DAB+-Befürworter empört über Störfeuer aus Niedersachsen
Niedersachsen will beim terrestrischen Radio zurück zu UKW
Foto: Sangean
Der niedersächsische Landtag hat beschlossen, dass sich die Landesregierung für eine Beendigung des Digitalradios DAB+ aussprechen soll. Befürworter des Standards reagieren vorwiegend empört.
Deutliche Worte findet der Geschäftsführer des Berliner Radiosenders Peli One, Jörg Wachsmuth. Man selbst setze auf das terrestrische Digitalradio als Verbreitungsweg, weil DAB+ einfach zu bedienen und unabhängig vom Internet sei: "DAB+ muss den Leuten erklärt werden, aber es wird in Deutschland blockiert, blockiert und nochmal blockiert", sagte er im Podcast "Radio wird digital". "Technische Entwicklungen werden nicht mehr vorangetrieben und die Entscheidung des niedersächsischen Landtages ist eine Rolle rückwärts und führt zu einem digitalen Abseits für die Bundesregierung und die Bundesrepublik Deutschland".
Bundesregierung soll eingreifen
Niedersachsen will beim terrestrischen Radio zurück zu UKW
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Er ist der Meinung, dass die Bundesregierung "an dieser Stelle eingreifen sollte, zumal es auf europäischer Ebene den Beschluss gibt, zum Beispiel Neuwagen mit entsprechenden Digitalempfängern auszurüsten und in vielen Ländern bereits DAB+ als Empfangsweg in neuen Radiogeräten vorgeschrieben ist". Er hofft, "dass die anderen Bundesländer nicht mitziehen und es ein blamabler Alleingang des niedersächsischen Landtages" bleibt.
TechniSat-Gründer und Chef Peter Lepper hat mit einem Offenen Brief auf den niedersächsischen Beschluss reagiert. Unter dem Betreff "FDP jetzt auch Enteignungspartei?" schreibt der Gründer und Chef des Herstellers Technisat an den Initiator Stefan Birkner (FDP). "Sie verunsichern den freien Markt mit ihren Beschlüssen, sind auf einem Enteignungswege und stützen - zumindest in Niedersachsen - private Radiomonopolisten", so Lepper.
Der Vorstoß des Landtags in Niedersachsen zum Ende des digital-terrestrischen Radios habe allerdings keine unmittelbaren Konsequenzen. Der Landtag könne im Alleingang kein Ende des Digitalradios beschließen. Zudem könne auch eine einzelne Landesregierung eine solche Entscheidung nicht treffen, stellt Carsten Zorger klar. Er ist Leiter der Gemeinschaftsinitiative "Digitalradio Büro Deutschland", an dem sich auch das Deutschlandradio beteiligt.
Große PR ohne faktische Wirkung
"Aus unserer Sicht ist DAB+ die Sache aller Bundesländer oder von ganz Europa. Es gibt 75 Millionen DAB-Geräte weltweit. Davon zwölf Millionen in Deutschland. Es gibt eine Digitalradio-Pflicht für Autos ab 2021." Was nun in Niedersachsen beschlossen wurde, habe "große PR-Wirkung", aber "faktisch kleine Wirkung", so Zorger im Deutschlandfunk.
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) reagierte auf besorgte Höreranfragen und erklärte, dass man sich weiter für den Ausbau von DAB+ einsetze, dies auch im Umfeld eines wachsenden bundesweiten und europäischen DAB+-Marktes. "Mit DAB+ soll auch im digitalen Zeitalter weiterhin ein unabhängiges und eigenständig gestaltbares Verbreitungsnetz für das vielfältige Hörfunkangebot des NDR erhalten bleiben."