Tarifkonflikt

Gewerkschaften drohen Blackstone wegen Telekom-Umbau

Pläne des Finanzinvestors seien inakzeptabel
Von dpa / ddp / Janko Weßlowsky

Im Konflikt um den Umbau der Deutschen Telekom setzen Gewerkschaften den Großaktionär Blackstone unter Druck. Der Finanzinvestor sei an verschiedenen Umstrukturierungen beteiligt, bei denen Blackstone auf Kosten der Mitarbeiter profitiere, schreibt der Generalsekretär der Gewerkschafts-Dachorganisation UNI Global Union, Philip Jennings, in einem an Blackstone-Chef Steve Schwarzman adressierten Brief. Sollte Blackstone weiter auf die geplanten Auslagerungen von rund 50 000 Mitarbeitern der Telekom drängen, wollten die Gewerkschaften ihre Investitionen in Fonds der Finanzgesellschaft überdenken.

Telekom und ver.di wollen morgen die Gespräche über den Konzernumbau fortsetzen. Eine Einigung wird nach Angaben aus dem Umfeld der Verhandlungen nicht erwartet. Denkbar sei daher, dass sich die Gespräche bis in den kommenden Monat ziehen könnten. Ein Telekom-Sprecher bekräftigte die Bereitschaft des Unternehmens zu Kompromissen. "Über die eine oder andere Zahl können wir reden", sagte er. Sollte die fünfte Verhandlungsrunde ebenfalls ergebnislos abgebrochen werden, könnte eine der beiden Verhandlungsparteien die Gespräche für gescheitert erklären. Für diesen Fall werde inzwischen eine Urabstimmung der Gewerkschaftsmitglieder über einen möglichen Streik vorbereitet. Die letzte Gesprächsrunde hatten mehrtägige Warnstreiks mit bis zu 12 000 Teilnehmern in mehreren Bundesländern begleitet.

UNI Global Union bündelt die Interessen von mehr als 50 Gewerkschaften, darunter die US-amerikanische Communications Workers of America (CWA) mit 700 000 Mitgliedern und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Bei Blackstone haben die Gewerkschaften Pensionsgelder ihrer Mitglieder investiert, die sich nach eigenen Angaben auf "mehrere Milliarden US-Dollar" summieren. "Wenn wir über Optionen für Investitionen in Fonds entscheiden, dann könnten wir sehr wohl empfehlen, dass Blackstone nicht mehr berücksichtigt wird", heißt es in dem Brief.

Blackstone unter Druck

Die Kritik der Gewerkschaften kommt für Blackstone zu einem ungelegenen Zeitpunkt. Die Investmentgesellschaft strebt an die New Yorker Börse und will dabei rund vier Milliarden Dollar einnehmen. Eine Blackstone-Sprecherin lehnte einen Kommentar zu dem Brief ab. Auch die Deutsche Telekom äußerte sich nicht dazu. Jennings kritisierte die Rolle von Blackstone-Manager und Telekom-Aufsichtsrat Lawrence Guffey beim geplanten Konzernumbau. Dieser solle sich mit den zuständigen Gewerkschaftsvertretern von ver.di in Verbindung setzen, um eine Lösung zu finden. "Die derzeitigen Pläne der DT (Deutschen Telekom) sind drastisch und nicht akzeptabel", schreibt Jennings.

Nach Angaben aus Konzernkreisen dringt Blackstone auf eine schnelle Restrukturierung des Bonner Unternehmens, um dem Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen. Der Finanzinvestor hält 4,5 Prozent der Telekom und ist damit der größte Aktionär nach der Bundesregierung und der staatlichen KfW. Blackstone soll Vertretern des Bundes Szenarien für eine Aufspaltung des Unternehmens präsentiert haben, was die Regierung aber ablehne, hieß es in den Konzernkreisen.

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