Führungswechsel

Die Telekom und ihr Obermann

Weitere Wechsel im Vorstand nach Ricke-Abgang
Von Björn Brodersen mit Material von dpa, ddp und AFP

Ein Königsmörder ist Obermann aber nicht: "Die beiden verbindet eine jahrelange Freundschaft", sagt ein Eingeweihter über Obermann und Ricke. Die Entscheidungen von Ricke hat der T-Mobile-Chef immer mitgetragen. "Zwischen die beiden passt kein Stück Papier." Obermann sei aber auch Profi genug, um nun die Chance für den Aufstieg an die Konzernspitze zu nutzen.

Obermann ist Unternehmer durch und durch. Sein Studium der Volkswirtschaft brach er nach dem Vordiplom ab, um im schnell wachsenden Telefongeschäft selbstständig aktiv zu werden. Die von ihm gegründete Firma ABC Telekom verkaufte er an den asiatischen Mischkonzern Hutchison Whampoa. Ricke machte Obermann dann im Jahr 1998 zum Vertriebschef von T-Mobile Deutschland. Schnell rückte er in der Hierarchie der Telekom-Tochter auf. Dem entscheidungsfreudigen Manager half dabei seine einnehmende Art. "Obermann ist hart in der Sache, dabei aber immer fair", sagt ein Betriebsrat.

Wie Ricke sucht Obermann nicht die Öffentlichkeit. Allerdings stellt sich Obermann den unbequemen Fragen der Medien, während Ricke sich gerne in inhaltslosen Floskeln verbarg. "Obermann sucht die Öffentlichkeit nur, wenn sie bei der Lösung von Problemen hilfreich sind", sagt ein Insider. Die für seinen Job nötige Härte trainierte sich der gebürtige Düsseldorfer beim Eishockey an. Seine Karriere beim Krefelder Eishockey-Klub KEV gab er zu Gunsten seines beruflichen Erfolges auf. Obermann ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Ricke: Vom Gegner zum Vorstand der Telekom

Kai-Uwe Ricke war wie ein Senkrechtstarter an die Spitze der Deutschen Telekom gekommen. Als der Aufsichtsrat der Telekom ihn im Mai 2001 in den Vorstand berief, wurde er schon als Nachfolger für Ex-Konzernchef Ron Sommer gehandelt. Nur gut ein Jahr später war es schon so weit: Sommer trat Mitte 2002 zurück. Ricke rückte - nach einem kurzen Intermezzo mit dem Interims-Chef Helmut Sihler - im Herbst auf den Chefsessel. Der Mobilfunkpionier hatte damit nach seinem Einstieg 1998 bei der Telekom eine Blitzkarriere hingelegt. Sein Förderer Sommer hatte ihn nach Bonn geholt, als mit der Marktöffnung neue Wettbewerber zum Angriff auf den Platzhirsch bliesen. Einer davon war die Talkline GmbH (Elmshorn). Ihr Geschäftsführer hieß Kai-Uwe Ricke, und der war zunächst ein ausgewiesener Gegner der Telekom.

Eine der heikelsten Aufgaben wartete auf den Blondschopf ausgerechnet in der Mobilfunksparte. Gemeinsam mit Sommer hatte Ricke 2000 den spektakulären und vielfach kritisierten Kauf des US-Mobilfunkbetreibers VoiceStream eingefädelt. Der gewaltige Kaufpreis von rund 40 Milliarden Euro ließ nicht nur den Kurs der T-Aktie einbrechen, sondern auch die Verbindlichkeiten steigen. Neben teuren Firmenzukäufen belasteten außerdem die enormen UMTS-Kosten die Bilanzen des Unternehmens über Jahre.

Gescheitert ist Ricke aber am Ende an dem heftigen Gegenwind, den die Wettbewerber auf dem deutschen Telekom-Markt entfachten: Allein in diesem Jahr kehrten bislang mehr als 1,5 Millionen Kunden der Telekom den Rücken - weil Kampfpreise und attraktive Pakete der Konkurrenz im zusammenwachsenden Geschäft mit Telefonieren, Internet und Unterhaltung vielen verlockend erschienen. Die im Sommer präsentierten neuen Bündeltarife, die den Abwärtstrend stoppen sollten, kamen nach Einschätzung von Experten zu spät.

Weitere Artikel zur aktuellen Situation der Deutschen Telekom