Mobile Payment

Bezahlen per Handy: Von neuen und gescheiterten Diensten

Kontaktlos zahlen ist praktisch - sowohl mit Kredit- und -Girokarten als auch mit dem Smartphone. Wer das Handy zur digitalen Geldbörse macht, kann Karten und Portemonnaie im Idealfall sogar daheim lassen. Allerdings haben einige Anbieter ihren Dienst jüngst eingestellt.
Von Rita Deutschbein / dpa

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Vodafone macht kontaktloses Bezahlen mit dem Smartphone flexibler und führt beliebige Visa-Kreditkarten oder Paypal-Konten als Zahlungsmittel bei seinem Dienst Wallet ein. Bislang hatte das Unternehmen in Kooperation mit einem Dienstleister nur das Bezahlverfahren Smartpass angeboten, für das der Kunde eine zusätzliche Prepaid-Bankkarte bekam.

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Die Möglichkeit, bestehende Zahlungsmittel zu nutzen, steht dem Unternehmen zufolge ab sofort ersten Nutzern zur Verfügung, die in den letzten Monaten kontaktlos per Vodafone Wallet gezahlt haben. Alle Laufzeit­vertrags­kunden sollen das Angebot bis Anfang 2017 wahrnehmen können. Smartpass läuft dann Ende Januar 2017 aus.

Vodafone Wallet: Die Voraussetzungen

Voraussetzungen für den Dienst sind ein von Vodafone zertifiziertes Android-Smartphone mit NFC-Chip sowie eine SIM-Karte mit einem geschützten Speicher­bereich (Secure Element), in dem die Zahlungsdaten abgelegt werden. Zugelassene Geräte gibt es aber mit Ausnahme von derzeit zwei Blackberry-Modellen nicht auf dem freien Markt, sondern nur über Vodafone - aktuell immerhin 90 Modelle. Die entsprechenden Modelle finden sich auf einer von Vodafone veröffentlichten Übersicht.

Die zum Dienst zugehörige Wallet-App bietet nicht nur eine Trans­aktions­übersicht, sondern kann zudem Kundenkarten, Gutscheine oder auch Parktickets digital speichern. Das kontaktlose Bezahlen funktioniert laut Vodafone aber auch ohne geöffnete App oder eine Internet­verbindung, und sogar mit leerem Akku.

Telekom und Telefónica stellen Dienste ein

Die Telekom stellt dagegen ihren vergleichbaren Dienst MyWallet zum Jahresende ganz ein. Bis dahin kann die gleichnamige App noch zur Speicherung von Kundenkarten, Gutscheinen und Tickets für den Nahverkehr oder zum Parken verwendet werden, wie der Konzern mitteilte. Der Markt für kontaktloses Bezahlen habe sich insgesamt langsamer entwickelt als angenommen, nannte die Telekom einen Grund für den Ausstieg. Die Bezahlfunktion steht schon seit Anfang Juli nicht mehr zur Verfügung, nachdem das Unternehmen ihre Bezahl­dienstleister-Tochter Clickandbuy abgewickelt hatte.

Telefónica hat seine kontaktlosen Handy-Bezahl­angebote Mpass (o2Wallet) sowie Base Wallet im Laufe des Jahres ebenfalls eingestellt, und setzt nun in Kooperation mit einer Bank auf eine klassische Plastik-Kreditkarte mit NFC-Chip zum kontaktlosen Bezahlen. Dazu gibt es eine Banking-App, die auch live die NFC-Transaktionen auflisten kann.

Bezahl-Dienste abseits der Mobilfunker

NFC-Zahlungen mit dem Handy müssen aber nicht zwangsläufig über einen Netzbetreiber realisiert werden. Kontaktloses Zahlen mit dem Smartphone bietet etwa auch der Zahlungs­dienst­leister Wirecard über seine App Boon an. Voraussetzung ist hier ein NFC-fähiges Smartphones mit Android 4.4 oder höher, das von Mastercard als Ausgeber der zugehörigen Kreditkarte zugelassen wurde.

Noch ist kontaktloses Zahlen mit dem Handy eine Android-Domäne. Seit dem iPhone 6 haben zwar auch Apple-Smartphones einen NFC-Chip, der Hersteller erlaubt Entwicklern aber keinen Zugriff darauf, weil das Unternehmen mit Pay einen eigenen Bezahldienst betreibt, den es in Deutschland aber noch nicht anbietet. Auch Google könnte seinen bislang nur in den USA verfügbaren NFC-Bezahldienst Android Pay irgendwann hierzulande starten.

NFC ist die Abkürzung für den Nahfunkstandard Near Field Communication. Dieser erlaubt die Datenübertragung auf einer Distanz von bis zu vier Zentimetern. Zum Bezahlen müssen Smartphones, Kredit- oder Girokarte mit NFC-Chip nur kurz ans Kassenterminal im Geschäft gehalten weden. Bei Beträgen von mehr als 25 Euro muss am Terminal zusätzlich eine PIN eingegeben werden.

Neben NFC-Lösungen gibt es zum mobilen Bezahlen mit dem Smartphone auch Dienstleister, die mit einer App und oft mit QR-Codes arbeiten - etwa GO4Q, Kesh, Payback Pay oder auch PayPal. Meist wird in der jeweiligen App ein Code generiert, auf dem Display angezeigt und dann an der Kasse gescannt. Oder der Kunde muss umgekehrt aus der App heraus einen QR-Code vom Kassendisplay scannen. Das Geld ziehen die Anbieter dann in der Regel vom Bankkonto ein. Viele dieser Apps bieten auch die schnelle Überweisung von Kleinbeträgen an Freunde.

Die Akzeptanzstellen für die diversen App-Bezahllösungen im Handel sind aber relativ verstreut, während die Zahl NFC-fähiger Kassen­terminals stetig zunimmt und diese inzwischen auch bei vielen Supermarkt-, Discounter-, Kaufhaus-, Tankstellen-, Sportgeschäft- oder Drogeriemarktketten flächendeckend verfügbar sind.

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