Mobilfunk beim Bayern-1-Sommerfestival: Nichts geht mehr
Die Bayern 1 Band spielte am Samstag ab 17 Uhr in Bad Bocklet
Foto: teltarif.de
Was passiert mit den Mobilfunknetzen einer kleinen Kurstadt, wenn sich dort aufgrund einer Großveranstaltung plötzlich sehr viele Leute aufhalten? Wir haben den Test am vergangenen Samstag im unterfränkischen Bad Bocklet gemacht. Die Kleinstadt in der bayerischen Rhön hat normalerweise rund 1700 Einwohner. Sie wird von der Deutschen Telekom gut mit LTE versorgt. Vodafone ist mit schwachem 4G- und gutem UMTS-Signal verfügbar, während Telefónica je nach Aufenthaltsort schwachen 3G- oder guten GSM-Empfang bietet.
Am vergangenen Samstag war der Kurpark von Bad Bocklet Schauplatz des Sommerfestival, das von Bayern 1, dem ersten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks, veranstaltet wurde. Nach BR-Angaben wurde die Veranstaltung insgesamt von rund 20 000 Leuten besucht. Auch wir haben uns auf den Weg nach Bad Bocklet gemacht, wo wir getestet haben, inwieweit die Mobilfunknetze dem Ansturm der Festival-Teilnehmer gewachsen waren.
Keine zusätzlichen Basisstationen für die Veranstaltung
Die Bayern 1 Band spielte am Samstag ab 17 Uhr in Bad Bocklet
Foto: teltarif.de
Zusätzliche Basisstationen auf dem Festival-Gelände waren nicht zu sehen. Inwieweit es Kapazitätserweiterungen an bestehenden Anlagen gab, ist nicht bekannt. Das Telefónica-Netz schied für die Internet-Nutzung von vorneherein aus, da hier weitgehend nur GSM und EDGE zur Verfügung standen - wenn auch mit sehr gutem Signal. Die Performance des Internet-Zugangs reichte allerdings kaum für WhatsApp-Textnachrichten aus.
Das UMTS-Netz von Vodafone war aufgrund der für diesen Ort ungewöhnlich vielen Nutzern, die parallel auf das Netz zugreifen wollten, stark überlastet. Selbst in den Nachmittagsstunden, als noch nicht so viele Teilnehmer im Kurpark waren, flossen Daten nur sehr langsam. Auch Textnachrichten in Messengern brauchten manchmal mehrere Minuten, um übertragen zu werden.
UMTS von Vodafone stark überlastet
Das Vodafone-Netz brach schon nachmittags zusammen
Foto: teltarif.de
Ab dem späten Nachmittag war die Internet-Nutzung im Vodafone-Netz praktisch nicht mehr möglich. Das H+-Symbol blieb auf dem Display des Samsung Galaxy S10+, das wir neben dem Apple iPhone XS Max für den Test verwendet hatten, erhalten. Allerdings warnte auch eine Einblendung auf dem Display des Smartphones: "Kein mobiler Datendienst. Von deinem Mobilfunkanbieter für SIM2 vorübergehend deaktiviert."
Wirklich abgeschaltet war der Datendienst nicht, wie sich nach dem Verlassen des Bayern 1 Sommerfestivals zeigte. Schon in wenigen Kilometern Entfernung von Bad Bocklet funktionierte das Vodafone-Netz wieder wie gewohnt. Vor Ort wollten aber offenbar so viele Kunden auf den Internet-Zugang zugreifen, dass keine Daten mehr flossen.
Telekom-Netz brach erst abends zusammen
Abends flossen auch im Telekom-Netz kaum noch Daten
Foto: teltarif.de
Die Telekom, die als einziger Netzbetreiber das Festivalgelände mit sehr guten LTE-Signal versorgte, kam mit dem Besucher-Ansturm in den Nachmittagsstunden noch gut zurecht. So konnten wir parallel zu den Klängen der Bayern 1 Band noch flüssig im Internet surfen. Bei Speedtests wurden Werte zwischen 10 und 20 MBit/s im Downstream erreicht.
Erst im Laufe des Abends brach auch das Telekom-Netz zusammen. Als Alphaville ab 19 Uhr Hits der 80er wieder aufleben ließ, flossen die Daten schon sichtlich langsamer. Als Kim Wilde gegen 21 Uhr die Bühne betrat, war es kaum noch möglich, Fotos oder gar Videos mit Freunden und Bekannten zu teilen. Bei Speedtests erreichten wir jetzt nur noch 800 kBit/s im Downstream. Für den Upstream wurden 0 kBit/s angezeigt, wobei Daten zumindest sehr langsam flossen.
Am späten Abend verbesserte sich die Situation wieder, sodass Kunden zumindest im Telekom-Netz wieder einen brauchbaren Internet-Zugang zur Verfügung hatten. Vodafone- und Telefónica-Kunden mussten hingegen wohl das Teilen von Fotos und Videos vom Bayern 1 Sommerfestival auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, zumal es im Rahmen der Veranstaltung auch kein frei nutzbares WLAN-Netz gab, mit dem sich die Situation hätte entspannen lassen.
In weiteren Meldungen finden Sie unsere Netztests, die wir im Frühjahr in weiten Teilen Deutschlands durchgeführt haben.