Cybercrime

Internetkriminalität: Nutzer mit eigenen Daten im Netz zu naiv

Seit einem Jahr versuchen speziell ausgebildete Polizisten und EDV-Spezialisten Internet-Kriminellen in Bayern auf die Schliche zu kommen. Doch die Anonymität im Netz bereitet Probleme.
Von dpa /

Internetkriminalität: Nutzer mit eigenen Daten im Netz viel zu naiv Internetkriminalität: Nutzer mit eigenen Daten im Netz viel zu naiv
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Im Kampf gegen die Internet-Kriminalität hat Bayern im vergangenen Jahr aufgerüstet, doch die Aufklärungsquote ist gleichgeblieben. Trotz des Einsatzes speziell geschulter Cyber-Cops konnten 2014 bei nur etwa 43 Prozent aller Internet-Straftaten die Verantwortlichen ermittelt werden. Damit lag die Quote auf dem Niveau des Vorjahres. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sieht als Ursache eine fehlende Regelung zur Datenspeicherung im Netz. "Um die Internettäter aus ihrer Anonymität herauszuholen, dränge ich auf eine zügige Regelung der Mindestspeicherfristen von zumindest drei Monaten", sagte er in Nürnberg.

Seit einem Jahr sind in Bayern mehr als 300 Spezialisten und zusätzlich ausgebildete Cyber-Cops im Einsatz. Ihr Ziel: Bürger beraten, der Wirtschaft bei Spionageangriffen aus dem Netz beistehen und den Straftätern auf die Schliche kommen. Mit ihnen und mit dem "Cybercrime"-Kompetenzzentrum im Landeskriminalamt (LKA) hat der Freistaat 2014 im Kampf gegen Internetkriminalität aufgerüstet.

Genaue Zahl der Internet-Straftaten bleibt im Dunkeln

Internetkriminalität: Nutzer mit eigenen Daten im Netz viel zu naiv Internetkriminalität: Nutzer mit eigenen Daten im Netz viel zu naiv
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Wie viele Internet-Straftaten im vergangenen Jahr genau begangen wurden, wollte das Ministerium noch nicht abschließend bekanntgeben. Dennoch sei mit einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen, sagte Herrmann. 2013 wurden rund 24 700 Straftaten im Netz registriert, die Dunkelziffer lag jedoch weit höher. Insgesamt wurde ein Schaden von weit mehr als 17 Millionen Euro verursacht.

Ein möglicher Rückgang der Straftaten sei aber kein Grund, sich zurückzulehnen, sagte Herrmann. "Ich habe nicht die Zuversicht, dass das nun eine Trendwende bedeutet." Im Gegenteil: Insgesamt sei Cyberkriminalität auf dem Vormarsch. Ziel sei es deshalb, dass es in jeder Polizeiinspektion Ansprechpartner für Opfer von Internet-Kriminalität geben soll. Die Zahl der sogenannten Cyber-Cops, die sich beim LKA um die schwierigen Fälle kümmern, soll bis zum Mai auf 47 nahezu verdoppelt werden.

Herrmann appellierte jedoch auch an die Internetnutzer, sich selbst mit Virenschutz-Programmen und Zugangskennungen auf Computern und Smartphones ausreichend zu schützen. "Es ist nahezu unglaublich, mit welcher Naivität manch einer mit seinen Daten im Netz umgeht", sagte er.

Darauf sollten Nutzer im Internet achten

Cybercrime umfasst den Betrug mit Kreditkarten ebenso wie Stalking, Erpressung, Wirtschaftsspionage, das Verbreiten von Kinderpornografie und vieles mehr. 2013 registrierten die Ermittler in Bayern 24 292 Delikte im Netz. Fachleute gehen von einer zusätzlichen, sehr hohen Dunkelziffer bei Internetkriminalität aus. Laut Innenministerium melden Firmen Spionageangriffe aus Sorge um ihr Image häufig nicht. Viele private Internetnutzer würden gar nicht bemerken, dass ihre Daten ausgespäht wurden.

Experten raten, Computer und Smartphones mit Schutzprogrammen ausreichend vor Attacken aus dem Netz zu schützen. Viele Kriminelle verschafften sich unbemerkt Zugang über Viren oder Trojaner, etwa über infizierte Werbebanner auf Internetseiten oder über E-Mails.

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