Zu viele

Feldatal: Drei Anbieter buhlen um Kunden

Es gibt Orte, da gibts kein Internet, weil niemand bauen will. Und es gibt kleine Orte, wo sich gleich mehrere Glas­faser­anbieter um jeden einzelnen Kunden streiten.
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Schnelles Internet: Lange Jahre passierte tief in der gesamt­deut­schen Provinz nichts. Schnelles Internet? Fehl­anzeige. Inzwi­schen streiten sich die Vertreter verschie­dener Tele­fon­gesell­schaften, deren Namen außer in Fach­kreisen kaum jemand kennt, in winzigen Dörfern um die Kunden.

Kennen Sie Feld­atal?

Die Gemeinde Feldatal im Vogelsbergkreis Die Gemeinde Feldatal im Vogelsbergkreis
Bild: Gemeinde Feldatal
Den Ort 36325 Feld­atal kennen vermut­lich nur wenige teltarif.de-Leser. Die Gemeinde liegt im Bundes­land Hessen im Vogels­berg­kreis und entstand 1971 im Zuge einer Gebiets­reform aus mehreren Orts­teilen wie Ermenrod, Groß-Felda, Schell­hausen, Kestrich, Köddingen, Stum­per­tenrod, Wind­hausen und Zeil­bach. Feld­atal hatte 2019 insge­samt 2405 Einwohner, die auf 55,69 km² leben, neuere Zahlen liegen nicht vor.

Telekom hat schon VDSL ausge­baut

In fast ganz Feld­atal hat die Telekom vor kurzem VDSL ausge­baut, die maximal mögliche Down­load-Geschwin­dig­keit liegt bei 250 MBit/s.

Doch nun buhlen noch zwei Glas­faser­anbieter um neue Kunden. Zum einen die Firma goetel, die aber gleich sagt, dass sie Glas­faser erst ab einer Zustim­mung (= Unter­schrift unter den Vertrag) von 60 Prozent bauen will, vorher gäbe es - wie bei der Telekom - auch nur VDSL. Und dann gibt es die Firma TNG aus Kiel, die schon an anderen Ecken im Land gezeigt hat, dass sie wirk­lich bauen können. Und mögli­cher­weise hat auch die Telekom noch vor, Glas­faser bis ins Haus zu verlegen.

Vorver­mark­tung läuft

Aktuell läuft die Vorver­mark­tung. Bis Ende Juli können die Einwohner von Feld­atal einen Vertrag mit der Firma TNG abschließen und damit einen kosten­losen Glas­faser­haus­anschluss buchen. "Kostenlos" bedeutet, dass die Glas­faser kostenlos ins Haus gelegt wird. Geld kostet es erst, wenn man diesen Anschluss auch akti­vieren lässt, um ihn nutzen zu können. Alter­nativ könnten die Kunden auch bei goetel unter­schreiben.

TNG will 40 Prozent

TNG möchte eine Vermark­tungs­quote von 40 Prozent haben, damit der Glas­faser­ausbau in Feld­atal starten kann. TNG war zunächst der einzige Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter, der in Feld­atal Glas­faser­anschlüsse anbietet.

Dann kam die Firma "goetel" dazu. Sie möchten 60 Prozent Zustim­mung.

Bürger­meister Leopold Bach (parteilos) infor­miert seine Mitbürger, dass "im Gegen­satz zu den vorhan­denen oftmals sehr alten Kupfer­lei­tungen Glas­faser­anschlüsse eine zukunfts­wei­sende Tech­nologie" sind. Für Feld­atal sei der Glas­faser­ausbau wichtig, damit im Vergleich mit den Nach­bar­kom­munen kein Stand­ort­nach­teil entstehe. Dies gilt für private Haus­halte ebenso wie für gewerb­liche Nutzer. Aus diesen Gründen unter­stützt die Gemeinde das Projekt Glas­faser­ausbau. Die Bewohner werden ausdrück­lich gebeten, bei Fragen beim Bauamt der zustän­digen Gemeinde Schwalmtal vorzu­spre­chen. Zwischen den Zeilen ist heraus­zulesen, dass die Gemeinde eher die Akti­vitäten der Firma TNG präfe­riert.

Noch geringe Nach­fra­gequote

Mitte Juni hatten sich erst etwa 2 Prozent für den Glas­faser­anschluss in der Gemeinde inter­essiert. Der Grund ist nahe­lie­gend: Viele Privat­kunden dürften den VDSL-Anschluss im Moment als "ausrei­chend" ansehen.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wenn man das so liest, könnte man verzwei­feln. Da gibt es Orte im Land, wo nur uraltes Kupfer liegt, das viel­leicht gerade noch zum Tele­fonieren reicht, an Internet ist dort aber nicht zu denken. Doch da tut sich nichts.

Entweder weil die Gemeinde vor Ort im Förder- und Antrags­dschungel nicht durch­blickt oder die Bürger auf ein schnelles Internet (scheinbar) keinen Wert legen oder längst resi­gniert haben.

Anderswo hauen sich die Vertreter verschie­dener Tele­fon­gesell­schaften vor offenen Baugruben. Gibt es keine über­regio­nale Insti­tution, welche die Ausbau­lage kennt und die bauwil­ligen Firmen dorthin leitet, wo drin­gend ausge­baut werden müsste? Klar, da treffen die Anhänger einer Plan- auf die Anhänger einer Markt­wirt­schaft. Momentan haben viele Inves­toren Geld übrig und wollen dieses vor nega­tiven Straf­zinsen "retten". Deshalb müssten auch sie ein Inter­esse daran haben, gezielt Regionen auszu­bauen, wo sie noch Chancen auf Kunden haben.

Falls Sie in einer Gemeinde leben, wo nichts geht, melden Sie sich in unserem Forum. Nennen Sie unbe­dingt Ross und Reiter. Also Bundes­land, Land­kreis und Orts­name und was es aktuell dort gibt. Auto­matisch wird nichts passieren. Nur wenn inter­essierte Kunden an Anbieter, Gemeinde oder Land­kreis heran­treten und so lange "quen­geln", bis sich was tut, besteht Hoff­nung.

Beim Wechsel zu o2-DSL kann es auch span­nend werden. teltarif.de konnte in einem konkreten Fall helfen.

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