E-Perso

Zwei Jahre E-Perso: Online-Dienste immer noch selten

Wenige Angebote, komplizierte Bedienung, teure Voraussetzungen
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Noch Zukunftsmusik: Die Online-Nutzung des E-Persos ist auch nach zwei Jahren nur selten möglich. Noch Zukunftsmusik: Die Online-Nutzung des E-Persos ist auch nach zwei Jahren nur selten möglich.
Bild: Bundesministerium des Inneren
Der neue Personalausweis wird nur von einer Minderheit auch im Internet genutzt. Fast zwei Jahre nach seiner Einführung haben die Ämter bislang 17 Millionen dieser Chip-Karten ausgegeben. Aber nur fünf Millionen Bürger entschieden sich dabei, auch die Online-Ausweisfunktion zu aktivieren. Dies teilte das IT-Unternehmen CSC nach einer Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium in Wiesbaden mit. "Der Durchbruch ist dem Scheckkarten-Ausweis in der Online-Welt bisher nicht gelungen", erklärte das US-Beratungsunternehmen.

Noch Zukunftsmusik: Die Online-Nutzung des E-Persos ist auch nach zwei Jahren nur selten möglich. Noch Zukunftsmusik: Die Online-Nutzung des E-Persos ist auch nach zwei Jahren nur selten möglich.
Bild: Bundesministerium des Inneren
Dafür gibt es vielfältige Gründe. Ein großes Problem sind nach der Studie die wenigen Anbieter von Diensten, die die elektronische Identitätsfunkion (eID) nutzen. So haben bis heute erst 129 Unternehmen und Behörden ein Berechtigungszertifikat beantragt und erhalten. Dieses ist nötig, um die Daten auf dem neuen Personalausweis auslesen zu dürfen. Von den 129 Stellen bieten 33 Ämter und Behörden und 61 Unternehmen tatsächlich Dienste an. Ein Blick auf die nur langsam wachsende Liste der Online-Anwendungen zeigt aber, dass diese nach wie vor nicht über den Stand von Nischenanwendungen hinausgekommen sind. Immerhin ist die Anmeldung zum De-Mail-Dienst der Telekom mit dem E-Perso möglich. Auch manche Behördengänge lassen sich mit dem E-Perso vermeiden - aber nur in einigen wenigen Städten. Online-Händler finden sich auf der Liste nicht. Die eID-Funktion für den Identitätsnachweis im Internet werde bislang nur zaghaft genutzt, sagte Philipp Spauschus als Sprecher des Bundesinnenministeriums. Es gebe aber eine positive Tendenz und eine Aufwärtsentwicklung. In einigen Kommunen entschieden sich bereits etwa 70 Prozent der Ausweisinhaber für eID. Als Vorreiter gelten unter anderem Köln, Münster und Ingolstadt. "Wir sehen da einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Bereitstellung attraktiver Angebote und der Bereitschaft der Bürger, diese Angebote auch nutzen zu wollen", sagte der Ministeriumssprecher.

E-Perso-Funktionen werden nicht beworben

"Jeder Schokoriegel wird heute von den Unternehmen aggressiver beworben als innovative und vor allem sichere Geschäftsmodelle rund um den neuen Personalausweis. Hier gilt es, verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten", deutet Gerhard Fercho, Vorsitzender der Geschäftsführung von CSC in Deutschland, die schwierige Vermarktungssituation in Deutschland an.

Ein Grund für geringe Akzeptanz könnte auch in der komplizierten Handhabung liegen. Die Hardware- und Software-Voraussetzungen schrecken viele Nutzer möglicherweise ab. Um die Online-Funktionen des neuen Personalausweises zu nutzen, benötigen Nutzer die Ausweis-App. Außerdem muss ein Kartenleser mit dem PC verbunden werden. Geräte, die sämtliche Online-Funktionen unterstützen, kosten teilweise mehr als 100 Euro. Dafür kann mit diesen Geräten oft aber auch Online-Banking abgesichert werden.

Online-Funktionen versprechen höhere Sicherheit

Die CSC-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass viele Nutzer die Sicherheit bestehender Systeme zur Registrierung bzw. Anmeldung von Kunden unzureichend seien. "Die Nutzung der eID-Funktion des neuen Personalausweises verspricht sowohl den Händlern als auch den Kunden einen erheblichen Sicherheitsgewinn, gerade angesichts stark zunehmender Internetkriminalität", so Fercho.

Der neue Personalausweis kann jedoch mit Smartphones oder Tablets nicht verwendet werden. Hier müsse nachgebessert werden, denn diese Geräte werden zunehmends zum shoppen verwendet. Gerhard Fercho kommt trotz der aktuellen Probleme zu einem positiven Fazit: "Die Online-Ausweisfunktion wird sich durchsetzen. Schließlich kommen mit jedem Jahr Millionen von potenziellen Nutzern hinzu". Angesichts der wenigen Dienstleistungen, die die Online-Funktionen des Personalausweises nutzen, scheint es sich dabei aber auch um ein wenig Zweckoptimismus zu handeln.

Der am 1. November 2010 eingeführte neue "Perso" erfüllt mehr Aufgaben als der alte. Er dient erstens wie bisher als Ausweis bei behördlichen Aufgaben, etwa bei Polizei oder Grenzkontrolle. Zweitens kann er als Identitätsnachweis für Online-Geschäfte (eID) eingesetzt werden. Und drittens ist die Plastikkarte auch für die elektronische Signatur verwendbar, um zum Beispiel digitale Dokumente rechtsverbindlich zu unterschreiben.

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