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Facebook wird 10 Jahre alt: Vom Jahrbuch zum Feind aller Datenschützer

Kein anderer Dienst dürfte die Definition eines Freundes so sehr aufgeweicht haben wie Facebook. Am Dienstag wird das soziale Netzwerk 10 Jahre alt. Wir werfen einen Blick zurück auf die Anfänge, den Aufstieg, den verpatzten Börsengang und den Kampf zwischen Werbung und dem Schutz der Nutzer.
Von Kaj-Sören Mossdorf

Im November 2007 führte Facebook dann eine Werbe-Plattform und die Möglichkeit, Facebook-Seiten zu erstellen, ein. Parallel dazu wurde auch ein "Beacon" betitelter Dienst gestartet. Kaufte ein Nutzer etwas, wurde dieser Einkauf sofort allen Freunden angezeigt. Was folgte war ein Aufschrei der Nutzer, der Zuckerberg wohl gezeigt haben dürfte, dass nicht jeder Nutzer mehr und mehr Öffentlichkeit gut hieß. Doch das Netzwerk wuchs weiter - Ende des Jahres wurde es von 58 Millionen Menschen genutzt. Im Jahr 2008 startete dann die deutsche Version der Internetseite. Auch der Facebook-Chat, der heute zusehends durch andere Dienste wie beispielsweise WhatsApp unter Druck steht, startete in diesem Jahr.

Facebooks nicht so erfolgreicher Home-Launcher für Android. Facebooks Home-Launcher für Android
Screenshot: teltarif.de
Knapp ein Jahr nachdem das iPhone erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, bot Facebook bereits eine App für das Smartphone an. Dem konstanten Zuwachs an neuen Funktionen, wie auch dem 2009 eingeführte Like-Button, ist es wohl zu verdanken, dass sich das Wachstum des Netzwerkes nichtmehr aufhalten ließ. Ende 2009 hat es 360 Millionen Nutzer, Ende 2010 sind es schon 608 Millionen Mitglieder, im folgenden Jahr wuchs die Zahl der Benutzer auf 845 Millionen.

Wachstum und Änderung der Nutzungsbestimmungen machen misstrauisch

Doch so unproblematisch wie es scheint, war das Wachstum nicht. Die steigenden Nutzerzahlen rückten das soziale Netzwerk immer mehr in das Licht der Öffentlichkeit - auf einmal beschäftigten sich Nutzer mit Themen wie der Privatsphäre im Internet. Deutlich wurde das beispielsweise im Februar 2009. Nach einer Änderung der Geschäftsbedingungen kam es zu einem erneuten Aufschrei der Nutzer. Auch wenn Facebook bis dato bereits das Recht an praktisch allem, was dort veröffentlicht wurde, besaß, sollte dies auch dann noch der Fall sein, sofern der Account gelöscht wird.

Schon damals riefen Facebook-Kritiker die zwei Millionen deutschen Nutzer auf, in sicherere deutsche Netzwerke zu wechseln. Verbesserungen der Privatsphäre-Einstellungen, die Mitte 2010 angekündigt wurden, halfen nicht dabei, sodass auch weltweit die Kritik an Facebook wuchs. Die New York Times wies zum Beispiel darauf hin, dass die Datenschutzbestimmungen rund 1 300 mehr Wörter enthielt als die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Kern des Problems war dabei die Haupteinnahmequelle des Netzwerks: Es finanzierte sich fast ausschließlich über Werbung. Aus der Sicht eines Geschäftsmannes ergibt dies auch durchaus Sinn, letztlich hatte Facebook schon damals mehr Informationen über seine Nutzer als andere Werbenetzwerke je bieten konnten. Der Spagat zwischen Werbeeinahmen und Schutz der Nutzer wollte aber dann doch nicht recht gelingen, die hohen Investitionen der Geldgeber aber gerechtfertigt werden.

Auf der letzten Seite werfen wir einen Blick auf eine der teuersten Übernahmen der jüngeren Geschichte und einen Börsengang, der wohl getrost als verpatzt bezeichnet werden darf.

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