Cybercops kämpfen gegen Kinderpornos und Betrüger im Internet
Cybercops gegen Internet-Kriminalität
Bild: Juergen-Faelchle - Fotolia.com
Fieberhaft arbeiten Ermittler
in aller Welt daran, Konsumenten und Machern von schrecklichen
Kinderpornos auf die Schliche zu kommen. In Bayern haben Internet-Fahnder
nun Verstärkung bekommen von Computer- und Wirtschaftsexperten. Seit
Anfang August gibt es 52 dieser Cybercops. Sie sind mit normalen
Polizisten im Netz unterwegs, um Straftaten aller Art aufzuspüren -
egal ob es sich um Gewaltvideos, Hackerangriffe, Betrug oder
politisch motivierte Taten handelt.
Ein Jahr lang wurden sie zu Polizisten ausgebildet. Neun von ihnen schieben Dienst in den schlichten Büroräumen des Landeskriminalamtes (LKA). Doch wie geht man damit um, wenn man bisher nur mit Technik zu tun hatte und auf einmal in die Abgründe der Kinderpornografie blicken muss? "Das Bildmaterial, mit dem man hier konfrontiert wird, ist zu 99 Prozent echt, da steckt ein Missbrauch dahinter und das macht es schwieriger, das zu verarbeiten", sagt ein ehemaliger Firewall-Administrator. Er ist vor allem entsetzt über die Flut an pornografischen Bildern. "Ich dachte, dass ist ein kleiner Randbereich in der Gesellschaft, aber die Menge der Daten, die hier verarbeitet werden, hat mich schockiert."
Seinen Chef Bernhard Egger, Leiter des Fahndungs- und Ermittlungsdienstes beim Landeskriminalamt, beschäftigt noch ein anderer Aspekt, wenn er die Urheber dieser Bilder zu finden versucht. "Da schwingt die ganze Zeit die Frage mit: Was macht der Täter jetzt gerade, wie komme ich an den ran", sagt er. "Der Täter hört ja nicht auf, der macht weiter." In die zusätzlichen Cops setzt er deshalb große Erwartungen. Seine Hoffnung nach den ersten 100 Tagen: "Ein gegenseitiges Hochschaukeln." IT-Fachleute, die kriminalistisches Denken entwickeln. Und Kriminalbeamte, die ein besseres technisches Verständnis bekommen.
"Einzige Möglichkeit, Internet sicher zu machen, ist den Bürger zu sensibilisieren"
Cybercops gegen Internet-Kriminalität
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Doch die Jagd nach Pädophilen ist für die Cybercops nur ein Aspekt
ihrer Arbeit. Sie sondieren das Netz auch nach terroristischen oder
extremistischen Aktivitäten, sie informieren Kollegen, wenn irgendwo
eine ausufernde Facebook-Party droht oder sie kämpfen sich durch den
Dschungel von Finanzdaten. Bei Wirtschaftsdelikten sind sie deshalb
kaum mehr wegzudenken, müssen doch hier oft besonders große
Datenmengen durchforstet werden. Eine mühsame Fleißarbeit, die dank
der Computerexperten nun schneller voran geht, wie Abteilungsleiter
Jürgen Miller bestätigt. "Das technische Knowhow der Kollegen ist auf
dem aktuellsten Stand und aus vieljähriger Berufserfahrung haben sie
ganz andere Einfälle."
Auch wenn viele der neuen Beamten mit dem Medium Computer bestens vertraut sind - aus Sicht eines Polizisten sieht der virtuelle Raum gleich ganz anders aus. "Das Internet ist wirklich ein schwarzes Loch ohne Boden", findet nun ein Informatiker, der früher Assistent an einer Hochschule war. Alle Versuche, das Netz zu regulieren, seien deshalb zum Scheitern verurteilt. "Die einzige Möglichkeit, Internet sicher zu machen, ist den Bürger zu sensibilisieren." Da sei noch viel zu tun, etwa beim Online-Banking: "Meine Erfahrung ist, dass es immer wieder eine große Anzahl Leute gibt, die auf einfachste Tricks reinfallen."