teuer

Editorial: Beißt die EU-Kommission dieses Mal zu?

Hohe Roaming-Kosten abermals im Visier der Wettbewerbshüter
Von

Sie sind die Melkkuh der Mobilfunkfirmen: Geschäftsreisende, die auch im Ausland auf ihr Handy angewiesen sind und dieses dort intensiv nutzen. Monatliche Rechnungen von 500 Euro und mehr sind bei dieser Gruppe keine Seltenheit. Der Grund dafür sind die hohen Roaming-Entgelte. Diese setzen die ausländischen Netzbetreiber, deren Netz man gerade benutzt, mehr oder weniger nach eigenem Ermessen fest. Der nationale Netzbetreiber, der die Entgelte abrechnet, verlangt dann nochmal 25 Prozent Zuschlag.

Vor allem kleine Länder mit vielen ausländischen Besuchern profitieren vom Roaming. Gerüchten zufolge sollen in unserem Nachbarland Österreich bereits ca. ein Drittel der Einnahmen der Netzbetreiber von Roaming-Kunden stammen. Kein Wunder, dass es sich die Netzbetreiber dort leisten können, inländischen Kunden netzinterne Gespräche und Telefonate ins Festnetz für wenige Cent pro Minute hinterher zu schmeißen.

Die Preisschere geht aber auch hierzulande immer weiter auf, insbesondere beim Vergleich der günstigsten Vertragstarife und der Roaming-Tarife, die ausländischen Besuchern von den hiesigen Netzbetreibern in Rechnung gestellt werden. Insofern ist es vollkommen berechtigt, dass die EU nun ein Kartellverfahren gegen die beiden großen Betreiber eröffnet hat.

Zu befürchten ist, dass es aber auch dieses Mal bei rein verbalen Ermahnungen gegen die Netzbetreiber bleibt. Denn die hohen Roaming-Kosten waren Kommissar Prodi schon vor Jahren ein Dorn im Auge. Doch trotz lautstarker Ankündigungen, hier einzugreifen, ist nichts passiert.

Freier Wettbewerb in der Theorie

Theoretisch gibt es beim Roaming sogar einen freien Wettbewerb. Der Nutzer kann sich das Netz, in das er sich einbucht, mit wenigen Handgriffen am Handy frei aussuchen. Jedoch nutzt diese Wahlmöglichkeit dem Kunden sehr wenig, da er zwar den Namen des Netzes erfährt, in das er sich einbucht, aber keinerlei Informationen über die berechneten Preise erhält. Zwar hätte er beim Netzbetreiber zu Hause schon vor der Abfahrt die Preise auf Anfrage erfahren können. Doch welcher Manager mit knappem Zeitplan hat wirklich die Zeit, sich um diese Details zu kümmern? Somit wird das Netz verwendet, in das sich das Handy gerade einbucht - egal, wie teuer es ist. Das merken auch die Netzbetreiber und drehen an der Preisschraube nach oben.

Lösungsmöglichkeiten sollten meines Erachtens vor allem technischer Natur sein. So könnte man zum Beispiel die Netzbetreiber und Gerätehersteller verpflichten, Möglichkeiten zur Gebührenanzeige und -abfrage vor dem Beginn eines Gesprächs zu schaffen. Vor dem erstmaligen Einbuchen in ein fremdes Netz sollten die Handys beim Nutzer rückfragen und auch erläutern, wie man gegebenenfalls ein anderes Netz wählen kann. Beide Maßnahmen würden bereits die Transparanz deutlich erhöhen und damit den Preiswettbewerb unter Roaming-Anbietern intensivieren. Denn ein Anbieter wird nur dann bereit sein, die Preise deutlich zu senken, wenn im Gegenzug die Nutzung merklich steigt.

Weitere Artikel zum Thema Regulierung des Roamings durch die EU: