Standpunkte

Ein Handy ist ein Handy ist ein Handy ist ein Handy

RTL-Gründer Thoma hält nicht viel vom aktuellen Smartphone-Hype
Von Björn Brodersen

Sei es seinem Alter, seinem persönlichen Erfahrungshintergrund oder auch seinem Wirkungsbereich geschuldet - der RTL-Gründer Prof. Dr. Helmut Thoma hält jedenfalls nicht viel von dem Gerede über "Konvergenz" im Mobilfunkbereich. "Ein Handy wird kein Fernseher werden", sagte er heute auf der Computermesse CeBIT in Hannover. "Auch das mobile Internet wird keine große Angelegenheit des Handys sein, sondern eher eine Sache von Notebooks und Netbooks. Wenn das Handy klingelt, kann man damit nur noch telefonieren. Ein Handy bleibt ein Mobiltelefon." Auf einer Podiumsdiskussion zum Thema "Mobile Communication, Media and Entertainment - How Everything is Converging" stand er mit dieser Ansicht allerdings ziemlich alleine da. Vertreter der Mobilfunkbranche äußerten vielmehr die Hoffnung, zukünftige Smartphones würden zur vielzitierten eierlegenden Wollmilchsau werden.

Thoma, der Aufsichtsratschef des Serviceproviders freenet ist, ermahnte die Mobilfunkbetreiber und Handy-Hersteller, sich wieder mehr auf den Kommunikationsaspekt zu konzentrieren. "Viele Applikationen können auch leicht zu viele Applikationen sein", sagte er in Hannover. "Wichtig ist es doch eigentlich, günstig telefonieren zu können." Er verwies auf den zumindest in Deutschland bislang gefloppten MMS-Dienst.

Andere Smartphone-Funktionen wie etwa die auf Handys schon nicht mehr wegzudenkende eingebaute Kamera, das auch auf immer mehr Smartphones vertretene GPS oder standortbezogene Dienste (Location Based Services) hält er für verzichtbar. Schließlich gebe es diese Anwendungen schon in ausgereifterer Form in spezialisierten Geräten oder - wie die Location Based Services - sie würden am Ende nur vergleichsweise wenig genutzt. Man solle solche Dienste fürs Handy nicht überschätzen, sie würden seiner Ansicht nach nur zu einem gewissen Grad von den Handy-Besitzern genutzt.

E-Plus-Chef: "Handy hat Kommunikation verändert"

E-Plus-Chef Thorsten Dirks sieht das naturgemäß ganz anders. "Erst war das Handy nur ein Mobiltelefon, aber dann kam irgendwann die SMS und die Art der Kommunikation veränderte sich", hielt er Thoma entgegen. Neben der Kommunikation in Echtzeit sei so die Komponente der asynchronen Kommunikation hinzugekommen. Nach Ansicht von Dirks werde das Handy mehr und mehr zum Schweizer Taschenmesser, auch wenn sich nicht jede Anwendung durchsetze und nicht jedes Angebot relevant sei. Er verwies beispielhaft auf den Trend Widgets auf dem Handy, die seiner Meinung nach auch Nischenmärkte mit Diensten bedienen könnten.

Auch Frank Rosenberger, CCO Consumer bei Vodafone, glaubt an Konvergenz: "Mobilfunk und Internet kommen zusammen, die Kunden erhalten auf ihrem Handy Zugang zu Informationen, Inhalten und Freunden", sagte er auf der Podiumsdiskussion auf der CeBIT. Er sieht in der Abkehr von proprietären Plattformen und dem Aufkommen von offeneren Smartphone-Systemen wie etwa das von Google initiierte Android großes Potenzial für die Branche durch das rapide ansteigende übertragene Datenvolumen in den Netzen.

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