freenet FUNK: 35 300 Kunden nutzen den Mobilfunktarif
Bei freenet denken viele sofort an die Farbe "hellgrün". Wer sich etwas länger mit dem Markt beschäftigt, weiß, dass die wohl bekannteste Mobilfunk-Marke des Unternehmens Mobilcom-Debitel ist, aber auch Klarmobil oder "Call Mobile" und andere Marken gehören dazu.
"01019", die Call-by-Call-Vorwahl von freenet gehörte anfangs dem damals noch selbstständigen Unternehmen Mobilcom und startete mit nur 19 Pfennig (ca. zehn Cent) pro Minute den Siegeszug von Call-by-Call in Deutschland. Die Marke freenet gehörte einst zu den Preisbrechern bei günstigen Internetzugängen, damals noch per Modem-Einwahl. Beim TV-Empfang sind es neben freenet-TV noch waipu.tv oder die Rundfunksender-Tochter Media Broadcast.
Einladung zur virtuellen Hauptversammlung
In Büdelsdorf fing alles an: Hier startete einst die Mobilcom, heute Teil der Freenet-Gruppe
Foto: Freenet AG
Dieses Jahr lädt die freenet Aktiengesellschaft zur "virtuellen" Hauptversammlung am 27. Mai ein und hat gestern schon "sehr solide Zahlen" für das erste Quartal 2020 vorgestellt.
freenet hat seinen Umsatz auf 648,8 Millionen Euro (gegenüber Vorjahr plus 4,3 Prozent) und den Gewinn vor Steuern und Abschreibungen bei 109,2 Millionen Euro stabilisieren können, wenn man regulatorische Effekte ausblendet.
Die "Abonnenten"-Kundenzahl ist um 3,2 Prozent auf 8,43 Millionen Kunden gewachsen. Unter "Abonnenten" versteht freenet alle Postpaid-(Laufzeitvertrag)-Kunden, aktive freenet-FUNK-Kunden, freenet-TV-Abo-Kunden und waipu.tv-Abo-Kunden. Die Prepaidkarten sind dabei nicht mitgezählt.
Anteil an Motion TM verkauft
Diesmal musste der Verkauf des Handelsunternehmen "Motion TM" herausgerechnet werden. Der freenet-Vorstand hatte beschlossen, sich zum Jahresende 2019 von seiner 51-prozentigen Beteiligung zu trennen. Die Anteile wurden für 7 Millionen Euro an die Altgesellschafter zurückzugeben. Als Gründe wurden genannt: "Fehlende Einkaufssynergien" (man konnte auch zusammen nicht wirklich günstiger einkaufen), "größere Ausfallrisiken" (Leute, die ihre Geräte- oder Handy-Rechnungen nicht bezahlt hatten) und die "charakteristische Margenschwäche des Hardwaregeschäfts" (auf deutsch: Geräte müssen billig, billiger und noch viel billiger sein, man verdient also gar nichts mehr dran.)
Regulierung belastet die Zahlen
Bei den Postpaid-Kunden zählte freenet 6,925 Millionen (plus 63 400), die einen durchschnittlichen Umsatz pro Kunde (=ARPU) - gerechnet ohne Hardware - von 18,40 Euro im Monat ausgaben. Letztes Jahr waren es noch 18,80 Euro gewesen. freenet begründet den Rückgang mit der niedrigeren EU-Preisgrenze für Anrufe mit Ziel EU Ausland und beim EU-Roaming. Die Einnahmen gingen dadurch um etwa 3,7 Millionen zurück.
freenet FUNK startet erfolgreich
Erstmalig nennt freenet Details zu "freenet FUNK": 35 300 Kunden nutzen den Tarif im o2-Netz, der als absolutes Novum startete: Bestellung über eine App, zwischendurch pausierbar, Abrechnung pro Nutzungs-Tag über Paypal.
Weil sicher einige Kunden diese Pausenreglung "zu intensiv" genutzt haben dürften, wurde die mögliche Pause auf maximal 30 Tage jährlich reduziert und eine einmalige Aktivierungsgebühr von zehn Euro eingeführt. Dennoch sei der Zuspruch zum App-basierten Tarif erhalten geblieben, sagt freenet: "Der Bestand aktiver Nutzer gegenüber dem Jahresende blieb konstant." Unterm Strich stiegen die Umsatzerlöse im Mobilfunk, weil die GRAVIS Stores erfolgreicher gearbeitet haben.
TV und Medien: Interesse an waipu.tv steigend, freenet TV schwächer
Steil angestiegen ist die Zahl der waipu.tv Abo-Kunden, von 286.300 auf 452.500. In diesen Zahlen sind auch die über o2-TV vermittelten Kunden enthalten. Etwas rückläufig waren die freenet-TV-Abo-Kunden, die ihre TV-Programm über terrestrisches DVB-T2 schauen: Von 1,02 auf 1,016 Millionen.
freenet ist selbst gespannt, wie stark sich die zum 1. Mai verkündete Preiserhöhung beim freenet-TV-Abo (von 5,75 Euro auf 6,99 Euro pro Monat) auf die Nutzerzahlen auswirken wird. Weil freenet den Marketingaufwand für diese Produkte planmässig reduziert hat, blieb unterm Strich mehr Gewinn übrig.
Dividende: Einmalige Aussetzung vorgeschlagen
Aufgrund der aktuellen Lage soll die Dividende einmalig ausgesetzt werden. Das ist normalerweise der Anteil am Geschäftsergebnis, den die Aktieninhaber (Anteilseigner) einmal im Jahr bekommen. So soll es nur den gesetzlich vorgeschriebene Mindestanteil von vier Cent je Aktie geben, der Rest wird für schlechtere Zeiten angespart.
Das soll etwaige negative Folgen der Coronavirus-Krise abfedern, beispielsweise sind zwei Schuldscheine in Höhe von 700 Millionen Euro zu finanzieren. Darüber müssen die Aktionäre abstimmen.