Mit dem Handy am BER: Free-WLAN & kaum Funklöcher
Man mag es ja kaum glauben, aber am 31. Oktober 2020 geht der Flughafen Berlin Brandenburg tatsächlich ans Netz. "Abwarten" werden bei so einer Aussage viele denken und das durchaus zurecht, denn schließlich sind mittlerweile mehr als 8 Jahre seit dem ursprünglich geplanten Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 vergangen. In anderen Regionen dieser Welt sind mit Peking Daxing (ZBAD) und dem neuen Airport Istanbul (LTFM) während dieser Zeit zwei neue "größte Airports der Welt" eröffnet worden - teilweise in Rekordbauzeit.
Neuer Flughafen Berlin-Brandenburg (EDDB)
Bild: Thomas Michel, teltarif.de
Ganz nüchtern betrachtet müsste allerdings schon etwas Gravierendes passieren, damit der Start des BER Ende Oktober doch noch abgesagt werden muss. Klar, auch 2012 klang das offiziell lange Zeit alles so, dass der BER pünktlich an den Start gehen sollte. Der Autor des Artikels sollte damals sogar zu den ersten Passagieren am BER gehören, um mit Air Berlin per Direktflug nach Miami zu fliegen. Heute existiert Air Berlin nicht mehr und mit Flügen in die USA sieht es derzeit durch die weltweite Corona-Pandemie eher schlecht aus. So kommt es dem BER vermutlich eher entgegen, dass aktuell deutlich weniger und zu weniger Zielen geflogen wird. Die wahre Belastungsprobe wird also noch etwas auf sich warten lassen.
Flughafen BER ist bereits in Betrieb
Empfangshalle des BER
Bild: Thomas Michel, teltarif.de
Dass der Flughafen allerdings am 31. Oktober an den Start gehen wird, dürfte ein Fakt sein, denn er ist bereits "scharf". Das heißt, im Rahmen der seit Anfang Juni laufenden Testphase werden die Komparsen so behandelt, als wären es echte Fluggäste. Die Security und Passkontrolle wird also nicht mehr simuliert, sondern so durchgeführt wie bei echten Fluggästen.
Es sprechen noch weitere Fakten für eine Eröffnung: Der IATA-Code EDDB gehörte bisher dem Flughafen Berlin-Schönefeld (SXF), ab 25. Oktober bezeichnet EDDB den neuen Flughafen BER. Der Flughafen Schönefeld (SXF) ist dann BER Terminal 5. Auch die SID und STAR (Standard Instrument Departure und Standard Terminal Arrival Route), also die An- und Abflugrouten sowohl für den neuen BER als auch für die bisherigen Airports Berlin Tegel und Schönefeld (bzw. BER Terminal 5) wurden entsprechend angepasst, so dass es durch den zusätzlichen Flughafen im Raum Berlin zu keinen Engpässen im Luftraum kommen sollte. Und nicht zuletzt rühren einige Airlines schon kräftig die Werbetrommel, dass ihre Flüge ab 31. Oktober vom Terminal 1 des BER starten.
Check-In-Inseln am BER
Bild: Thomas Michel, teltarif.de
In den vergangenen acht Jahren haben sich allerdings auch die Nutzungsgewohnheiten der Passagiere bezüglich Smartphones, mobile Bordkarten, Online-Check-In, etc. verändert. Zwar gab es auch vor 8 Jahren schon Smartphones, aber die Möglichkeiten zum papierlosen Reisen haben sich erst in den vergangenen Jahren derart entwickelt, dass eine Bordkarte im Smartphone oder der Check-In am oder mit dem Handy eher die Regel als die Ausnahme sind. Folglich braucht der Reisende zwei Dinge am Airport zum Reisen: Mobiles Internet und einen vollen Handyakku. Wie es darum am BER steht, haben wir uns die vergangenen Tage angesehen.
Kostenloses WLAN, gute Mobilfunk-Versorgung
Erfreulich ist, dass es am BER ein kostenlos nutzbares WLAN gibt. Dieses konnte im Rahmen des Testbetriebs unbegrenzt und im gesamten Flughafen-Gebäude kostenlos genutzt werden. Eine zeitliche Einschränkung, wie das auf zahlreichen Flughäfen der Welt oft der Fall ist, gibt es zumindest nach derzeitigen Stand nicht.
