Bericht: United Internet prüft Verkauf von 1&1
Eigentlich sollte noch in diesem Jahr das 1&1-Mobilfunknetz starten. Doch der Netzauf- und -ausbau läuft alles andere als nach Plan. So musste das Unternehmen schon im September einräumen, dass das für dieses Jahr angepeilte Ziel, 1000 aktive Antennen zu haben, nicht mehr erreichbar sei. Beim wichtigsten Zulieferer - der Vodafone-Tochter Vantage Tower - gebe es Verzögerungen, so die Begründung.
1&1 hält am Ziel fest, noch Ende 2022 über sein 5G-Netz Festnetz-Ersatzlösungen anzubieten. Klassische Mobilfunkdienste sollen im Sommer kommenden Jahres folgen. Doch kommt es wirklich dazu? Das Onlinemagazin Golem berichtet unter Berufung auf die WirtschaftsWoche, United Internet prüfe den Verkauf von 1&1.
Wird 1&1 verkauft?
Foto: Picture-Alliance / dpa
Zwei Unternehmensberatungen seien damit beschäftigt, "radikale Lösungen" zu suchen, wie es wörtlich heißt. United Internet erklärte dem Bericht zufolge, ein "Verkauf von 1&1" sei "kein Szenario". Als potenzieller Käufer wird dennoch Telefónica ins Spiel gebracht. Der in München ansässige Konzern will "Marktgerüchte" aber nicht kommentieren.
Mitbewerber zweifeln am technischen Konzept von 1&1
1&1 setzt für sein Mobilfunknetz auf die Open-RAN-Technologie des japanischen Unternehmens Rakuten. Auch Planung und Aufbau des Netzes werden von Rakuten verantwortet. Mit Open RAN kann der Neueinsteiger das Netz günstiger als mit klassischer Technik von Ausrüstern wie Nokia oder Ericsson aufbauen.
Doch etablierte Netzbetreiber sind bezüglich Open RAN zwar interessiert, aber zurückhaltend. Golem zitiert Jochen Bockfeld, Vice President Network Core & Service bei Telefónica Germany. Es sei "fraglich, ob die Open-RAN-Technologie für einen bundesweiten Rollout in Deutschland tauglich ist".
Unklar ist auch, wie viele Antennen im 1&1-Netz tatsächlich schon in Betrieb sind. Zwar gab es im Sommer einen Friendly User Test für die geplante Festnetz-Ersatzlösung. Dafür reichen jedoch einzelne Senderstandorte aus. Anders als die anderen Netzbetreiber hat 1&1 bislang weder Fach- noch Regionalpresse zur Inbetriebnahme neuer Basisstationen eingeladen.
Vantage Towers: Bis zu 5000 Standorte in 2025 für 1&1
Vantage Towers will 1&1 dem Bericht zufolge bis Ende 2025 mindestens 3800 und "potenziell bis zu 5000 Standorte" zur Verfügung stellen. Abzuwarten bleibt, ob 1&1 tatsächlich noch in diesem Jahr erste 5G-Dienste anbietet und im nächsten Sommer - mit Hilfe von National Roaming im Telefónica-Netz - als "echtes" Handynetz startet oder sich die Verkaufsgerüchte doch bewahrheiten.
United Internet steht insofern unter Zeitdruck, als 1&1 nur noch bis Ende nächsten Jahres als Provider für Handyverträge auftreten darf. Wie berichtet, müssen auch Bestandskunden mittelfristig ins neue, vierte Netz migriert werden.