Medienbericht

Obermann will offenbar Telekom-Sparkurs verschärfen

Beschäftigte müssen sich offenbar auf noch härtere Einschnitte einstellen
Von ddp / dpa / Thorsten Neuhetzki

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, René Obermann, will den Sparkurs bei dem Bonner Telekommunikationskonzern offenbar verschärfen. Angesichts "dramatischer Kostennachteile" gegenüber Wettbewerbern müssten sich die Beschäftigten im Inland auf Einschnitte einstellen, sagte der Telekom-Chef dem Bonner Generalanzeiger. "Mehrarbeit und der Abbau von Besitzständen" seien nötig, um das Unternehmen weiter nach vorn zu bringen.

Dabei reichen den Angaben zufolge die bisherigen Pläne, rund 45 000 Mitarbeiter in eine konzerneigene Servicegesellschaft auszugliedern, offenbar nicht aus. "Es könnten auch mehr als 45 000 Mitarbeiter werden", sagte Obermann dem Blatt. In der Servicegesellschaft müssten Produktivität und Konditionen schrittweise "in Richtung Marktniveau" gebracht werden. Alles andere sei unrealistisch und führe zu Beschäftigungsverlusten.

Entgegenkommen signalisierte Obermann der Zeitung zufolge bei der Ausbildung. Die Telekom wolle in diesem Jahr unverändert rund 4 000 jungen Menschen Lehrstellen anbieten. Obermann nahm damit bisherige Pläne des Unternehmens zurück, die Zahl der jährlich einzustellenden Auszubildenden auf 2 500 zu reduzieren. Man werde an der bisherigen hohen Ausbildungsquote festhalten, sagte Obermann. Allerdings solle auch die Ausbildungsvergütung auf "marktnahe Konditionen" gesenkt werden.

Keine Garantie für Kündigungsverzicht nach 2008

Zudem wird die Deutsche Telekom den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen nicht über das Jahr 2008 hinaus garantieren und will massiv den Rotstift bei Personalkosten ansetzen. Das Unternehmen mache zwar alles, um Beschäftigung zu sicher, "eine Garantie dafür kann ich aber nicht geben", sagte Obermann dem General-Anzeiger weiterhin. "Wettbewerber erbringen heute die gleichen Dienstleistungen wie wir zum halben Preis. Wie soll das denn gut gehen?" Darüber werde der Konzern jetzt mit den Gewerkschaften verhandeln.

"Unsere Kosten pro Arbeitsstunde liegen dramatisch über dem Wettbewerb und müssen reduziert werden. Daran führt kein Weg vorbei", betonte der Telekom-Chef. Das bedeute für die Beschäftigten, "auch mehr zu arbeiten und auf Besitzstände zu verzichten".

Neben den Personalkosten gebe es auch andere Bereiche, in denen gespart werden könne, zum Beispiel in der Werbung oder bei IT- Systemen. Die Personalkosten schlagen aber Obermann zufolge im Inland mit fast 25 Prozent zu Buche. "Ich glaube, die Dimension unseres Problems ist noch nicht hinreichend klar: Wir mussten gerade unsere Erwartungen für das operative Ergebnis für dieses Jahr um 1,2 Milliarden Euro nach unten korrigieren", sagte Obermann. Da die Telekom aber auf die Akzeptanz am Kapitalmarkt angewiesen sei, müsse zugleich das "Dividendenversprechen" gehalten werden. Die Telekom-Dividende soll laut früheren Angaben ungeachtet des Ergebnisrückgangs mindestens gleich hoch ausfallen.

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