Breitband-Satellit

KA-Sat: Uplink in Berlin realisiert schnelles Internet in ganz Europa

9,2-Meter-Uplink-Schüssel ist Herzstück des neuen Breitband-Satelliten
Von Thorsten Neuhetzki

In der Nähe des Funkturms Schäferberg steht die KA-Sat-Uplink-Schüssel in Deutschland. In der Nähe des Funkturms Schäferberg steht die KA-Sat-Uplink-Schüssel in Deutschland.
Foto: teltarif.de
Es ist einsam in den Wäldern rund um den Berliner Wannsee. Irgendwo an einer Straße zwischen dem Bahnhof Wannsee und dem benachbarten Potsdam geht es links ab in den Wald. "Durchfahrt verboten" signalisiert ein Straßenschild und die dazugehörige Straße scheint im Wald zu verschwinden. Wer die Straße dennoch entlang fährt, steht am Ende vor einem Gelände, gut gesichert mit Zäunen und automatischem Tor. Von Außen lässt sich nicht erahnen, was auf dem Gelände steht: Zahlreiche gigantische Satellitenschüsseln strecken sich hier gen Süden in den sonnigen Berliner Himmel, funken Signale zu den Satelliten in 36 000 km Höhe. Ku-Band und C-Band für Afrika hört man einen Techniker sagen - und ganz neu wird hier auch auf dem Ka-Band gesendet. Hier in den Wäldern am Rande Berlins steht eine der acht Uplink-Stationen für den neuen KA-Sat von Eutelsat, der schon in den kommenden Monaten ganz Europa mit Breitband-Internet versorgen soll.

In der Nähe des Funkturms Schäferberg steht die KA-Sat-Uplink-Schüssel in Deutschland. In der Nähe des Funkturms Schäferberg steht die KA-Sat-Uplink-Schüssel in Deutschland.
Foto: teltarif.de
In dieser Woche erfolgte die offizielle Übergabe des Uplinks an Eutelsat. Realisiert hat den einzigen Uplink auf deutschem Boden das ostdeutsche Unternehmen envia TEL, das sich nicht nur um die Satellitenschüssel, sondern vor allem um die bodengestützte Anbindung des Satellitenuplinks gekümmert hat. Zur Übergabe eingeladen, waren zahlreiche Fachjournalisten erschienen, um sich technische Hintergrund-Infos über den neuen Satelliten und seinen Uplink abzuholen. Die Atmosphäre ist vertraut, man kennt sich in der Szene. Und man kennt den Satelliten und das geplante Produkt. Neu aber ist die Möglichkeit, einen Uplink so nah zu sehen und Informationen zu bekommen, welche Rolle Berlin bei den Planungen des französischen Unternehmens Eutelsat spielt.

Acht Uplinks in ganz Europa realisieren zusammen 70 GBit/s per Satellit

Terminals wie diese Kontroll-Terminals werden beim Kunden für den Zugang zum Internet sorgen. Terminals wie diese Kontroll-Terminals werden beim Kunden für den Zugang zum Internet sorgen.
Foto: teltarif.de
Denn das neue Gateway Berlin ist ein wichtiges Herzstück einer nach Angaben von Eutelsat einmaligen Breitbandinfrastruktur. Zu ihr gehört zum einen der kurz nach Weihnachten ins All geschossene Satellit, der aktuell getestet wird und nach und nach mit den Erdstationen kommuniziert. Und es gehören eben jene Erdstationen dazu, von denen eine in Berlin steht. Sieben weitere sind über ganz Europa verteilt - Finnland über Irland bis nach Zypern. Sie sind miteinander verbunden - vor allem aber sind sie alle mit Glasfaseranbindungen mit wichtigen Internetknoten verbunden. Bei voller Auslastung schafft der Satellit 70 GBit/s Datendurchsatz.

Über die Berliner Uplink-Station werden ab Mitte des Jahres gleichermaßen deutsche Nutzer, aber auch Spanier und andere Europäer surfen. Entscheidend ist, in welcher Region sie wohnen, welcher der 82 Spotbeams für sie zuständig ist. Jeder Spotbeam, der bis zu 25 000 Haushalte auf einmal versorgen kann, ist einem Uplink zugeordnet. Der Uplink empfängt die Signale der Kunden vom Satelliten und schickt die Daten aus dem Internet an die Kunden zurück. Vorteil der Nutzer, die über die Berliner Uplink-Station surfen: Sie sind über zwei direkte, redundante 2 mal 10 GBit/s Leitungen von envia TEL, die eigens den Berliner Randbezirk gelegt wurden, angebunden an zwei leistungsstarke Internetknoten: Den De-CIX in Frankfurt, über den auch viel internationaler (Durchleitungs-)verkehr realisiert wird sowie an den weniger bekannten, für die Region und die Anbindung nach Osteuropa jedoch sehr bedeutenden BCIX in Berlin. Auch die anderen Gateways werden dank des Glasfaserrings den De-CIX nutzen, müssen jedoch eine weitere Strecke dafür zurücklegen.

Hosting-Center für Video-on-Demand-Dienste direkt an der Uplink-Station

Blick in das NOC am Teleport Berlin Blick in das NOC am Teleport Berlin
Foto: teltarif.de
Kontrolliert werden die Vorgänge an der 9,1 Meter großen Uplink-Station sowohl über ein lokales Network Operation Center (kurz NOC) als auch von Eutelsat Skylogic in Turin, die alle Gateways gleichermaßen überwachen. Künftig wird es wohl noch mehr zu überwachen geben in dem Berliner NOC, in dem die Journalisten bei einer Führung über das Gelände nur kurz als Gäste geduldet wurden. Auf dem Gelände wurde ein Datacenter errichtet. Dieses könnte künftig zum einen für Hosting-Dienste, zum anderen aber auch für TV- bzw. Video-on-Demand-Streaming über KA-Sat genutzt werden.

Mit einem Start der bereits vorgestellten Privatkundenprodukte der drei Wiederverkäufer von TooWay in Deutschland wird offiziell "Mitte des Jahres" gerechnet, angepeilt ist der Monatswechsel von Mai auf Juni. In Deutschland gibt es die Privatkundentarife mit bis zu 10 MBit/s Downstream und 4 MBit/s Upstream bei der Internetagentur Schott, der Sat Internet Services und skyDSL. Dann wird sich scheinbar nichts auf dem Gelände am Wannsee ändern. Doch die statt für Europa eher unbedeutende Daten schickt dann eine weitere große Uplink-Schüssel Internetdaten nach ganz Europa - theroetisch knapp 9 GBit/s, also mehr als 1 GB pro Sekunde.

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