Führungswechsel

Die Telekom und ihr Obermann

Weitere Wechsel im Vorstand nach Ricke-Abgang
Von Björn Brodersen mit Material von dpa, ddp und AFP

Ricke hatte die Telekom vor vier Jahren mit einem gigantischen Schuldenberg übernommen und einen harten Sanierungskurs eingeschlagen. Den Abstieg konnte er nicht verhindern, jetzt muss er seinen Posten räumen. Hier die Höhepunkte seiner Amtszeit in Stichpunkten:

  • 14. November 2002: Nach dem Rausschmiss von Sommer wird Ricke neuer Telekomchef. Noch am selben Tag macht der Konzern reinen Tisch und schreibt Mobilfunktöchter und zu teuer gekaufte UMTS-Lizenzen ab. Wegen des Rekordverlusts von 21 Milliarden Euro im dritten Quartal wird den Aktionären die Dividende gestrichen.
  • 28. Januar 2003: Die restlichen Kabelnetze werden an ein Finanzkonsortium für rund zwei Milliarden Euro verkauft.
  • 10. März 2003: Die Telekom meldet mit 25 Milliarden Euro den bis dato höchsten Jahresverlust in der europäischen Wirtschaftsgeschichte.
  • 14. August 2003: Der rosa Riese überrascht im zweiten Quartal mit 256 Millionen Euro Gewinn.
  • 30. Oktober 2003: Die Telekom zieht sich aus dem Mobilfunkgeschäft in Asien zurück. 400 Millionen Euro fließen in den Schuldenabbau.
  • 10. März 2004: Der Konzern meldet für 2003 einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro; die Schulden sinken auf 47 Milliarden Euro.
  • 25. Mai 2004: Ricke wagt einen Milliardenzukauf: Handy-Netze in Kalifornien und Kanada kosten ihn zwei Milliarden Euro.
  • 10. Oktober 2004: Viereinhalb Jahre nach dem T-Online-Börsengang will die Telekom die Internettochter wieder zur Mutter zurückzuholen. T-Online Aktionäre wehren sich erfolglos vor Gericht.
  • 20. Januar 2005: Ein Milliarden-Sparprogramm soll das stagnierende Mobilfunkgeschäft wieder fit machen.
  • 3. März 2005: Nach einem Gewinn von 4,6 Milliarden Euro in 2004 bekommen die Aktionäre nach zwei Nullrunden wieder eine Dividende.
  • 10. August 2005: Der Konzern kauft für 1,3 Milliarden Euro den viertgrößten österreichischen Mobilfunker Telering.
  • 11. August 2005: Dank des starken Mobilfunkgeschäfts klettert der Gewinn im ersten Halbjahr auf knapp zwei Milliarden Euro.
  • 2. November 2005: Weitere 32.000 Beschäftigte sollen den Konzern verlassen.
  • 24. April 2006: Eine "Heuschrecke" wird Großaktionär der Telekom. Die Börse hofft, dass Ricke auf Druck des US-Investors Blackstone härter durchgreift.
  • 31. August 2006: Nachdem alleine im ersten Halbjahr eine Million Kunden abgewandert sind, geht der Ex-Monopolist mit Pauschaltarifen in die Offensive, kann die Konkurrenz aber nicht unterbieten. Ricke ist angeschlagen, erste Rücktrittsgerüchte kommen auf.
  • 6. Oktober 2006: Die Telekom ersteigert Mobilfunklizenzen in den USA für 3,3 Milliarden Euro.
  • 9. November 2006: Die Bonner verlieren im Heimatmarkt weiter den Anschluss, Ricke kündigt ein neues Sparprogramm an.
  • 12. November 2006: Ricke tritt zurück. T-Mobile-Chef René Obermann soll sein Nachfolger werden.

Weitere Wechsel im Telekom-Vorstand möglich

Nach Angaben der Financial Times Deutschland (FTD) dürfte der anstehende Abgang des Vorstandschef weitere Veränderungen im sechsköpfigen Vorstand der Telekom nach sich ziehen. Headhunter sollen beispielsweise bereits einen neuen Job für Walter Raizner, den Chef der Festnetzsparte T-Com, suchen. Raizner war von Ricke kürzlich teilweise entmachtet worden; dem Ex-IBM-Manager wurden die Verantwortung für Vertrieb und Netzmanagement entzogen. Zudem gilt Raizner als Intimfeind des designierten Telekom-Chefs Obermann.

Zudem sei der langjährige Personalvorstand Heinz Klinkhammer amtsmüde und wolle sobald wie möglich seinen Hut nehmen. Als wahrscheinlicher Nachfolger gilt laut FTD Dietmar Welslau, Personalchef der T-Com und Geschäftsführer der Telekom-Auffanggesellschaft Vivento. Im November 2007 ende zudem die zweite Amtszeit von Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick. Dem angesehenen Manager werde seit Längerem Interesse an einem CEO-Job nachgesagt. Da Eick bei der Telekom nun keine Aussicht mehr auf den Vorstandssessel hat, könnte er nach Auslaufen seines Vertrags möglicherweise eine neue Herausforderung suchen, spekuliert die Zeitung. Sollten die drei Vorstände auch noch zurücktreten, bliebe nur ein einziger Mann aus der Ricke-Ära übrig: Lothar Pauly, Chef der Geschäftskundensparte T-Systems.

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