Telekom

T-Systems droht die Zerschlagung

ver.di: Streik kann noch wochenlang weiter gehen
Von dpa / ddp / Marie-Anne Winter

Der Telekom-Tochter T-Systems droht die Zerschlagung. Das Nachrichtenmagazin Focus berichtete vorab, Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick betreibe mit Hochdruck Verkaufsgespräche mit Investoren. Als Favorit gelte der Finanzinvestor Cerberus, der vor wenigen Wochen dem Autobauer Daimler die Mehrheit an der defizitären US-Tochter Chrysler abgekauft hatte.

Cerberus würde Teile von T-Systems übernehmen, schrieb das Blatt. Die Telekom würde die 160 000 mittelständischen Geschäftskunden in der Festnetzsparte T-Home eingliedern. Die internationalen Großkunden würden von Cerberus weitergeführt, möglicherweise in einer Gesellschaft mit einer Minderheitsbeteiligung der Telekom.

Das Magazin berichtete weiter, die Telekom suche keinen Nachfolger für den zurückgetretenen T-Systems-Chef Lothar Pauly. Über eine Abfindung Paulys wolle der Aufsichtsrat kommende Woche entscheiden. Dem Manager solle der Abgang mit 4,5 Millionen Euro versüßt werden.

Der Streik geht weiter

Im Streit um die geplante Stellenauslagerung bei der Telekom sind die betroffenen Beschäftigten nach Angaben der Gewerkschaft ver.di auf wochenlangen Widerstand eingestellt. "Wir streiken weiter, bis der Arbeitgeber ein neues Verhandlungsangebot auf den Tisch legt. Die Mitarbeiter sind sauer und wütend", sagte ver.di-Fachbereichsleiterin Telekommunikation Hessen, Brigitte Reinelt, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Seit drei Wochen sind die etwa 1 400 Beschäftigten in Hessen im Ausstand, um die geplante Auslagerung von bundesweit 50 000 Stellen in so genannte Service-Gesellschaften zu verhindern. Dort sollen die Mitarbeiter für weniger Geld länger arbeiten.

Die Telekom hat angekündigt, den Konzernumbau zum 1. Juli notfalls auch ohne eine Einigung mit der Dienstleistungsgewerkschaft umzusetzen. "Der Arbeitgeber wird auch in den neuen Gesellschaften mit uns zu tun haben. Wir werden die Tarifverträge kündigen und weiterstreiken", kündigte Reinelt an. Die Mitarbeiter seien auf einen langen Streik eingerichtet, da es im Moment "keine Signale" aus der Unternehmensführung gebe. "Die Telekom blockiert absolut. Der Vorstand signalisiert zwar nach außen Verhandlungsbereitschaft, legt aber kein anderes Angebot auf den Tisch." Ver.di erwarte, dass die Beschäftigten mit ihren jetzigen Einkommen und zu ihren jetzigen Konditionen in die neuen Gesellschaften wechseln könnten, sagte Reinelt.

Nach Unwettern Netzausfälle

Ihren Angaben zufolge zeigt der Streik in Hessen bereits große Wirkung, auch wenn das Unternehmen die Konsequenzen herunterspiele: "Es liegen rund 70 000 Entstörfälle und 150 000 Kundenaufträge aus den Callcentern vor, die nicht bearbeitet werden." Zum Teil seien wegen der Stürme und des starken Regens in den vergangenen Tagen wie im südhessischen Brombachtal-Birkert größere Gebiete vom Telefonnetz abgetrennt. Die Betroffenen seien vielleicht nicht gut auf die Streikenden zu sprechen, räumt Reinelt ein. Da aber keine lebenswichtigen Einrichtungen wie Krankenhäuser betroffen seien, sei kein Notdienst angefordert worden. "Ansonsten erfahren wir eine hohe Zustimmung in den Fußgängerzonen und bei Kundengesprächen. Die Kunden verstehen absolut, wofür wir streiken, und unterstützen das."

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