Zattoo Content-Chef: "Joyn+ ist nicht nachhaltig"
teltarif.de: Im SVoD-Bereich haben Sie „Filmtastic“ der Tele München Gruppe integriert. Für viele „Binge Watcher“ wäre aber ganz sicher auch ein aktuelles und attraktives Serienangebot wichtig. Welche weiteren Pläne liegen hierzu bei Ihnen in der Schublade?
Jörg Meyer: Wie andere TV-Plattformen auch wollen wir es unseren Nutzern ermöglichen auf Zattoo sowohl Fernsehen als auch VoD-Inhalte schauen zu können. Im Gegensatz zu anderen können und werden wir jedoch kein eigenes VoD-Angebot lizenzieren oder exklusive Inhalte erwerben. Stattdessen bieten wir Anbietern von VoD-Inhalten die Möglichkeit, Zattoo als Distributionsweg zum Beispiel für ihre SVoD-Channels zu nutzen. Mit "Filmtastic" haben wir im Dezember den ersten Partner mit einem für eine breitere Masse interessanten Spielfilmangebot gelauncht. In diesem Jahr planen wir bis zu fünf weitere vergleichbare Partnerschaften. Mit wachsendem Angebot werden die Inhalte dann auch mehr Präsenz in den Zattoo Apps gewinnen.
teltarif.de: Zattoo hatte bereits frühzeitig das Innovationspotenzial der Sprachsteuerung über Alexa für sich entdeckt. Allerdings sind viele Bürger beim Thema Datenschutz insbesondere im Hinblick auf US-Unternehmen wie Amazon, Google und Facebook skeptisch. Ist das für Sie ein Problem?
Jörg Meyer: Die Sprachsteuerung wird von uns nur denen zur Verfügung gestellt, die sich für den Kauf eines entsprechenden Gerätes entschieden haben. Insofern sind wir mit Blick auf den Endkunden wenig skeptisch. Sollte sich in Zukunft zeigen, dass Eingabeoberflächen für Sprachsteuerung systematisch missbräuchlich verwendet werden, werden wir prüfen, inwiefern durch Zattoo generierte Daten hiervon betroffen sind. Aus meiner Sicht reduziert sich diese Diskussion dann aber nicht nur auf Sprachsteuerung in sogenannten Smart-Home-Geräten wie Alexa oder Google Nest, sondern auf jegliche Art von Sprachunterstützung, wie sie heute bereits in Smartphones allgegenwärtig ist.
teltarif.de: Gibt es darüber hinaus Pläne, weitere Pay-TV-Angebote zu vermarkten?
Jörg Meyer: Aktuell gibt es mit "Zattoo Plus" (die Bezeichnung "Plus" wurde bei Zattoo übrigens bereits 2012 eingeführt) und Special-Interest-Paketen wie "Fernsehen mit Herz" oder auch "ran Fighting" bereits eine Reihe von Pay TV-Angeboten bei Zattoo. Für den Ausbau des Pay-TV-Angebotes gilt grundsätzlich das Gleiche wie für den Ausbau der VoD-Angebote.
Das "Zattoo"-Logo
Logo: Zattoo
teltarif.de: Vor einiger Zeit wurde auch die Zattoo Web App grundlegend erneuert. Warum war dieser Schritt nötig?
Jörg Meyer: Zattoo möchte seinen Nutzern einen kontinuierlich leistungsstarken und benutzerfreundlichen Service bieten. Deshalb sollte der rein auf Desktop ausgerichtete Web-Player durch eine Webanwendung mit deutlich besserer Performance ersetzt werden. Da die neue Web App sowohl im B2C- als auch im B2B-Geschäft von Zattoo genutzt wird, muss sie in Bezug auf Funktionsumfang, Branding, Farbschema und Text vollständig anpassbar sein. Davon sollte neben der mobilen auch die stationäre Anwendung profitieren, sodass beide flüssiges, stabiles und hochqualitatives TV-Streaming garantieren. Dies machte die Entwicklung einer neuen und progressiven Web App nötig.
teltarif.de: Werden künftig weitere Mediatheken Teil des (kostenfreien) Angebots Zattoo Free?
Jörg Meyer: Wir prüfen laufend Möglichkeiten, wie wir unser werbefinanziertes Angebot zeitversetzter Inhalte ausbauen können. Konkrete Pläne gibt es aktuell nicht.
teltarif.de: Die Zusammenarbeit mit der Burda-Tochter TV Spielfilm wurde mittlerweile eingestellt. Bestandskunden konnten direkt zu Zattoo wechseln. Ist dies größtenteils auch geschehen oder sind Nutzer zu Wettbewerbern wie Waipu TV oder Joyn „abgesprungen“?
Jörg Meyer: Die Zusammenarbeit mit TV Spielfilm umfasst zwei Kernbereiche: Zum einen wurde den TV Spielfilm Abonnenten empfohlen zu Zattoo zu wechseln und zum anderen besteht eine laufende Marketingpartnerschaft um die Nutzer des TV Spielfilm Programmführers zu Zattoo zu führen. In beiden Bereichen sind wir mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden. Die Anzahl der zu Zattoo gewechselten TV Spielfilm Abonnenten lag im von uns erwarteten Bereich. Wie viele der nicht zu Zattoo gewechselten Abonnenten zu den von Ihnen genannten Wettbewerbern gewechselt sind, können wir nicht sagen. Größtenteils sind die Nutzer zu Zattoo gewechselt.
teltarif.de: Kürzlich hatten Sie den Monatspreis für das Ultimate-Paket deutlich gesenkt. Warum kam es zu diesem Schritt? Schließlich gibt es die meisten Features auch bereits im Premium-Paket.
Jörg Meyer: Seit über fünf Jahren haben wir die Preise für Zattoo Premium nicht mehr erhöht. Die Zahl der TV-Sender und den Funktionsumfang haben wir während dieser Zeit deutlich ausgebaut. Dadurch sind auch die Lizenzkosten kontinuierlich gestiegen. Den Preis für Premium wollen wir bei 9,99 Euro/Monat stabil halten und bald das TV-Sender-Angebot sowie die technische Verfügbarkeit auf weiteren Plattformen zusätzlich ausbauen. Das können wir nur, indem wir die Aufnahme-Funktion jetzt ausschließlich im Ultimate-Abo anbieten. Zattoo wird mehr und mehr im Wohnzimmer und damit auf dem großen Fernseher genutzt. Mit unserem günstigen Ultimate-Abo schaffen wir nun dank Full-HD, bis zu vier parallele Streams und der Aufnahmefunktion für alle Sender die perfekte Alternative zum klassischen Kabel- und Satelliten-TV.
teltarif.de: Welche wesentlichen Entwicklungen sind bei Zattoo für das Jahr 2020 geplant?
Jörg Meyer: In Deutschland werden wir uns in 2020 stark auf die Etablierung unseres Ultimate-Paketes konzentrieren. Daneben ist ein stetiger Ausbau der verfügbaren Inhalte vorgesehen.
teltarif.de: Herr Meyer, vielen Dank für das Gespräch.
Zur Person: Jörg Meyer
Jörg Meyer ist Chief Officer Content and Consumer bei Zattoo. Vorher war er als Projektleiter bei einem Managementberatungsunternehmen tätig, wo er insbesondere auf Projekten im Telekommunikationsbereich eingesetzt war (Telkos, Kabelbetreiber, Satellitenbetreiber, Internet Service Provider, IT Service Provider). Meyer hat Internationale Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander Universität Nürnberg-Erlangen und der Universidad de Buenos Aires studiert.