Wechsel

Telekom-Chef Ricke räumt seinen Posten

Aufsichtsrat befasst sich heute mit der Nachfolge an der Konzernspitze
Von dpa / ddp / Björn Brodersen

Der Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke ist zurückgetreten. Das teilte die Deutsche Telekom AG gestern Abend in einer Pflichtmitteilung mit. Damit muss zum zweiten Mal innerhalb einer Woche der Chef eines DAX-Schwergewichts seinen Posten räumen: Erst am Dienstagabend hatte Volkswagen den Abgang seines Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder bekannt gegeben. Mit der Nachfolge Rickes will sich der Aufsichtsrat heute beschäftigen. Branchenkreisen zufolge hat der Chef der Mobilfunktochter T-Mobile, René Obermann, bereits seiner Berufung zugestimmt.

"Kai-Uwe Ricke legt im Einvernehmen mit dem Präsidium des Aufsichtsrates das Amt des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG nieder", und zwar mit Wirkung vom Montag (13. November) heißt es in der knappen Mitteilung. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende der Telekom, Post-Chef Klaus Zumwinkel dankte Ricke für seine engagierte Arbeit, insbesondere für die Konsolidierung des Konzerns und die weitere Internationalisierung.

Ricke konnte den Kundenrückgang im Festnetzgeschäft nicht stoppen

Kai-Uwe Ricke ist nicht mehr Telekom-Chef. Als Grund für den Wechsel an der Konzernspitze gilt der Kundenrückgang in der Festnetzsparte T- Com, der sich auch im dritten Quartal ungebremst fortsetzte. Seit Jahresbeginn kehrten über 1,5 Millionen Kunden der Telekom den Rücken.

Für Rickes Abgang machten sich der Finanzinvestor Blackstone und der Bund stark, die mit seiner Führung nicht mehr einverstanden waren, wie eine mit den Vorgängen vertraute Person sagte. Blackstone habe schon im September auf einen Rauswurf von Ricke gedrängt, was Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und der Bund aber abgelehnt hätten. Mittlerweile sei das Verhältnis zwischen Zumwinkel und Ricke aber merklich abgekühlt, hieß es. Auf einer inoffiziellen Sitzung des Aufsichtsrates nach der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag habe Zumwinkel den Vorstandsvorsitzenden massiv kritisiert. "Da hat es richtig gekracht", hieß es.

Bereits seit Freitag wurde in der Öffentlichkeit wieder heftig über Rickes Zukunft an der Telekom-Spitze spekuliert. Mehrere Zeitungen hatten übereinstimmend berichtet, Ricke solle schon bald durch Obermann ersetzt werden. Den Kreisen zufolge könnte daher auch T-Com-Chef Walter Raizner abgelöst werden. Die Entscheidung über diese Personalie soll erst später fallen. Raizner sei kein Thema auf der gestrigen Sitzung gewesen.

Aktienkurs der Telekom brach ein

Die Telekom hatte vor allem wegen der Schwäche von T-Com im August ihre Prognose für 2006 und 2007 deutlich gesenkt, was den Aktienkurs einbrechen ließ. "Blackstone hat dabei viel Geld verloren und seitdem ist das Verhältnis zu Ricke gestört", hieß es im Umfeld des Finanzinvestors, der 4,5 Prozent der Telekom-Aktien hält und einen Posten im Aufsichtsrat besetzt. Der Bund ist mit rund einem Drittel der wichtigste und mit Abstand größte Anteilseigner der Telekom.

Ricke hatte vor vier Jahren den Chefposten bei Europas führendem Telekomkonzern von Ron Sommer übernommen. Ursprünglich wollte der Aufsichtsrat der Telekom am 5. Dezember über eine Verlängerung seines Vorstandsvertrags entscheiden. Ricke hatte erst am Donnerstag bei der Präsentation der Neun-Monats-Zahlen betont: "Wir haben im Wettbewerb eine neue Stärke gewonnen." Im Inlandsgeschäft habe sich die Umsatzentwicklung stabilisiert und im Ausland legten die Erlöse weiter zu. Mit Blick auf die Tarifreform vom September hatte Ricke gesagt: "Das macht richtig Spaß, wir konkurrieren jetzt auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern."

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