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Ausblick 2016: Es wird ernst mit der Netzfusion

Ende 2016 steht ein wichtiger Termin für Telefònica an. Bis dahin muss ein großer Teil der Netzfusion erledigt sein. Was ändert sich dadurch für die Verbraucher?
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Ende 2016 steht ein wichtiger Termin für Telefònica an Ende 2016 steht ein wichtiger Termin für Telefònica an
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Anfang 2015 hatte ich für das letzte Jahr vorhergesagt, dass "erste Auswirkungen der Netzintegration von o2 und E-Plus spürbar werden". Das passierte dann mit einem großen Knall durch die wechselseitige Freigabe des nationalen Roamings im UMTS-Netz. Über die Vorteile dieses Schritts für die Kunden gehen die Meinungen auseinander: Die teltarif-Redaktion hat in bestimmten Gebieten, wie der Berliner U-Bahn, durch das Roaming teils drastische Verbesserungen beobachten können. Die Testfahrer von der Connect maßen dem Roaming hingegen nur eine "geringe Bedeutung" bei.

2016 fällt nun der Startschuss für die eigentliche Netzintegration. Und die ist auch bitter nötig: Egal, wie stark man den Einfluss des nationalen Roamings auf die Netzqualität beurteilt: Fest steht, dass das Roaming im 3G-Netz alleine nicht reicht, damit o2/E-Plus beim Thema Netzqualität zur Konkurrenz aufschließen kann. Sowohl beim connect-Netztest, als auch beim User-Netztest der Computer Bild, als auch bei der teltarif-Netzumfrage bildeten die beiden Netze des fusionierten Anbieters im Herbst jeweils das Schlusslicht. Sieger war jeweils die Deutsche Telekom, gefolgt von Vodafone.

Rückstände bei Telefònica beim Netzausbau

Ende 2016 steht ein wichtiger Termin für Telefònica an Ende 2016 steht ein wichtiger Termin für Telefònica an
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Telefònica wird also im kommenden Jahr - und nicht nur in diesem - viel Geld in die Hand nehmen müssen, um die Rückstände beim Netzaufbau aufzuholen. Telefònica verfügt nach der letzten Frequenzauktion bei 2100 MHz und 2600 MHz mit Abstand über die meisten Frequenzen. Diesen großen Vorrat kann sie nutzen, um in den Städten ein Netz mit hoher Kapazität aufzubauen, ohne dafür allzu viele Standorte erschließen zu müssen. Billig wird der Netzausbau dennoch nicht: Jeder zusätzlich aufgeschaltete Träger kostet zusätzliche Lizenzkosten an die Ausrüster. Und je mehr Megabit pro Sekunde eine Basisstation in die Luft pumpt, desto breitbandiger muss auch deren Backbone-Anbindung ausfallen, was ebenfalls Kosten verursacht.

Bis Ende 2016 soll der LTE-Ausbau so weit fortgeschritten sein, dass 90 Prozent der Bevölkerung erreicht werden, und zwar bereits mit einem gemeinsamen Netz, das beide Netzkennungen ausstrahlt. Nationales Roaming zwischen o2 und E-Plus wird daher im 4G-Netz nicht nötig sein. Der Anbieter dementiert auch dahingehende Versuche und Testbetriebe.

Ebenfalls bis Ende 2016 muss Telefònica die GSM-Netzintegration so weit vorangetrieben haben, dass sie nicht weniger als fünf Frequenzblöcke im Bereich um 1800 MHz zurückgeben kann. Dazu wird insbesondere in dichter besiedelten Gebieten die Umstellung auf moderne GSM-Basisstationen nötig sein, die eine deutlich effizientere Frequenznutzung ermöglichen als GSM-Basisstationen der ersten Generationen. In den weniger dicht besiedelten Gebieten wird sich der Konzern hingegen deutlich mehr Zeit lassen. Über die vielen Frequenzblöcke im 1800er Band, von denen Telefònica nun fünf zurückgeben muss, verfügte sie aufgrund der üppigen Zuteilungen von GSM-Frequenzen an E-Plus und o2 in den Anfangsjahren. Bei der letzten Auktion hatte Telefònica aber nur zwei Blöcke zurückersteigert.

Die Konsequenz aus all dem vorgenannten sind ungewöhnlich starke Netzaufbau- und -umbau-Aktivitäten bei Telefònica im kommenden Jahr. Für die meisten Kunden werden diese mit einer spürbaren Verbesserung der Netzqualität einhergehen: Insbesondere sollten deutlich seltener als bisher Anrufversuche an überlasteten Zellen scheitern oder trotz Netzanzeige mit Vollausschlag die Daten nur langsam fließen. Da bei der Zusammenschaltung auch Standorte aufgegeben werden, wird es sich im Einzelfall nicht verhindern lassen, dass die Versorgung auch schlechter wird. In Summe werden aber die Verbesserungen überwiegen. Das ist der in vieler Hinsicht größte deutsche Netzbetreiber seinen Kunden auch schuldig.

Lesen Sie in einem weiteren Ausblick, was auf die Mobilfunkanbieter in Sachen Frequenzen und auf die Regulierung im Allgemeinen in diesem Jahr zukommt.

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