International-Gates am Terminal 1
Bild: Thomas Michel, teltarif.de
Die Geschwindigkeit des WLAN war mit durchschnittlichen 10 MBit/s akzeptabel, allerdings hielt sich auch die Zahl der "Fluggäste" während des Testbetriebs noch in Grenzen. Es bleibt abzuwarten, wie belastbar das WLAN ist, wenn die Zahl der Nutzer deutlich steigt. Es ist auch damit zu rechnen, dass das Free-WLAN nach der Eröffnung des BER bei der Nutzung auf 60 Minuten pro Tag begrenzt wird, wie es jetzt schon am Flughafen Berlin Tegel und Berlin Schönefeld der Fall ist. Wer das WLAN länger benötigt, kann ein kostenpflichtiges WLAN nutzen, das schon jetzt parallel zur Verfügung steht.
Das WLAN sollte allerdings nur für Reisende von Relevanz sein, die keine deutsche SIM-Karte mit entsprechendem Datenvolumen zur Verfügung haben - wie zum Beispiel Reisende aus dem Ausland. Für deutsche Reisende bzw. Inhaber einer deutschen Mobilfunk-SIM mit entsprechendem Datenvolumen steht in allen drei Mobilfunknetzen ausreichend Netzversorgung am BER zur Verfügung. Der Flughafen ist von der Telekom, Vodafone und o2 ausreichend abgedeckt, so dass es kaum Funklöcher am Flughafen geben sollte. Es steht in der Regel LTE zur Verfügung, 5G konnten wir am BER mit einem Samsung Galaxy S20 Ultra 5G noch nicht entdecken. Es könnte sich allerdings auch das Galaxy S20 Ultra 5G als Ursache dafür herausstellen.
Powerbank von Vorteil: Ladestationen noch Mangelware
Wenige Steckdosen im Bereich der Gates
Bild: Thomas Michel, teltarif.de
Nicht ganz so positiv wie die Versorgung mit WLAN oder Mobilfunk sieht es in Sachen Stromversorgung fürs Mobiltelefon aus. Im gesamten Ankunfts- und Check-In-Bereich gibt es keine Handy-Ladestationen, an denen ein Smartphone aufgeladen werden kann. Auch konnten wir keine Steckdosen finden, an denen ein Handy oder Laptop mit Strom versorgt werden kann. Erst nach der Sicherheits- und der anschließenden Passkontrolle konnten wir eine Handy-Ladestation entdecken. Und im Bereich der Gates gibt es dann einige frei zugängliche Steckdosen.
Mobile Handy-Ladestationen im Terminal 1 des BER
Bild: Thomas Michel, teltarif.de
Bei den Handy-Ladestation handelt es sich um mobile Stationen, die vom Flughafen Berlin Tegel übernommen wurden. Wie uns Mitarbeiter vom BER mit den Worten "Wir werden noch modern" versicherten, sollen weitere Handy-Ladestationen bis zur Eröffnung den Weg in den BER finden - auch außerhalb des Sicherheitsbereichs soll es dann möglich sein, Handys mit Strom zu versorgen.
An dieser Stelle ist dann eben doch zu merken, dass der BER zu einer Zeit geplant und größtenteils gebaut wurde, zu der es nicht zwingend notwendig war, den Fluggästen Möglichkeiten zum Laden von Handys anzubieten. Heute ist das bei neu gebauten oder modernisierten Airports Standard. Während andere Airports gut ausgebaute Energie-Versorgungsterminals zu bieten haben, stehen am BER derzeit nur vereinzelt mobile Stationen zur Verfügung. Immerhin sind dort sogar Kabel schon festintegriert, so dass der Fluggast nicht erst sein eigenes aus dem Handgepäck holen muss. Induktives Laden gibt es noch nicht.
Ladekabel für verschiedene Anschlüsse sind vorhanden
Bild: Thomas Michel, teltarif.de
Alles in allem hinterlässt der Flughafen BER einen guten Eindruck, vor allem das kostenfrei nutzbare WLAN und die gute Mobilfunkversorgung im gesamten Flughafengebäude. Die fehlenden Möglichkeiten zum Nachladen des Handy- oder Laptop-Akkus sind zwar ärgerlich, aber auf Nachfrage am Flughafen wurde versichert, dass man sich der Sache bewusst sei und demnächst deutlich mehr Ladestationen zur Verfügung stellen werde. Wir werden das nach der offiziellen Eröffnung des Flughafens erneut testen.
Ab 31. Oktober 2020 sollen ab hier Flugzeuge starten
Bild: Thomas Michel, teltarif.de