Köln: Telekom baut Untergrund mit LTE aus
Etwa 250 Antennen hat die Telekom in Kölner Untergrund verbaut, um die U-Bahn mit LTE zu versorgen.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot teltarif.de
Im Smartphone-Zeitalter haben sich die meisten Menschen daran gewöhnt, immer und überall erreichbar zu sein, E-Mails zu checken oder Messenger-Nachrichten zu lesen. Besonders gut geeignet dafür ist der Weg zur Arbeit oder nach Hause – zumindest, wenn das Handy Empfang eines brauchbaren Signales hat. Was aber, wenn der Weg zur Arbeit durch die U-Bahn führt? Dann heißt es hoffen, dass sie schon versorgt ist.
Köln geht endlich online
In der Kölner U-Bahn (ursprünglich eine Straßenbahn, die unter Tage fuhr, das Netz wurde aber inzwischen weiter ausgebaut und modernisiert) war das bisher meistens nicht wirklich der Fall. Ein Konsortium unter Leitung der Deutschen Telekom hat das Projekt jetzt vollendet.
Etwa 250 Antennen hat die Telekom in Kölner Untergrund verbaut, um die U-Bahn mit LTE zu versorgen.
Foto: Deutsche Telekom auf Youtube / Screenshot teltarif.de
300 MBit/s LTE unter Tage
Mit dem Ausbau des LTE-Netzes wurde die maximal mögliche Surfgeschwindigkeit auf etwa 300 MBit/s und mehr erhöht. Unter Tage wurden etwa 250 Antennen verbaut, das sind etwa 5-7 Antennen pro Bahnhof oder Haltestelle, welche die jeweiligen Bahnsteighallen und die abgehenden Tunnelstrecken versorgen. Die Antennen sind ausgelegt, um LTE auf 800, 900, 1800, 2100 oder 2600 MHz in der U-Bahn nutzen zu können.
Reine Bauzeit: Sechs Monate nach jahrelanger Vorbereitung
Von der Planung bis zum Zeitpunkt, wo das Netz lief, verging einige Zeit. Die reine Bauzeit betrug sechs Monate, denn gebaut werden konnte nur nachts, zwischen 1.30 Uhr und 4 oder 5 Uhr, in der sogenannten "Betriebspause", wo keine Züge fahren. Die Techniker montierten viele Antennen im Tunnel. Während des laufenden Zugbetriebs kann aus Sicherheitsgründen nichts montiert werden.
Dem tatsächlichen Aufbau gingen mehrere Jahre Planung voraus: "Unendlich viele Genehmigungsverfahren mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) und der Stadt Köln waren erforderlich.
Aber nicht nur Kunden der Telekom kommen in den Genuss der Versorgung, sondern auch die von Vodafone, o2 (und später einmal vielleicht auch von 1&1). In der Kölner U-Bahn ist die Telekom der Konsortionalführer und baut für die Mitbewerber gleich mit. Dadurch hat die U-Bahngesellschaft KVB nur einen Ansprechpartner.Gemeinsames Netz unter Tage
In einer unterirdischen Master-Unit werden die Signale von Telekom, Vodafone und o2 gemischt und über Glasfaserleitungen zu sogenannten Remote-Units des Herstellers Commscope übertragen. Davon wurden etwa 90 Stück unter Tage verbaut. Von dort geht es dann über möglichst kurze Koaxkabel zu den eigentlichen Sende-Antennen.
Würde man nur die Koaxkabel von den Antennen quer durch die Stadt bis zum zentralen Rechner-Raum führen, würde von den Funksignalen nichts mehr übrig bleiben, weil die Dämpfung bei den verwendeten Funkfrequenzen sehr hoch ist. Deswegen werden die Signale der aktuell drei verschiedenen Netzbetreiber in Glasfaser-kompatible Signale gewandelt und in der Remote-Unit von Licht in Hochfrequenz umgewandelt. Die Funk-Antennen hängen im Tunnel und sind in oder gegen die Fahrrichtung gerichtet, um Tunnel und Bahnhof gut ausleuchten zu können.
Und es funktioniert
Erste Berichte von teltarif.de-Lesern aus Köln bestätigen den Ausbau, beispielsweise auf der Strecke Severinstraße bis Chlodwigplatz (neuer Nord-Süd-Tunnel) und auf der Strecke unter der Neusser Straße vom Agnesviertel bis Nippes/Rampe Weidenpesch, "da geht es dann eh wieder hoch". "Der neue Nord-Süd-Tunnel ist so tief und massiv in Sachen Bauwerk, da kann von außen eigentlich nichts durchkommen. Da ging anfangs nicht einmal GSM. Da war bei der Eröffnung (2013) kein Notruf, nichts, auch 2015 ging da nichts."
Des Kölners Freud, des Berliners Leid
Während sich die Kölner U-Bahn-Nutzer nun freuen können, bleibt die Berliner U-Bahn nach wie vor ein bunter Flickenteppich. teltarif.de-Leser berichten aus Berlin, dass außer auf den bereits ausgebauten Strecken nur die Signale von o2 im Berliner Untergrund "einigermaßen flächendeckend" mit 2G, 3G oder 4G nutzbar seien. Kunden von Telekom und Vodafone haben nach wie vor Probleme. Der Weiterbau der U-Bahn-Versorgung, der unter der Konsortional-Regie von Telefónica (o2) erfolgt, geht weiterhin nur sehr zäh voran. Als Grund für die unendlichen Verzögerungen werden immer wieder die komplizierte Unter-Tage-Architektur, die nur wenige Stunden dauernden Betriebspausen, in denen gearbeitet werden kann, und die sehr strengen Vorgaben der U-Bahn-Gesellschaft BVG genannt.
Der heute zu o2 gehörende Netzbetreiber E-Plus hatte schon 1996 als erster Mobilfunkanbieter in Deutschland mit dem Ausbau einer U-Bahn begonnen. Später wurde 3G nachgerüstet und Telekom (D1), Vodafone (D2) und VIAG/o2 durften mit dazu. Nach der Fusion E-Plus und o2 baute Telefónica sein LTE (4G) Netz weiter aus. Der Weiterbau der Untergrundnetze für Telekom und Vodafone wurde zwar in Angriff genommen. Nach einem Bericht der Berliner Morgenpost soll der Vollausbau nicht vor 2023 fertig werden.