Deutschland bekommt "Nationales Cyber-Abwehrzentrum"
Die Bundesregierung will Deutschland
vor Cyber-Attacken schützen
Montage: teltarif.de
Die Bundesregierung hat heute - wie geplant - den Aufbau
eines "Nationalen Cyber-Abwehrzentrums" beschlossen. Die neue
Einrichtung solle ab April im Falle eines Angriffs über das Internet dazu
dienen, "schnell und abgestimmt Informationen zusammen zu tragen, zu
analysieren und zwischen den Sicherheitsbehörden abgestimmte
Empfehlungen zum Schutz der IT-Systeme zur Verfügung zu stellen",
erklärten das Innen- und Wirtschaftsministerium.
Die Federführung solle das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übernehmen. Beteiligt seien zudem das Bundesamt für Verfassungsschutz sowie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Innenminister: Sind auf funktionierendes Internet angewiesen
Die Bundesregierung will Deutschland
vor Cyber-Attacken schützen
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"Das Internet ist inzwischen eine kritische Infrastruktur
geworden", sagte Innenminister Thomas de Maizière bei der
Vorstellung der "Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland". "Wenn
sie ausfällt, wird es kritisch für das Land. Es ist wie bei Strom und
Wasser - wir sind darauf angewiesen, dass das Internet funktioniert."
Das Netz müsse verfügbar, frei und sicher sein, so der
Minister.
Weitere Kernpunkte der Sicherheitsstrategie sind den Angaben nach der Schutz der IT-Systeme in Deutschland, die Sensibilisierung der Bürger sowie die Einrichtung eines "Nationalen Cyber-Sicherheitsrates", der die Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft verbessern soll.
Im Wirtschaftsministerium soll zudem eine Taskforce "IT-Sicherheit in der Wirtschaft" eingerichtet werden. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle sagte, "Netzangriffe können erhebliche Auswirkungen auf unseren wirtschaftlichen Wohlstand und Technologievorsprung haben". Deshalb solle die Wirtschaft und vor allem der Mittelstand besser vor Cyber-Angriffen geschützt werden.
Hintergrund: Der Begriff "Cyberspace"
Mit dem neuen "Cyber-Abwehrzentrum" greift die Bundesregierung einen Begriff auf, dessen Wurzeln in die Gedankenwelten der Science-Fiction-Literatur zurückreichen. Erstmals verwendet wurde das Wort "Cyberspace" 1984 in dem Roman "Neuromancer" von William Gibson, einem führenden Vertreter der amerikanischen Cyberpunk-Literatur. Darin steht der Cyberspace für die von Milliarden Menschen ganz alltäglich geteilte Vorstellung eines von Computern erzeugten Raumes. Der zugrundeliegende Begriff der Kybernetik verweist in der griechischen Wortbedeutung auf die Tätigkeit eines Steuermanns.
In der Folgezeit wurde der Cyberspace vielfach synonym für die neuen Erfahrungswelten im Internet verwendet. 1996 verfasste der Netzaktivist John Perry Barlow eine "Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace", mit der Forderung an die Regierungen, diesen Raum sich selbst zu überlassen. Danach wurde es vor allem in Deutschland eher unüblich, den Begriff "Cyberspace" zu verwenden. Erhalten hat er sich aber vor allem in den sicherheitspolitischen Konzepten eines "Cyber-Wars", also einer Kriegführung mit Mitteln der Informationstechnik.