Streaming: Was wird aus Discovery?
Discovery-CEO David Zaslav (l.) und AT&T-Chef John Stankey besiegelten die Fusion per Handschlag
Foto: AT&T
Dass die US-Medienbranche vor einer großen Konsolidierungswelle steht, ist kein Geheimnis. Vor allem in diesem Jahr gab es mit dem Amazon/MGM-Deal sowie der Fusion von WarnerMedia und Discovery gleich zwei große Merger, welche nach kartellrechtlicher Genehmigung erhebliche Auswirkungen auf den globalen Filmrechtehandel, TV-Sender und Streaming-Angebote haben dürfte.
Weitere Großfusionen bzw. Akquisitionen sind im Wettbewerb mit Amazon, Netflix und Disney zwar unausweichlich, doch dabei werden auch bisherige Branchengrößen auf der Strecke bleiben. Ein Beispiel hierfür ist Discovery Communications: Das Unternehmen mit Beteiligung von Kabelmogul John Malone wird künftig nur noch eine untergeordnete Rolle im konsolidierten Medienmarkt spielen.
Juniorpartner im Joint Venture
Discovery-CEO David Zaslav (l.) und AT&T-Chef John Stankey besiegelten die Fusion per Handschlag
Foto: AT&T
Am neuen Medienriesen "Warner Bros. Discovery" wird Discovery selbst nur als Juniorpartner beteiligt sein. Stattdessen halten die Aktionäre der WarnerMedia-Muttergesellschaft AT&T über 70 Prozent aller Anteile. Damit ist klar, wer im neuen Unternehmen den Ton angibt. Zwar rückt Discovery-Chef David Zaslav formal als CEO zur Spitze des fusionierten Medienkonzerns auf, im Hintergrund zieht allerdings weiterhin AT&T-Boss John Stankey die Strippen.
Er gibt de facto die strategische Marschrichtung vor. Im Mittelpunkt werden dabei auch in Zukunft fiktionale Inhalte von WarnerMedia und insbesondere HBO Max stehen. Non-fiktionaler Content von Discovery füllt eher eine inhaltliche Lücke, die WarnerMedia selbst bislang nicht bzw. nur unzureichend decken konnte. Umgekehrt kann Discovery nun allerdings ebenfalls von fiktionalem Content profitieren.
Probleme im Nachrichtengeschäft
Unabhängig von der Entwicklung im Streaming hat Discovery allerdings auch erhebliche Probleme im linearen TV-Geschäft, so zum Beispiel in Polen. Dort ist der Medienkonzern mit TVN24 im Nachrichtengeschäft tätig. Doch die aktuelle polnische Regierung geht gegen Discovery vor und will nur noch Sendelizenzen an Unternehmen vergeben, welche ihren Hauptsitz in Polen haben. Branchenbeobachter gehen jedoch davon aus, dass TVN24 weniger aus formalen Gründen als vor allem wegen seiner regierungskritischen Linie unter Beschuss steht.
Auch in Deutschland lief für Discovery in letzter Zeit nicht alles rund. Zwar konnte mit der Übernahme von Tele 5 weiteres Wachstum im TV-Geschäft verkündet werden, doch auf der anderen Seite gab es Probleme bei Eurosport. Hier machte die Pandemie dem Medienkonzern vor allem beim Thema Fußballrechte einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Das ist durchaus ein nicht unerhebliches Problem, denn Sport gewinnt im Gesamtportfolio des Unternehmens zunehmend an Gewicht.
Discovery verliert an Bedeutung
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Discovery im gemeinsamen Konzern mit WarnerMedia eine deutlich geringere Präsenz hätte. Der "fiktionalen Übermacht" aus Warner Bros., HBO Max, DC Comics & Co. hat Discovery nicht wirklich attraktiven Content entgegenzusetzen. Zudem dürfte selbst das Nachrichtengeschäft bei WarnerMedia mehr Bedeutung haben, denn einen international erfolgreichen Nachrichtensender wie CNN hat Discovery ebenfalls nicht im Portfolio.
Und dann wäre da noch der erst kürzlich gestartete Streaming-Dienst "Discovery+". Auch dieser dürfte als Marke gegen HBO Max quasi bedeutungslos sein und auf mittlere Sicht von den Bildschirmen verschwinden. Dessen Inhalte werden wohl früher oder später beim wesentlich bekannteren Streamer HBO Max integriert, um dessen Angebot aufzuwerten. Zumal es auch ökonomisch unsinnig erscheint, zwei separate Streaming-Dienste zu betreiben.
"Warner Bros. Discovery": Unternehmen lüftet Namen des neuen Medienkonzerns.