Lauf der Dinge

E-Plus-Chef: Weitere Übernahmen im Handy-Markt wahrscheinlich (Update)

Funktionierender Wettbewerb nur mit deutlich weniger Anbietern
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Bild: E-Plus
Als Anfang der Woche bekannt wurde, dass die o2-Mutter Telefónica die deutsche KPN-Tochter E-Plus übernehmen will, war das schon ein echter Paukenschlag im deutschen Mobilfunkmarkt. Mit dieser Übernahme entsteht zweifelsohne ein Mobilfunkgigant, der dann mit etwa 43 Millionen Kunden auf einen Schlag die Nummer eins im Markt sein wird.

KPN-Vorstand und E-Plus-Chef Thorsten Dirks geht davon aus, dass die Konsolidierungswelle auf dem europäischen Mobilfunkmarkt in den nächsten Wochen und Monaten weitergeht. In einem Interview mit dem Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL sagt Dirks: "In Europa gibt es mehr als 50 Mobilfunkfirmen. In bevölkerungsreichen Ländern wie China, Indien oder den USA sind es eine Handvoll. Ich glaube, dass man einen funktionierenden Wettbewerb mit deutlich weniger Anbietern sicherstellen kann."

Monopolkommission: Gefahr kollektiver Marktbeherrschung

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Die Monopolkommision sieht die geplante Übernahme von E-Plus durch die deutsche Tochter des spanischen Telefonkonzerns Telefónica hingegen kritisch. Justus Haucap, Mitglied der Monopolkommission, sagte heute dem Handelsblatt (Montagausgabe) gegenüber: "Ich sehe die Gefahr, dass der Mobilfunkmarkt erheblich an seiner bisherigen Wettbewerbsdynamik verliert, weil der fusionierte Anbieter ein viel geringeres Interesse an Wettbewerbsvorstößen hat als die beiden kleinen bisher." Bisher sei der Markt durch sehr lebhaften Wettbewerb gekennzeichnet, der gerade von den beiden kleinen Anbietern befeuert wurde. E-Plus und o2 belegen nach der Deutschen Telekom und Vodafone Platz drei und vier auf dem deutschen Mobilfunkmarkt. Nach einer Fusion wären sie an der Kundenzahl gemesen die neue Nummer eins. Haucap warnt davor, dass künftig leicht eine Situation kollektiver Marktbeherrschung entstehen könne, "in der es stillschweigend zu Nichtangriffspakten kommt, ohne dass gleich ein echtes Kartell entsteht..

Justus Haucap ist nicht die einzige gewichtige Stimme, die den Verkauf skeptisch sieht, denn zuvor hatte bereits die Bundesregierung Bedingungen gestellt und auch Kartellamtschef Andreas Mundt hatte erklärt, die Fusion sei "alles andere als ein Selbstläufer".

Keine Änderung an Mehrmarken-Strategie

Dass ein solcher Zusammenschluss auch Folgen für die Kunden haben wird, bezweifelt kaum jemand. Eine entsprechende Analyse der vorliegenden Fakten haben wir bereits vor einigen Tagen vorgenommen. Im Interview mit dem Spiegel versprach Dirks, dass die zahlreichen E-Plus-Marken wie Base, Simyo oder blau.de auch nach dem geplanten Zusammenschluss mit o2 erhalten bleiben. "An der Mehrmarkenstrategie wird sich nichts ändern. Das ist unser Erfolgsrezept." Zudem wolle die neue Gesellschaft auch weiterhin als "aggressiver Herausforderer" auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt agieren und den Platzhirschen Vodafone und Deutsche Telekom nun auf "Augenhöhe" Konkurrenz machen.

Preiserhöhungen für die rund 43 Millionen Kunden des fusionierten Unternehmens schloss Dirks vorerst aus. Allerdings hat Telefónica durch die Integration beider Unternehmen in den nächsten Monaten eine echte Mammutaufgabe vor sich, die mit weiteren, nicht unerheblichen Kosten verbunden sein wird.

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