Web-Anwendungen

Ins Netz gegangen: Online-Software statt Desktop-Programme

Wir zeigen Ihnen, was die Web-Alternativen taugen
Von Peter Reelfs

Wer seine Fotos wie ein Profi bearbeiten, aber nicht über 1 000 Euro für Adobes Photoshop hinblättern möchte oder wem das abgespeckte Photoshop Elements zu wenig Funktionen hat, muss auch bei Online-Bildbearbeitungen mit einigen Einschnitten leben.

Zwar stehen zahlreiche Web-Programme parat, um einfache Arbeiten wie das Beschneiden, Drehen, Schärfen und andere Grundfunktionen zu übernehmen. Einige, wie etwa das üppig ausgestattete Pixlr, beherrschen gar die Farbverwaltung, das Arbeiten in Ebenen und können sogar Gradiationskurven für jeden RGB-Kanal getrennt manipulieren. Aber bei Details müssen sie dann dennoch passen. So hat man bei Pixlr beispielsweise keinen Einfluss auf die Schärfmethode. Screenshot von Adobe Photoshop Express Adobe Photoshop Express
Screenshot: teltarif.de

Der Funktionsumfang ist allerdings so groß, dass Hobbyfotografen so schnell nicht an die Grenzen stoßen werden. Größtes Problem dieser Webprogrammgattung ist vielmehr die starke Abhängigkeit von der Geschwindigkeit der Internetverbindung. Der Upload der Bilddateien dauert selbst bei DSL-Anschlüssen zuweilen recht lange.

Umständlich ist auch, dass sich nicht mehrere Bilder gleichzeitig in viele der Programme laden lassen, sondern dass dies fast immer nacheinander erfolgen muss. Das kostet Zeit. Das gilt allerdings nicht für die Online-Version von Adobe Photoshop Express, das auch Mehrfachupload akzeptiert. Dafür ist dieses optisch weiter vom großen Vorbild Photoshop entfernt als Pixlr, das eher wie dessen Online-Verwandter daherkommt. Photoshop Express bietet ebenfalls nicht alle Funktionen des großen Bruders und liegt zudem nur in englischer Sprache vor. Gemeinsames Problem aller Online-Fototools: Die Bearbeitung großer Bilddaten ist stets mit Wartezeit verbunden. Hier hat ein installiertes Programm auf der Festplatte eindeutig die Nase vorn.

Virenschutz

Bild vom Kaspersky Online-Scanner Kaspersky Online-Scanner
Screenshot: teltarif.de
Beim Thema Sicherheit auf dem PC sollte man in jedem Fall auf lokale Programme vertrauen. Zwar gibt es auch Online-Schädlings-Scanner, doch haben diese unabhängig von ihrer Qualität einen entscheidenden Nachteil: Sie schützen den Computer nicht ununterbrochen vom Start bis zum Abschalten. Online-Scanner wie Virustotal oder der Kaspersky Online-Scanner eignen sich nur, um Daten manuell nach Viren abzusuchen. Interessant sind sie dann, wenn man den Fähigkeiten seines Scanners misstraut und ein weiteres Programm zur Datenkontrolle heranziehen möchte. Sollte ein Virus es geschafft haben, den installierten Virenscanner auszutricksen, können Online-Versionen das aufdecken. Problem: Mehr als Enttarnen passiert nicht. Zum Deaktivieren des Schädlings ist eine auf dem PC installierte Virenpolizei nötig.

Virtuelles XP, aber Dienste kostenpflichtig

Screenshot vom virtuellen Windows XP von Nivio Nivio: Windows XP im Browser
Screenshot: teltarif.de
Ein anderen Weg schlägt die Firma Nivio [Link entfernt] vor. Sie bietet im Web die Möglichkeit, ein virtuelles Windows XP zu nutzen. Dieses ist, wie alle anderen Web-Programme, von jedem Computer weltweit erreichbar. Großer Unterschied: Das virtuelle System führt bekannte Programme aus, darunter auch die Microsoft Office Suite 2007.

Nachteil allerdings: Der Anwender kann nicht selbst Programme installieren, sondern nur solche, die Nivio zur Verfügung stellt. Weiterer Minuspunkt: Der Dienst verursacht regelmäßige Kosten. Pro Monat verlangt Nivio 6,70 US-Dollar (etwa 4,70 Euro) zuzüglich einer Mietgebühr für die Nutzung kommerzieller Programme. Die ist abhängig vom verwendeten Programm und beträgt etwa für das MS-Office-Paket 2007 3,59 US-Dollar (etwa 2,50 Euro) pro Monat. Für Gratis-Programme wie Skype, Firefox oder Gimp fällt keine Mietgebühr an. Für manchen möglicherweise sehr interessant: Das virtuelle Windows XP läuft auf Computern mit Mac- oder Linux-Betriebssystem. Voraussetzung neben einem Webbrowser ist eine aktuelle Java-Version.

Fazit

Dienste in der Übersicht
Für alle Anwendungsgebiete gilt: Je geringer der genutzte Funktionsumfang bei installierten Programmen ist, desto größer ist die Chance, eine passende Online-Alternative zu finden, die sich ohne Einschränkungen verwenden lässt. Nutzt man eine installierte Software dagegen sehr intensiv, gibt es selten adäquaten Web-Ersatz. Zuweilen lässt sich eine Funktionslücke mit einer weiteren Web-App schließen. Doch sind dadurch zusätzliche Arbeitsschritte nötig, die den Weg zum Ziel umständlicher machen.