Arbeitsniederlegung

Streiks der Telekom-Mitarbeiter beginnen morgen früh

ver.di hat 10 000 Beschäftigte zum Ausstand aufgerufen
Von Björn Brodersen mit Material von dpa und ddp

Bei der Deutschen Telekom beginnen morgen bundesweite Streiks wegen des geplanten massiven Stellenumbaus in dem Unternehmen. Die Gewerkschaft ver.di hat 10 000 Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen sowie in Niedersachsen und Bremen aufgerufen, mit Beginn der Frühschicht in den Ausstand zu treten. Privat- und Geschäftskunden müssen sich auf Einschränkungen beim Service und bei der Beseitigung Störungen einstellen.

In der Region Berlin-Brandenburg werden den Angaben zufolge die Beschäftigten der Niederlassung für technische Infrastruktur Nordost in den Streik einbezogen. In diesem Unternehmensbereich seien an zahlreichen Standorten in der Region rund 1 500 Beschäftigte tätig, die vornehmlich Kabel etwa bei Neubauvorhaben verlegten. Durch die Streiks werde es bei Bauvorhaben zu Terminverzögerungen kommen, teilte ver.di mit. In Bayern seien unter anderen rund 800 Beschäftigte des technischen Kundendienstes zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. So finde in Landsberg ein Demonstration statt, in München sei eine Kundgebung geplant.

In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern werden laut ver.di Standorte in Elmshorn, Heide, Kiel, Lübeck, Schwerin, Rostock, Stralsund und Neubrandenburg bestreikt. Auch in Hamburg werde die Arbeit niedergelegt. Insgesamt seien hier 1 300 Beschäftigte zum Streik aufgerufen. Auch in Nordrhein-Westfalen sollten die Telekom-Beschäftigten ihre Arbeit ruhen lassen. In Hessen hat ver.di den Angaben zufolge bis zu 1 400 Mitarbeiter des Bonner Konzerns zum Ausstand aufgerufen. Betroffen seien unter anderem die Standorte Kassel, Fulda, Gießen, Hanau, Frankfurt am Main und Wiesbaden.

Politiker sehen Streik als kontraproduktiv an

Hintergrund des Streiks ist die geplante Auslagerung von 50 000 Arbeitsplätzen in Service-Gesellschaften. Dort sollen die Beschäftigten länger arbeiten und weniger Geld erhalten. Die Telekom will durch den Schritt Kosten einsparen, den Service verbessern und die Arbeitsbedingungen auf das Niveau der Wettbewerber senken. In einer Urabstimmung hatten sich 96 Prozent der ver.di-Mitglieder für einen Ausstand bei der Telekom ausgesprochen, nachdem fünf Verhandlungsrunden zwischen ver.di und dem Management ergebnislos verlaufen waren.

Für den wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Wend, ist der angekündigte Streik bei der Telekom "kontraproduktiv". "Der Konzern steckt in großen Schwierigkeiten. In so einer Situation ist ein Arbeitskampf keine Hilfe", sagte Wendt der Oldenburger Nordwest-Zeitung (Freitagausgabe). Allerdings könne das Unternehmen auch nicht erwarten, dass ihre Pläne zur Ausgliederung, Mehrarbeit und weniger Geld "einfach so geschluckt" würden.

Kritik übten dem Bericht zufolge auch Rainer Brüderle, FDP-Partei- und Fraktionsvize, sowie der CSU-Arbeitsmarktexperte Max Straubinger. Der Streik werde die Probleme im Konzern möglicherweise noch verschärfen, meinte Straubinger. Für Brüderle ist der Streik "in jeder Hinsicht verantwortungslos".

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