Studie

E-Perso: Digitale Identifikation macht kaum Fortschritte

Die Online-Ausweis­funk­tion des elek­tro­nischen Perso­nal­aus­weises stößt in der deut­schen Bevöl­kerung bislang auf große Skepsis. Das liegt an zu wenigen rele­vanten Anwen­dungs­sze­narien. Und die vorhan­denen sinn­vollen Nutzungs­mög­lich­keiten sind zu wenig bekannt.
Von dpa /

Der E-Perso setzt sich nur schleppend durch. Der E-Perso setzt sich nur schleppend durch.
Fotos: Bundesministerium des Innern/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Knapp 13 Jahre nach der Einfüh­rung des elek­tro­nischen Perso­nal­aus­weises haben bislang nur wenige Menschen die damit verbun­dene Online-Funk­tion tatsäch­lich auch genutzt. Das geht aus der Studie eGovernment Monitor 2023 hervor, die unter Schirm­herr­schaft des Bundes­innen­minis­teriums von der Initia­tive D21 und der Tech­nischen Univer­sität München in Auftrag gegeben wurde. Danach haben bislang nur 14 Prozent sich bereits digital ausge­wiesen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein kräf­tiger Anstieg. Damals hatte nur jeder Zehnte (10 Prozent) prak­tische Erfah­rungen mit der Online-Ausweisfunk­tion gesam­melt.

In vielen Fällen hängt die geringe Nutzung damit zusammen, dass zwar ein Perso­nal­aus­weis vorhanden ist, die dafür notwen­dige PIN aber nicht zur Verfü­gung steht. Nur 30 Prozent der deut­schen Befragten gaben an, dass die Online-Funk­tion bei ihnen einsatz­bereit ist. Jeder zweite Perso­nal­aus­weis­besitzer ist sich dagegen sicher, dass die Online-Funk­tion nicht genutzt werden kann, jeder Fünfte kennt den Status nicht. An der Online-Umfrage, die vom Bera­tungs­unter­nehmen Kantar durch­geführt wurde, haben sich 7450 Personen ab 16 Jahren mit einem gültigen Bundes­per­sonal­aus­weis betei­ligt. Sie ist reprä­sen­tativ für die Bundes­bürger mit einem Online-Zugang.

Derzeit 245 mögliche Anwen­dungen

Der E-Perso setzt sich nur schleppend durch. Der E-Perso setzt sich nur schleppend durch.
Fotos: Bundesministerium des Innern/teltarif.de, Montage: teltarif.de
Fürs Online-Ausweisen listet der Bund auf seiner Website www.personalausweisportal.de derzeit 245 Anwen­dungen auf. Dazu gehören Renten­aus­kunft, Führungs­zeugnis-Antrag, Fahr­zeug­zulas­sung, Elster-Steuer-Portal, Punkte-Abfrage in Flens­burg, Konto­eröff­nung bei Banken oder das Akti­vieren von Prepaid-SIM-Karten. Auch die kommende elek­tro­nische Pati­enten­akte wird auf den elek­tro­nischen Perso­nal­aus­weis aufsetzen. Für einen Schub in der Nutzung des "ePerso" sorgte in den vergan­genen Monaten auch die Auszah­lung der Ener­gie­pau­schale für Studen­tinnen und Studenten. Mit Hilfe des Perso­nal­aus­weises konnten sie online eine Einmal­zah­lung in Höhe von 200 Euro durch den Bund veran­lassen.

Professor Helmut Krcmar von der Tech­nischen Univer­sität München sieht aber trotz der vorhan­denen Anwen­dungen eine Bring­schuld des Staates. Die Ausweis­inhaber nutzten die Online-Ausweisfunk­tion kaum, weil es wenig nutz­bare und für sie nütz­liche Dienste gebe. "Und Dienste selbst binden die Online-Ausweisfunk­tion nicht konse­quent genug ein. Diesen Teufels­kreis gilt es zu durch­bre­chen." So bleibe in vielen Fällen weiterhin der persön­liche Gang zum Amt notwendig.

Die Grünen-Innen­poli­tikerin Misbah Khan erklärte, das mangelnde Vertrauen in den digi­talen Perso­nal­aus­weis und die Unkenntnis über konkrete Funk­tionen ließen sich über fehlende Anwen­dungs­mög­lich­keiten und ein Kommu­nika­tions­desaster erklären. "Daher gilt es immer wieder zu betonen: Wir haben mit dem Online-Ausweis eine sehr gute und sichere elek­tro­nische Iden­tität." Dieses Poten­zial endlich zu heben, liege in der Verant­wor­tung von Bundes­innen­minis­terin Nancy Faeser (SPD), sagte die Abge­ord­nete.

Die Online-Ausweisfunk­tion (E-ID) des E-Perso hat bislang also kaum Beach­tung gefunden. Smart­phone-Inte­gra­tion und EU könnten das bald ändern. Doch wie nütz­lich ist E-ID jetzt schon?

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