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Vodafone-Chef: Spreu und Weizen trennen sich beim Datenverkehr

Vodafone will auf Service, Qualität und höhere Preise setzen
Von Thorsten Neuhetzki

Jens Schulte Bockum im Sommer auf der IFA in Berlin Jens Schulte-Bockum im Sommer auf der IFA in Berlin
Foto: teltarif.de
Knapp drei Wochen nach dem Amtsantritt hat der neue Vodafone-Chef Jens Schulte-Bockum sein erstes größeres Interview gegeben. Im Gespräch mit RP Online sprach der neue Deutschland-Chef über den Service des Anbieters, die Netzqualität und die Preise. Vor allem das mobile Datengeschäft ist dem Manager, der bis vor kurzem in London lebte, wichtig. Aktuell würde es ein Drittel des Umsatzes ausmachen, dieser Anteil werde sich aber auf zwei Drittel erhöhen. Schließlich würden Sprach- und SMS-Preise immer weiter sinken während die Nachfrage nach mobilen Daten weiter steigt. Bis 2015 erwartet er ein Wachstum des mobilen Datenverkehrs um 2 000 Prozent.

Jens Schulte Bockum im Sommer auf der IFA in Berlin Jens Schulte-Bockum im Sommer auf der IFA in Berlin
Foto: teltarif.de
Die LTE-Netze würden den Markt verändern, so Schulte-Bockum. Zum größten Teil, so seine Darstellung, würde das LTE-Netz sogar Festnetz und DSL überflüssig machen. Viele Kunden würden schon jetzt ein solches Konzept verfolgen und nur noch ein Gerät zum Telefonieren und Surfen nutzen. Um diesen Weg aber weiter beschreiten zu können, sei es dringend notwendig, dass die Bundesnetzagentur die erforderlichen Genehmigungen für neue Richtfunkstrecken schneller erteilt. "Es kann nicht sein, dass die Politik ehrgeizige Ziele für Breitbandanschlüsse formuliert, und die Netzagentur bremst". Neu geschaffene Stellen dafür würden sich durch die Gebühren für die Anträge "mehr als selbst" tragen. Alle Netzbetreiber bemängelten in der Vergangenheit, dass die Behörde die Genehmigungen nur mit großer Verzögerung ausstellt.

Vodafone sieht sich als Premium-Anbieter

Dass die Telekom Vodafone in diesem Jahr gleich in mehreren Netztests überholt hat, sieht Schulte-Bockum entspannt. "Ich glaube, das korrigieren wir in ein oder zwei Jahren." Man habe mehr als jeder Mitbewerber in LTE investiert und die Investitionen in diesem Jahr noch einmal um einen dreistelligen Millionenbetrag erhöht und damit seit 2011 mehr als eine Milliarde Euro investiert. In den kommenden beiden Jahren sollen ähnliche Summen folgen, um bis 2015 flächendeckend LTE anbieten zu können.

Vodafone versteht sich als Premium-Anbieter. Er habe Respekt vor Marken wie Base, die viele Kunden mit ihren Flatrates begeistern. "Unser Geschäftsmodell ist aber ein anderes", sagte er und verwies auf die neuen Vodafone-Red-Tarife. Sie böten Einfachheit, Transparenz aber vor allem Premium-Komfort. "Da bei uns Netzqualität und Service deutlich besser sind als bei vielen Wettbewerbern, halte ich auch einen anderen Preis für gerechtfertigt." Die Kunden wollen keinen Stau auf der Datenautobahn und seien auch bereit, dafür zu bezahlen. "Beim Thema Datentransport trennt sich bei den Firmen eben jetzt die Spreu vom Weizen." Doch auch bei Vodafone war in der Vergangenheit nicht alles Gold was glänzt: Im Sommer hatte der Netzbetreiber massiv mit Problemen im EDGE-Netz zu kämpfen.

Schulte-Bockum hofft auf iPhone mit LTE 800

Bedauerlich findet er, dass das aktuelle iPhone 5 zwar LTE unterstützt, jedoch nicht die 800-MHz-Netze. Dadurch bleibt Vodafone außen vor. Der Netzbetreiber setzt vor allem auf dieses Frequenzband. So könne das Gerät nur in weniger als 100 Städten genutzt werden. Deutschland sei aber ein Flächenland und auch die Telekom setze außerhalb der Städte auf das 800er-Netz. "Ich gehe deshalb davon aus, dass Apple über kurz oder lang davon überzeugt sein wird, auch mit den 800-MHz-Frequenzen für LTE zu arbeiten."

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