Schweiz: Schawinski will UKW-Abschaltung frühestens 2028
Das gute alte UKW soll auch in der Schweiz weiterlaufen
Foto: Denver
Der Druck des früheren SAT.1-Geschäftsführers und Radiopionier Roger Schawinski sowie Hörfunkstationen in der französischen Schweiz hat gewirkt: UKW wird nun doch nicht bereits Anfang 2023 abgeschaltet, sondern soll nun bis Ende 2024 weiterlaufen. Doch auch damit gibt sich Schawinski noch nicht zufrieden, er will weiter um einen langfristigen Fortbestand des etablierten analogen Hörfunks kämpfen.
Abschaltung erst bei 90 Prozent DAB+ in Autos
Das gute alte UKW soll auch in der Schweiz weiterlaufen
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"Was nun beschlossen wurde, reicht nicht", sagt er gegenüber dem Schweizer "Tagesanzeiger". Die 2024 auslaufenden Lizenzen müssten verlängert werden. Die Abschaltung von UKW mit dem Ablauf der Konzession zu verknüpfen, sei willkürlich. Denn solange nicht mindestens 90 Prozent der Autos DAB+ empfangen könnten, sei die ältere Technologie unverzichtbar. "Ein vernünftiger Termin wäre wohl erst 2028", sagt Schawinski, der mit Radio 1 einen erfolgreichen Privatradiosender in der Deutsch-Schweiz betreibt.
Eine politisch erzwungene UKW-Abschaltung erhitzt in vielen Ländern die Gemüter. Existierende Hörfunkveranstalter profitieren heute noch davon, dass viele Hörer klassisch Radio über UKW konsumieren. Über DAB+ haben sie pro Hörfunkmarkt bis zu 40 Mitbewerber, bei einem nicht größer werdenden Werbekuchen. Umgekehrt sind rein digital über DAB+ verbreitete Stationen von maximaler Reichweite abhängig. Ihnen käme eine UKW-Abschaltung zugute, da sich so alle Hörer neue Radiogeräte zulegen müssten. Viele Veranstalter müssen die teuren Kosten für den Simulcastbetrieb UKW und DAB+ finanzieren.
Medienberater: UKW läuft in Deutschland auch ohne Zwang aus
Der bekannte Medienberater und frühere Geschäftsführer von radio NRW, Helmut. G. Bauer, rechnet damit, dass die UKW-Verbreitung in Deutschland in den kommenden zehn Jahren ohne gesetzlichen Zwang beendet werden kann. "Die Radionutzung wird über DAB+ und im Internet stattfinden. Das Handy ist dazu eine Ergänzung, wenn es ein Geschäftsmodell des Mobilfunks gibt und die Kosten für den Datenverbrauch niedrig sind", sagt er in einem Interview mit dem Portal "medienpolitik.net". "Weil es eine große Nachfrage nach Frequenzen gibt, werden die UKW-Frequenzen unter anderem von Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie den Rettungsdiensten und dem Technischen Hilfswerk genutzt werden", spekuliert Bauer weiter.
Uplink-Geschäftsführer Michael Radomski sieht dagegen nicht, dass DAB+ UKW vollständig beerben wird.