Aus-gezahlt: Wirecard meldet Insolvenz an
Der Hauptsitz von Wirecard in Aschheim bei München
Bild: Wirecard AG
Gefeuerte Manager, juristische Ermittlungen und Haftbefehle: Der Skandal um den Finanzdienstleister und DAX-Konzern Wirecard hält seit Tagen Deutschland in Atem - beinahe täglich kommen neue Details zu dem vermuteten Bilanzbetrug ans Licht.
Dies hat nun ganz konkrete Auswirkungen: Heute hat Wirecard Insolvenz angemeldet.
Knappe Mitteilung des Unternehmens
Der Hauptsitz von Wirecard in Aschheim bei München
Bild: Wirecard AG
In einer knappen Pressemitteilung schreibt die Wirecard AG heute:
Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen. Es wird geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssen.Nach dem Insolvenzantrag fiel der ohnehin schon in den vergangenen Tagen stark abgesackte Kurs der Wirecard-Aktie ins Bodenlose. Zuletzt wurde festgestellt, dass in der Jahresbilanz von Wirecard 1,9 Milliarden Euro fehlen. Das Geld sollte eigentlich bei zwei philippinischen Banken liegen, der Konzern geht inzwischen aber davon aus, dass der Betrag gar nicht existiert. Die Staatsanwaltschaft München hatte den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun zu Beginn der Woche festnehmen lassen. Daraufhin hinterlegte er eine Kaution in Höhe von 5 Millionen Euro und kam wieder frei, er muss sich aber wöchentlich bei der Polizei melden.
Wirecard als einer der Pioniere bei Mobile Payment
In unserem Artikel Wirecard-Skandal: Geld bei Smartphone-Banken in Gefahr hatten wir bereits erläutert, dass möglicherweise Privatkunden von einer drohenden Wirecard-Insolvenz betroffen sein könnten, auch wenn Wirecard momentan fast kein Produkt mehr direkt für Privatkunden anbietet. Denn zahlreiche Online-Banken mit Smartphone-Konten arbeiten mit Wirecard zusammen.
Es ist also noch völlig offen, welchen Ausgang das Wirecard-Insolvenzverfahren nimmt. Ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens muss nicht zwingend bedeuten, dass das Unternehmen abgewickelt wird - gerade die zahlreichen Geschäftspartner, die Zahlungsdienstleistungen von Wirecard in Anspruch nehmen, könnten ein gesteigertes Interesse an einer Fortführung des Geschäftsbetriebs haben und sich möglicherweise an einer Rettung beteiligen.
Was es nach wie vor von Wirecard gibt, ist die 2015 gestartete Bezahllösung boon, mit der Wirecard beim Deutschland-Start von Google Pay dabei war.