Fernsehen

Nebenkostenprivileg: Chance für TV-Streamer?

Mit dem Wegfall des Neben­kos­ten­pri­vilegs sehen vor allem OTT-Dienste wie Zattoo und waipu.tv ihre Chance auf zahlendes Publikum. Dabei verfolgen sie unter­schied­liche Stra­tegien, doch welche hat Chance auf Erfolg?
Von Björn König

Viele OTT-Dienste wollen vom Aus des sogenannten Nebenkostenprivilegs profitieren Viele OTT-Dienste wollen vom Aus des sogenannten Nebenkostenprivilegs profitieren
Foto/Montage: teltarif.de, Logos: Anbieter
Das TV-Signal kam über Jahr­zehnte in vielen Wohnungen wie selbst­ver­ständ­lich aus der Kabel­dose. Doch die bis dato sichere Umsatz­quelle der Kabel­netz­betreiber bröckelt, im kommenden Jahr haben Haus­halte erst­mals die Option, sich selbst für einen Empfangsweg zu entscheiden und sind nicht mehr über die Neben­kosten an ihren Kabel­anschluss gebunden.

Vor allem Strea­ming-Anbieter wie Zattoo oder waipu.tv sehen darin eine Chance, ihren Kunden­stamm signi­fikant auszu­bauen. Die Chancen dafür stehen nicht unbe­dingt schlecht, wenn man sich für die rich­tige Stra­tegie entscheidet. Doch auf welche Konzepte setzen die Anbieter, und welches davon ist letzt­end­lich erfolg­ver­spre­chend?

Stell­schraube Preis

Viele OTT-Dienste wollen vom Aus des sogenannten Nebenkostenprivilegs profitieren Viele OTT-Dienste wollen vom Aus des sogenannten Nebenkostenprivilegs profitieren
Foto/Montage: teltarif.de, Logos: Anbieter
Zattoo galt zumin­dest preis­lich bislang nicht zu den güns­tigsten Anbie­tern auf dem OTT-Markt. Nun denkt man aller­dings um und will ehema­lige Kabel­kunden mit einem vergleichs­weise güns­tigen Einstiegs­angebot namens "Smart HD" an Bord holen. Insge­samt gibt es 174 Sender für 6,49 Euro, davon einen Groß­teil in hoch­auf­lösender HD-Qualität.

Preis­lich rückt Zattoo damit zumin­dest bei Live-TV im Wett­bewerb unter die vorderen Plätze. Doch das Angebot hat einen großen Haken: Es richtet sich prak­tisch ausschließ­lich an Zuschauer, welche Inhalte auf dem Smart-TV sehen wollen. Wer auf dem Smart­phone oder Tablet schauen will, wird dann zumin­dest bei Zattoo wieder zu einem höher­prei­sigen Angebot greifen müssen. Einer der wesent­lichen Vorteile von OTT-Diensten ist jedoch der Umstand, diese Ange­bote per App auf allen Bild­schirmen nutzen zu können. Es stellt sich somit die Frage, warum Zuschauer dieses Produkt nutzen sollen, wenn sie bei der Konkur­renz für gering­fügig höhere Preise (z.B. Joyn PLUS für 6,99 Euro oder waipu.tv Comfort für 7,49 Euro) deut­lich mehr Leis­tung bekommen.

waipu.tv lockt mit Inhalten

Eine andere Stra­tegie verfolgt waipu.tv. Die Münchener wollen ehema­lige Kabel­kunden zwar nicht mit nied­rigeren Preisen locken, dafür aber mit mehr attrak­tiven Inhalten. Dazu setzt die freenet-Tochter auf hoch­wer­tige Part­ner­schaften, zuletzt mit Sky und Para­mount. Die US-Medi­enkon­zerne sollen dabei vor allem auch die waipu­thek mit attrak­tivem US-Content bestü­cken.

Die Stra­tegie ist hier eindeutig: waipu.tv soll zum "One Stop Shop" für Live-TV und Strea­ming werden, Zuschauer finden nach Möglich­keit alle Inhalte von Free-TV, Pay-TV bis hin zu Sky, Netflix und Para­mount unter einem Dach. Zusätz­lich gibt es preis­lich güns­tigere Buchungs­optionen für Bundles aus Live-TV und Strea­ming. Ein ähnli­ches Konzept verfolgt auch die Deut­sche Telekom mit MagentaTV, welche mitt­ler­weile Netflix, RTL+ und Disney+ in ihre Paket­optionen inte­griert hat.

Lösung in der Mitte

Erfolg­ver­spre­chend ist letzt­end­lich die gute Mischung aus einem güns­tigem und flexi­blen Produkt mit attrak­tiven sowie exklu­siven Inhalten. waipu.tv ist in dieser Hinsicht auf einem guten Weg und auch Zattoo sollte hier deut­lich nach­legen. Güns­tiger werden muss bei Zattoo zunächst auch ein All-Inclu­sive-Paket aus Pay-TV-Sendern und Free-TV in HD. Dieses sollte preis­lich auf dem Niveau von Strea­ming-Diensten liegen.

Klar ist außerdem: Ohne attrak­tive On-Demand- und Catch-Up-Inhalte werden OTT-Dienste auf Dauer nicht auskommen, doch hier ging es in den vergan­genen Jahren viel­fach in die falsche Rich­tung. Statt sich um inter­essanten Holly­wood-Content zu bemühen, finden sich in den Media­theken über­wie­gend B-Movies sowie abseits dessen New TV bzw. Fast Chan­nels mit eher wenig wert­vollen und austausch­baren Inhalten. Zu viel Quan­tität statt Qualität. Hier braucht es ein Umdenken, wobei sich die US-Medi­enkon­zerne von Wett­bewer­bern zu Part­nern entwi­ckeln müssen.

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