dem Satz "Dann mache, dass etwas kommt" reagierte.

Sky stellt Kids-App vor

Die Verbreitung linearer und non-linearer Inhalte sei schon heute existenziell wichtig für Simin Lange, Senior Vice President Commercial Distribution bei Sky Deutschland. Sie erwartet mittel- bis langfristig eine völlige Entlinearisierung der Inhalte. Zugleich sieht sie in der Markteinführung neuer Technologien wie etwa Ultra-HD und Eigenproduktionen wie Serien ein wichtiges Unterscheidungs- und Orientierungsmerkmal. Sie stellte zudem die neue Sky Kids App vor. Hiermit erschaffe der Pay-TV-Konzern ab sofort eine eigene Welt der Unterhaltung für die jüngsten Zuschauer in Deutschland und Österreich. Die Applikation wurde dank einer kinderfreundlichen Benutzeroberfläche und Funktionen speziell für Kinder entwickelt. Kinder können damit ihre Lieblingsserien aus dem der beliebtesten Sky-Kindersender Boomerang, Cartoon Network, Disney Junior, Disney XD und Junior einfach finden und ansehen. Generell wolle Sky in Zukunft für alle Zuschauergruppen auf allen Plattformen etwas anbieten.

DAB+ für Radio nur Übergangstechnologie?

Wie elementar in der neuen Medienwelt die Auffindbarkeit für regionale Radiosender in der Praxis ist, zeigte Klaus Schunk, Geschäftsführer Radio Regenbogen, auf. Für Schunk bedeutet die Digitalisierung auf der einen Seite die lineare Technologie DAB+ aus dem letzten Jahrhundert, wobei hier noch nicht klar sei, ob es nur ein Übergangsmedium hin zu 100 Prozent Internetverbreitung sei. Auf der anderen Seite sei IP schon heute der verlängerte Arm des UKW-Geschäftes. Schunk nannte als Beispiel Eishockey-Live-Übertragungen der Adler Mannheim, die pro Spiel auf bis zu 58 000 Streaming-Sessions kämen. Schunk warnte mit Blick auf DAB+ vor einer "politischen Verordnung" einer Übertragungstechnologie, der Zuhörer solle alleine entscheiden wie er Radio hören wolle, und das Radio soll auf den Plattformen sein, wo sich die Hörer aufhalten.

Die Gewährleistung der Auffindbarkeit von Inhalten, die Sicherung der Vielfalt, die genaue Beobachtung von Konzentrationsprozessen und den Schutz der Verbraucher angesichts der zunehmenden Zahl digitaler Plattformen sieht denn auch Thomas Langheinrich, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation (LFK), als zentrale Aufgabe und Herausforderung für die Regulierung. Gleichzeitig plädierte an der Politik sich stärker als bisher für einen Erhalt lokaler Medien, deren Zahl durch den digitalen Wandel und das geänderte Verbraucherverhalten ständig sinkt, einzutreten.

Content is King

Ob Disruption in der Vergangenheit erfolgreiche Geschäftsmodelle zerstört oder ein schnell verlaufender evolutionärer Prozess ist, blieb offen. Letztlich hänge dies vom Alter der Zielgruppen der Medien ab. Während sich die Jüngeren bereits in die non-lineare digitale Welt verabschiedet haben, bewegen sich Ältere deutlich langsamer und kombinieren weitgehend ihre linearen Nutzungsgewohnheiten mit den neuen Möglichkeiten.

Einigkeit herrschte letztlich darin, dass Medienunternehmen intelligent in die Verlängerung ihrer Inhalte in die digitale Welt und eine gute Auffindbarkeit investieren müssen, um erfolgreich zu sein und die Herausforderungen des Wandels möglichst optimal zu meistern. Gleichzeitig sei wichtig, auch in den Wandel und in Talente zu investieren. Und über allem stehe die Qualität des Produktes: "Content ist King" - diesen Satz hörte man auf dem Kongress immer wieder.

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